N26 hat die Gewinnschwelle erreicht
Digitalbank N26 hat die Gewinnschwelle erreicht
Bilanzbereinigung verhindert 2024 operative schwarze Null – Börsengang erst „in einigen Jahren“ – Spezielle Angebote für Geschäftskunden in Vorbereitung
ahe Berlin
Elf Jahre nach ihrer Gründung hat die Digitalbank N26 im Juni erstmals einen Gewinn im operativen Geschäft verbucht. Auch das sich anschließende dritte Quartal endete zum ersten Mal mit schwarzen Zahlen: Das operative Ergebnis betrug in den drei Monaten 2,8 Mill. Euro, wie das in Berlin ansässige Unternehmen am Dienstag bekannt gab. Im Gesamtjahr verhindert nur eine Bilanzbereinigung im Volumen von 20 Mill. Euro die erhoffte schwarze Null.
Nach Angaben von Finanzvorstand Arnd Schwierholz werden durch den Verkauf von Anleihen, die noch in einem anderen Zinsumfeld erworben wurden, sogenannte stille Verluste realisiert. N26 erhofft sich von diesem Schritt aber, zusätzliches Kapital für weitere Wachstumsinvestitionen in zweistelliger Mill.-Euro-Höhe freizusetzen.
Seit Juni ist N26 von den Wachstumsbeschränkungen befreit, die die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht 2021 verhängt hatte. Mitgründer und CEO Valentin Stalf sprach von einer neuen Dynamik, die damit einhergegangen sei. So rechne N26 in diesem Jahr mit einem Anstieg der ertragsrelevanten Kunden, die den Verifizierungsprozess abgeschlossen haben, von 4,2 auf 4,8 Millionen und der Bruttoerträge – bzw. des Umsatzes – um etwa 40% auf jetzt 440 Mill. Euro. Stalf hält in einen Umsatz von 1 Mrd. Euro in den nächsten Jahren schon für absehbar.
Die starken Umsatzsteigerungen in diesem Jahr sind nach Worten von Schwierholz nicht nur auf die höhere Kundenzahl, sondern auch auf das deutlich höhere Transaktionsvolumen zurückzuführen, das pro Kunde mittlerweile bei durchschnittlich 29.000 Euro im Jahr liegt. Insgesamt summiert sich das Transaktionsvolumen der Bank 2024 damit auf rund 140 Mrd. Euro – ein Plus von 23%. Sogar um 30% legten die Kundeneinlagen zu, die mittlerweile bei rund 10 Mrd. Euro liegen. Auch in Folge dieser Entwicklung erwartet die N26, dass Zinserträge 2024 die Hälfte des Gesamtumsatzes ausmachen. Im letzten Jahr waren es noch 40%.
Einstieg ins Hypothekengeschäft
N26 ist in 24 Ländern in Europa aktiv. Aus Brasilien hat sich das Unternehmen 2023 verabschiedet. Die wichtigsten Kernmärkte neben Deutschland sind Frankreich und Spanien mit einem ungefähr ähnlichem Geschäftsvolumen. Genaue Zahlen für die einzelnen Märkte veröffentlicht die Bank nicht. In Italien gibt es weiterhin von der dortigen Aufsicht auferlegte Wachstumsbeschränkungen. In den Niederlanden ist N26 seit dem vergangenen Jahr unter der Marke „Neo Hypotheken“ auch in der Immobilienfinanzierung mit einem Volumen von über 600 Mill. Euro aktiv. CEO Stalf kündigte die Ausweitung dieses Geschäfts in den kommenden Jahren auch auf andere Märkte an.
Schon in Kürze will die Digitalbank mit ihren aktuell 1.500 Mitarbeitern auch spezielle Konten für Geschäftskunden anbieten, die deutlich günstiger als die Angebote herkömmlicher Banken sein und spezielle Steuer- und Payment-Funktionen in der App enthalten werden. Auch soll es Angebote geben, die insbesondere auf kleine und mittelgroße Unternehmen zugeschnitten sind.
N26 gibt noch keine Prognosen für 2025
Eine genauere Prognose, wann es zu einem Börsengang kommen könnte, nannte Stalf verfrüht. Er sprach von einem Thema, das erst „in einigen Jahren“ auf N26 zukomme. Der CEO, der ebenso wie Mitgründer und Co-CEO Maximilian Tayenthal noch rund 20% der Anteile hält, sähe in einem IPO aber grundsätzlich einen positiven Schritt, der unter anderem den Zugang zum Kapitalmarkt für die Bank noch verbessern könne.
Eine Prognose für 2025, insbesondere für das Ergebnis, wollte N26 am Dienstag noch nicht machen. Finanzvorstand Schwierholz verwies darauf, dass die Bank die Wachstumsraten zwar halten wolle, aber zugleich auch eine Balance zwischen den Investitionen in künftiges Wachstum und der Profitabilität finden müsse.