Neue Kostenposition für Fonds
Das Regelwerk Mifid II trennt, was im Fondsgeschäft bisher oft zusammen erfolgt: die Bereitstellung von Research im Gegenzug für Handelsaufträge. Während einige ausländische Adressen externe Analysen aus eigenen Mitteln schultern wollen, werden deutsche Häuser die Kosten voraussichtlich den Fonds zuordnen.Von Jan Schrader, FrankfurtFondsanbieter stehen künftig vor der Wahl: Sie können die Kosten für externes Research entweder auf eigene Rechnung begleichen, statt diese separat auf Fondsebene auszuweisen. Das hat den Vorteil, dass sie die Übernahme in die Gewinn-und-Verlust-Rechnung als Kostensenkung anpreisen können und eine komplizierte Zuordnung der Belastung umgehen. Oder sie weisen die Kosten für die einzelnen Fondsprodukte aus, was wiederum eine verursachergerechte Anrechnung erlaubt, denn die voraussichtlichen Kosten für Research klaffen je nach Fonds und Anlagestrategie weit auseinander.Wenn die EU-Finanzmarktrichtlinie Mifid II ab Beginn des kommenden Jahres greift, werden sich viele deutsche Adressen vermutlich für die zweite Variante entschieden haben. Entsprechende Pläne entwickelt derzeit die DekaBank, wie das Sparkassenhaus der Börsen-Zeitung erklärte. Auch Union Investment auf Seite der Kreditgenossen geht diesen Weg. Und während einige weitere Adressen wie die Fondstöchter von Allianz und Deutscher Bank – Allianz Global Investors und Deutsche Asset Management – keine Auskunft zu ihren Plänen geben, hat sich auch die französische Amundi bereits für eine separate Anrechnung auf Fondsebene ausgesprochen, ähnlich wie das nach Auskunft einer Sprecherin bei der Gesellschaft bereits seit vielen Jahren praktiziert wird. Hierzulande ist Amundi vor allem mit der gerade übernommenen Pioneer Investments vertreten.Die Vorbereitungen auf die neuen Regeln laufen bereits seit Monaten, doch nur wenige Details dringen bisher nach außen. Während die Adressen zum einen abwarten, wie sich die Konkurrenz positioniert, gilt die Verrechnung über ein künftig notwendiges separates Analysekonto (Research Payment Account, RPA) als kompliziert. Die Gesellschaften müssen die Kosten für externe Analysen im Voraus festzurren und gleichmäßig auf die jeweiligen Anleger verteilen, was eine genaue Planung und Buchhaltung erfordert.Bisher beziehen Fondsgesellschaften externes Research wie etwa Analysen zu Aktientiteln von Brokern, bei denen sie ihre Transaktionen abwickeln. Zwar wird dort oft bereits das Modell eines “Commission-Sharing”-Kontos umgesetzt, aus dem Analysen von weiteren Anbietern finanziert werden, die Verrechnung läuft hier aber nach weniger strengen Regeln ab als künftig vorgeschrieben. Die Leitlinie lautet, dass Research-Aufwand von den Handelskosten getrennt werden muss. Lediglich “nicht wesentliches Material” wie kurzfristige Marktkommentare, die nicht als substanzielle Analyse taugen, sind von den Regeln ausgenommen, wie die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG festhält. Unterschiedliche LastFür eine separate Berechnung auf Fondsebene spricht, dass Research nicht gleich Research ist. Für einen Fonds für große Aktientitel in etablierten Märkten etwa finden Analyse-Anbieter leicht Abnehmer, so dass auch künftig hier vermutlich nur moderate Kosten anfallen. Vernachlässigt wird künftig aber womöglich das Research zu kleineren Aktientiteln, wie die Bank of America Merrill Lynch vermutet, oder auch zu Unternehmen und Emittenten in entfernten Schwellenländern. Das führt leicht zu höheren Kosten im Research und somit in entsprechenden Fonds. Anbieter mit einer breiten Produktpalette haben also ein Interesse daran, den Aufwand jeweils zuzuordnen. Private Sparer gelten hierzulande außerdem als wenig preissensitiv, was eine explizite Kostenumlage erleichtert. “Die deutschen Fondsgesellschaften werden die Kosten für externes Research voraussichtlich den Fonds zuordnen”, sagt Elmar Schobel, Partner im Bereich Financial Services bei KPMG.Gerade ausländische Adressen übernehmen die Kosten hingegen oft selbst. So haben Medienberichten zufolge die US-Gesellschaften Vanguard und J.P. Morgan Asset Management angekündigt, den Aufwand zu schultern. Beide Häuser sind vor allem in den USA aktiv, so dass Kosten in Europa vergleichsweise wenig ins Gewicht fallen. Vanguard hat als Anbieter von Indexfonds ohnehin geringe Research-Kosten. Auch mehrere Häuser im wettbewerbsintensiveren britischen Markt verzichten Berichten zufolge auf eine separate Berechnung, etwa Jupiter, M & G und Aberdeen. Die Allianz-Tochter Pimco soll ebenfalls über die Deckung aus eigenen Mitteln nachdenken.Am Freitag hatte außerdem die Genfer Gesellschaft Unigestion angekündigt, die Kosten zu übernehmen. Die auf Risikomanagement spezialisierte Fondsboutique verlasse sich überwiegend auf eigenes Research, sagte der Finanz- und Vizechef Régis Martin der Börsen-Zeitung. Externe Analysen wähle der Assetmanager vergleichsweise selten aus, so dass keine hohen Summen im Spiel seien. Die Gesellschaft stellt die Kostenübernahme als besonders kundenfreundlich dar. Tektonische VerschiebungDie separate Ausweisung der Kosten wird die Research-Dienstleistung nach verbreiteter Auffassung deutlich verändern. Weil Fondsanbieter nun genau hinsehen, werden die Umsätze im Research binnen drei Jahren um mindestens 30 % fallen, schätzt die Beratungsgesellschaft McKinsey. Auch dünnen die Fondshäuser die Zahl der Anbieter aus, von denen sie Research beziehen, so wie dies Union Investment bereits angekündigt hat. Wurde die Analysen bisher in Verbindung mit den Handelsaufträgen und somit abhängig vom Volumen verrechnet, entsteht nun Raum für neue Preismodelle im Research, etwa für Pauschalgebühren (Flat Fees). Noch aber läuft der Findungsprozess der Branche, so dass Details ausstehen.