Euronext

Nächste Stufe gezündet

Euronext-CEO Stéphane Boujnah zündet mit seiner neuen Mittelfriststrategie die nächste Stufe im raketenhaften Aufstieg des Marktbetreibers. Die Reaktion der Investoren fällt allerdings dürftig aus.

Nächste Stufe gezündet

Gemessen an dem, was der CEO der Euronext, Stéphane Boujnah, mit seiner neuen Mittelfriststrategie „Growth for Impact 2024“ verkündet hat, ist die Reaktion des Marktes recht dürftig ausgefallen. Mit einem Kursverlust der Aktie von 2,2% wurde die neue Mittelfristplanung der Mehrländerbörse quittiert.

Dabei hat Boujnah die Lösung für einen in der Wertschöpfungskette des Marktbetreibers fehlenden wichtigen Baustein präsentiert: ein eigenes Multi-Asset-fähiges Clearinghaus, das auch Derivate verrechnen kann. Nach dem Scheitern des Versuchs, der LSE deren Mehrheitsanteil an der in Frankreich ansässigen LCH SA abzukaufen, wird die zur von Euronext übernommenen Borsa Italiana gehörende Cassa di Compensazione e Garanzia als zukünftige Euronext Clearing das Clearinghaus für die gesamte Gruppe. Euronext wird somit erstmals in der Lage sein, das Derivate-Clearing in Eigenregie zu betreiben.

Zusammen mit weiteren Zielsetzungen – unter anderem will Euronext als Primärmarkt ein Global Champion sowie die weltweit führende „ESG financing venue“ werden – zündet Boujnah mit seinen Plänen die nächste Stufe des raketenhaften Aufstiegs der Euronext. Im Jahr 2014 von der Intercontinental Exchange als Abspaltung des europäischen Kassamarktgeschäfts der von ihr übernommenen Nyse Euronext an die Börse gebracht, belief sich die Marktkapitalisierung der Euronext zum Start auf gerade einmal 1,4 Mrd. Euro. Zudem war sie mit einem Erlösanteil der Handels- und Listingaktivitäten von 56% auf der einen, der Clearing- sowie der Nachhandelsaktivitäten von nur 7% und 4% auf der anderen Seite im Vergleich zu den Peers wenig diversifiziert. Heute bringt das Unternehmen an der Börse etwas mehr als 10 Mrd. Euro auf die Waage. Der Erlösanteil des Nachhandelsgeschäfts lag 2020 bei 12,5%, der noch bei 7,6% liegende Clearing-Anteil wird sich mit den neuen Plänen ebenfalls in nennenswertem Umfang erhöhen.

Investoren beachten allerdings nicht nur den Umbau eines Unternehmens, so gelungen er im Fall von Euronext auch ist. Sie legen auch großen Wert auf ein ansprechendes Ergebniswachstum, das letztlich über die Fähigkeit eines Unternehmens, Dividenden auszuschütten und Aktienrückkäufe zu tätigen, entscheidet. Das von Euronext für die Zeit bis 2024 in Aussicht gestellte durchschnittliche jährliche Wachstum von Erlös und Ebitda um 2% bis 3% beziehungsweise 5% bis 6% hat bei ihnen nicht gerade Begeisterungsstürme ausgelöst.

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