Nachhaltiges Regulierungsdefizit

Frankfurt School und WWF legen Green-Finance-Tracker vor - Berlin wird fehlende Strategie attestiert

Nachhaltiges Regulierungsdefizit

dm Frankfurt – Deutschland hat weiterhin Nachholbedarf in Fragen der finanzmarktbezogenen Klimaregulierung. Dies zeigt eine von der Frankfurt School of Finance und der Umweltorganisation WWF aufgelegte Plattform, der Fit-for-Paris-Tracker (3fP). Die Untersuchung hat das Ziel, Wandel und Fortschritte in der Regulierung grüner Finanzanlagen zu messen und zu vergleichen.Bisher sind die Europäische Union und Deutschland untersucht worden. Die EU erreicht einen Durchschnittswert von 4,56, während Deutschland mit 3,17 klar darunter liegt, wie aus der am Freitag in Frankfurt präsentierten Erhebung deutlich wurde. Der Maximalwert von 10 komme dabei laut dem Projektteam einem “Idealzustand” nahe, während 0 das Minimum darstellt. Bis Ende des laufenden Jahres soll auch eine Bewertung für Frankreich und die Niederlande vorliegen. Geplant ist, die Vergleichsanalyse auf weitere europäische Länder auszuweiten.Matthias Kopp, Leiter für Sustainable Finance beim WWF, bezeichnet den Tracker als eine Vergleichsplattform, über die ein Status über den Rechtsrahmen gegeben wird. Es gehe nicht darum, Regulierungsvorschläge zu machen, sondern zu einer “strukturierten Diskussion” über den Umgang von Finanzmarktakteuren mit dem Klimawandel beizutragen. Der Tracker untersucht dazu die Bereiche “Transparenz und Offenlegung” sowie “Aufsicht, Risikomanagement und Systemstabilität” und die “Gestaltung eines für Green Finance positiven politischen Umfelds”. Teilweise wenig TransparenzIm Zentrum steht die Frage, ob die Akteure dazu beitragen, das Zwei-Grad-Klimaziel, das auf der Klimakonferenz 2015 in Paris beschlossen wurde, zu erreichen. Das Finanzsystem soll dabei “befähigt” werden, mit dem Klimawandel umzugehen, wie WWF-Manager Kopp erklärt. Laut dem Tracker ist die EU-Kommission “stark positioniert”, etwa durch eine hochrangige Expertengruppe (High Level Expert Group on Sustainable Finance, HLEG), den Aktionsplan zum nachhaltigen Finanzwesen sowie durch die Richtlinie für Pensionsfonds (IORP). Bislang gebe es zwar noch wenig Verbrauchertransparenz und Labels für grüne Finanzprodukte, doch werde der EU-Aktionsplan Standards schaffen. In Deutschland würden sich die Aufsichtsbehörden zu klimawandelbedingten Risiken “positionieren”, doch werde das Thema lediglich im Rahmen der unternehmerischen Sozialverantwortung (CSR) berücksichtigt. Bislang agiere Deutschland auch zurückhaltend auf die Empfehlungen der hochrangigen Expertengruppe der EU und der Task Force on Climate-related Financial Disclosure (TCFD). Black Box öffentliche AnlagenWährend ihrer Arbeit für den Tracker hat Anne Michaels vom Frankfurt School UNEP Collaborating Centre for Climate & Sustainable Energy Finance unter anderem festgestellt, dass die Datenerhebung schwierig sein kann. So sei versucht worden, Erkenntnisse zu den Investmentstrategien der öffentlichen Hand in Bezug auf den Klimawandel zu gewinnen, doch sei dies wegen fehlender Daten nicht möglich gewesen. Laut Kopp bringen sich die Finanzmarktakteure in Deutschland in die Diskussion nur bedingt ein. Von den zuständigen Bundesministerien fehle zudem eine gemeinsame Aussage oder gemeinsame Strategie. Kopp meint, dass die Umsetzung der CSR-Richtlinie die Schwammigkeit erhöhe und einen Zeitverlust von zwei bis drei Jahren mit sich gebracht habe. Die EU-Richtlinie verpflichtet Unternehmen, wesentliche nichtfinanzielle Aspekte zu berichten.