Fintechs

Neobanken mausern sich

Eine aktuelle Studie von Moody’s zeigt, dass bereits gut die Hälfte der großen Neobanken profitabel ist. Sie wachsen mit geringen Neukundenkosten, bei den Einnahmen hapert es teilweise allerdings noch.

Neobanken mausern sich

bg Frankfurt – Die Ratingagentur Moody’s hat sich in einer Sektoranalyse den Neobanken gewidmet und dabei festgestellt, dass diese zwar Probleme hätten, sich als Erstbank zu etablieren, sie aber ein gutes Kundenwachstum zeigen. Unter die Lupe genommen wurden die global 20 größten „challenger banks“, die als Fintechs mit Banklizenz definiert wurden. Deren Assets hätten sich aggregiert von 2017 bis 2020 auf 319 Mrd. Dollar verdreifacht, bei einer von 170 Millionen auf 610 Millionen vergrößerten Kundenzahl.

Moody’s zufolge ist gut die Hälfte der betrachteten Neobanken profitabel und mit Oak North, Tinkoff, WeBank und Rakuten Bank hätten einige sogar eine bessere Kapitalrendite erzielt als ihre traditionellen Konkurrenten des heimischen (Banken-)Sektors. Die Neobanken könnten dabei ihre moderne Technologie-Infrastruktur gut als Hebel für geringere Kostenbasis sowie ein besseres Nutzererlebnis nutzen, heißt es in der Studie. Größte Neobank der Stichprobe ist Rakuten Bank mit einer Bilanzsumme von 58,7 Mrd. Dollar per Ende 2020, was natürlich verblasst gegenüber den riesigen Bilanzen von Großbanken.

Mit der geldpolitischen Straffung könnte einhergehen, dass den Neobanken nicht mehr so viel Venture Capital für zusätzliches Wachstum zur Verfügung stehen könnte, heißt es weiter. Mit vergleichsweise schmaler Kostenbasis und Millionen von Kunden bestehe aber ein gutes Cross-Selling-Potenzial mit neuen Produkten für künftiges Wachstum, auch beim Marktanteil. Allerdings könnten Compliance-Verfehlungen zu Strafzahlungen und Beschränkungen des Kundenwachstums führen – da spielen die Moody’s-Analysten wohl auf N26 an.

Die brasilianische Nubank und Block (ehemals Square) haben mit Abstand die niedrigsten Neukundengewinnungskosten mit 4 bzw. 9 Dollar pro Kunde. In Europa müssen die Neobanken dafür tiefer in die Taschen greifen: Revolut wendet 36 Dollar und Monzo 34 Dollar pro Neukunde auf – ein Aufwand der über die Bepreisung von Diensten wieder hereingeholt werden muss. Die russische Tinkoff schießt mit 99 Dollar pro Neukunde den Vogel ab. Über die Marke „Vivid Money“ greift Tinkoff auch in Deutschland an und fährt dabei, soweit ersichtlich, einen deutlich weniger kostenaufwendigen Kurs bei der Neukundengewinnung.

Zum Vergleich: Eine gewachsene Bank wie Barclays kommt in Großbritannien auf 246 Dollar pro Neukunde. Dafür holen Institute aus „trad finance“ Moody’s zufolge auch sehr viel höhere Erlöse, und zwar 10-mal so hoch wie die Neobanken-Konkurrenz. Während Barclays auf Einnahmen pro Kunde von 308 Dollar kommt bei operativem Aufwand von 246 Dollar pro Kunde, stehen bei Revolut Einnahmen von 27 Dollar pro Kunde Kosten von 26 Dollar pro Kunde gegenüber. Monzo kommt auf Einnahmen von 23 Dollar pro Kunde bei Kosten von 49 Dollar pro Konto. Tinkoff sieht mit Einnahmen von 202 Dollar pro Kunde und einem Aufwand von 78 Dollar pro Kunde extrem gut aus.

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