Nachhaltigkeitsberichte am Anfang
fir Frankfurt
Deutsche Banken und Sparkassen kommen in puncto Nachhaltigkeit zwar ihren Berichtspflichten nach, verankern das Thema aber noch nicht ausreichend in den Unternehmensstrategien. Das ist das Ergebnis einer am Montag veröffentlichten Analyse von Zielke Research Consult in Kooperation mit der Beratungsgesellschaft ZEB. „Im Gegensatz zu den Versicherungen ist das Thema Nachhaltigkeit leider noch nicht Teil der Gesamtstrategie deutscher Kreditinstitute“, lautet das Resümee. Demnach mangelt es vor allem an einer Gesamtstrategie mit klar definierten Zielen. Ausländische Banken seien insgesamt weiter, heißt es. Die Autoren haben die Corporate-Social-Responsibility-Berichte (CSR) von 119 Kreditinstituten mit einer Bilanzsumme von mehr als 5 Mrd. Euro unter die Lupe genommen.
Der Bedeutung bewusst
Wenngleich noch „hohe Kraftanstrengungen“ anstünden, sei den hiesigen Banken allerdings zugutezuhalten, dass sie das Thema ernst nähmen. Allein die Berichtspflicht habe schon dazu geführt, „dass eine Bewusstseinsfindung stattfindet, die nun zu einer besseren Messung und danach Bestimmung der zu treffenden Maßnahmen genutzt werden sollte“, erklärt Carsten Zielke, geschäftsführender Gesellschafter der Beratungsgesellschaft.
In der Gesamtwertung, die zwischen minus 3,96 und plus 4,785 liegen kann, schneiden KfW, LBBW und die Bayern-LB-Tochter DKB am besten ab (siehe Tabelle) und Stadtsparkasse München, Dortmunder Volksbank sowie Verbundvolksbank OWL am schlechtesten. In die Gesamtwertung fließen die Beurteilungen der Berichterstattung der einzelnen Institute über die drei Bereiche Umwelt, Soziales und Governance zu je einem Drittel in die Gesamtpunktzahl ein.
Innerhalb der drei Bereiche wird die Berichterstattung über verschiedene Indikatoren bewertet. So fließen etwa Angaben zu Maßnahmen zur CO2-Reduzierung und über ESG in der Kreditvergabepolitik in die Benotung der Umweltfaktoren ein. Beschreibungen etwa von Gesundheitsmanagement, Inklusion und des Frauenanteils in Führungspositionen gehen in die Bewertung des Sozial-Faktors ein. Und unter anderem Angaben zum Nachhaltigkeitsbeauftragten oder zur Auffindbarkeit des Berichts sind Teil der Beurteilung der Governance-Beschreibung.
CO2-Fußabdruck fehlt
Die Studienautoren beklagen insbesondere, dass kaum CO2-Fußabdrücke durch die Kreditvergabe gemessen würden. Ein Argument der Institute laute, dass sie als Dienstleister anders als produzierende Betriebe nur wenige Möglichkeiten hätten, nachhaltiger zu werden, etwa durch gedrosselten Papierverbrauch oder über Ökostrom. Sie kämen damit jedoch nicht ihrer Verantwortung etwa in der Kreditvergabe und Anlagepolitik nach, kritisieren die Berater. Von den 44 untersuchten Privat- und Geschäftsbanken, 57 Sparkassen sowie 18 Volks- und Raiffeisenbanken haben der Analyse zufolge nur fünf Nachhaltigkeit in der Kreditvergabepolitik sehr ausführlich und transparent dargestellt – KfW, LBBW, GLS Bank, ING Group und UBS. Zehn Institute machten dahingehend überhaupt keine Angaben.
Kein Interesse an Publizität
Seit 2017 müssen alle börsennotierten Gesellschaften und alle Finanzinstitute mit mehr als 500 Mitarbeitern einen CSR-Bericht vorlegen. Dieser kann Teil des Geschäftsberichts oder als separater Bericht veröffentlicht sein. Zwar seien die meisten Berichte leicht zu finden, heißt es, doch müssten einige gesucht werden bzw. wieder andere würden nur im Bundesanzeiger veröffentlicht. „Wir haben das Gefühl, dass einige Banken nicht wollen, dass Interessierte ihre Berichte finden“, bemängelt Zielke.
Je nach Säule der Kreditwirtschaft tun sich der Analyse zufolge erhebliche Unterschiede in den Berichten auf. Demnach zeigen die großen Kreditinstitute besonders Stärken in ihren Angaben über Umwelt- und Governance-Aspekte, Sparkassen hingegen, wenn es um Soziales geht. Die Kehrseite: „Insgesamt scheint das Thema ‚Environment‘ bei den Sparkassen noch nicht angekommen zu sein“, schreiben die Autoren. Im Vergleich mit der privatwirtschaftlichen und der öffentlich-rechtlichen Säule schneiden die genossenschaftlichen Institute schlechter ab. „Die VR-Banken stellen sich in ihrer Gesamtheit eher schwach dar.“ Das sei vor allem darauf zurückzuführen, dass teilweise die nichtfinanziellen Erklärungen nur im Bundesanzeiger zu finden gewesen seien, aber teils auch auf schwache Ergebnisse in der Beschreibung von CO2-Ausstoß und ESG in der Kreditvergabe. „Viele VR-Banken sind wie manche Sparkasse der irrigen Auffassung, dass sie als nichtproduzierende Dienstleister kaum Einfluss auf eine nachhaltige Entwicklung haben.“ Ausnahmen bestätigen die Regel: GLS Bank und DZ Hyp schafften es in die vorderste Reihe.
Die besten Nachhaltigkeitsberichte für 2019 | |||||
Spitzenreiter aus Bewertung der ESG-Reports von 119 deutschen Kreditinstituten* | |||||
Institut | gesamt | Institut | gesamt | ||
KfW | 3,92 | IBB Investitionsbank Berlin | 2,72 | ||
LBBW | 3,58 | Nord/LB | 2,71 | ||
DKB | 3,38 | ING Group | 2,64 | ||
Stadtsparkasse Wuppertal | 3,13 | Banco Santander | 2,58 | ||
GLS Gemeinschaftsbank | 3,06 | Sparda-Bank München | 2,58 | ||
Commerzbank | 3,00 | Taunus Sparkasse | 2,58 | ||
Kreissparkasse Biberach | 2,97 | DekaBank | 2,50 | ||
Berlin Hyp | 2,83 | Sparkasse Vest Recklingh. | 2,46 | ||
DZ Hyp | 2,75 | BBBank | 2,39 | ||
Unicredit | 2,75 | UBS | 2,36 | ||
*) mögliche Gesamtpunktzahl liegt zwischen –3,96 und +4,785; Quelle: Zielke Research ConsultBörsen-Zeitung |