Kryptoregulierung

Neue Regulierungs­trends bei Stablecoins

Stablecoins sind dank eines bislang recht lockeren Regulierungsumfelds zu den meistgehandelten Token im Kryptobereich geworden. Nun stehen die Marktführer im Fokus der Aufsicht.

Neue Regulierungs­trends bei Stablecoins

Bloomberg

New York – Stablecoins sind dank eines bislang lockeren Regulierungsumfelds zu den meistgehandelten Token im Kryptobereich geworden. Inzwischen zeichnet sich ein Wandel ab. Gesetzgeber in den USA, der EU und anderen Ländern erwägen für den 150 Mrd. Dollar schweren Sektor neue Regeln. Die Regulierungsbehörden wollen ein Mitspracherecht bei den Arten von Vermögenswerten, die Stable­coins verwenden können, um die angestrebte 1:1-Bindung zu Währungen wie dem Dollar zu erreichen. „Für die Emittenten von Stablecoins geht es um Leben und Tod“, so Hirander Misra­, Chairman beim Markt­infrastrukturdienstleister GMEX.

Mit dem Kollaps von TerraUSD/Luna im Mai ist das Segment verstärkt in den Fokus der Aufsicht gerückt. Das Augenmerk gilt den großen Akteuren: Circle Internet Financial und Tether Holdings kommen mit ihren Token USDC und Tether laut dem Branchenbeobachter DeFi Llama auf einen kombinierten Marktanteil von fast 80%. Sie erhalten den Wert ihrer Stablecoins aufrecht, indem sie Reserven an Bargeld und Bargeldäquivalenten halten, die der Menge der im Umlauf befindlichen Token entsprechen. Liquide Mittel erleichtern und beschleunigen die Rückzahlung und werden von Regulierungsbehörden und Anlegern gegenüber Kryptorücklagen oder algorithmischen Swaps bevorzugt.

Der ehemalige britische Krypto­regulierer Christopher Woolard betont, die Behörden wollten vermeiden, dass Stablecoins letztlich nur über eine unzureichende Deckung verfügen. „Die Zentralbanken werden von der Sorge umgetrieben, dass es einige der Probleme von Geldmarktfonds geben könnte – nur viel ausgeprägter“, erklärte der heutige EY-Partner, der bei Großbritanniens FCA für den Bereich Digitalwährungen zuständig war.

Circle und Konkurrent Paxos Trust Co LLC haben damit begonnen, monatliche Updates zu den Reserven zu veröffentlichen, die ihre jeweiligen an den Dollar gekoppelten Token USDC und Pax unterlegen. In diesem Jahr wurden unter anderem detaillierte Informationen über die Art ihrer Bargeldbestände und US-Schatzbriefe offengelegt – bis hin zur CUSIP, einer eindeutigen Identifikationsnummer, die Namensanleihen in Nordamerika zugewiesen wird.

Größter Stablecoin ist mit einem Marktanteil von mehr als 40% das Projekt Tether, das im vergangenen Jahr von der US-Terminmarktaufsicht CFTC mit einer Geldstrafe belegt wurde, weil es hinsichtlich seiner Reserven gelogen hatte. Inzwischen veröffentlicht Tether vierteljährliche Bescheinigungen über die Vermögenswerte, die den Token USDT unterlegen ­– allerdings ohne Identifikatoren. Im vergangenen Monat äußerte der Projektbetreiber die Hoffnung, zu gegebener Zeit eine vollständige Prüfung durch eine große Wirtschaftsprüfungsgesellschaft zu veröffentlichen.

Verwalter von Geldmarktfonds würden für Stablecoin-Anbieter die Verpflichtung begrüßen, detailliertere Informationen über ihre Bestände an Vermögenswerten vorzulegen.

Mit den zu erwartenden Regulierungsinitiativen dürften Geschäftsbanken und große Unternehmen mehr Sicherheit erhalten, wenn sie eigene Stablecoins auf den Markt bringen, erwartet Jeff Tijssen, Chef des Fintech-Bereichs bei Bain & Co. Sowohl bei Zahlungen im Einzelhandelsbereich als auch bei Überweisungen von Unternehmen zu Unternehmen könnten diese dann mit Token konkurrieren.