Neue Rekorde im Cat-Bond-Markt
Der Transfer von Versicherungsrisiken an den Kapitalmarkt hat 2018 neue Höchstmarken erreicht. Die Investoren haben sich durch diverse Verluste in der jüngsten Zeit nicht abschrecken lassen. Unter den deutschen Emittenten war die Hannover Rück besonders aktiv.Von Antje Kullrich, Düsseldorf”Harvey”, “Irma” und “Maria” haben ebenso wenig wie die kalifornischen Waldbrände das Geschäft stoppen können. Trotz einiger Ausfälle boomt der Markt für Katastrophenanleihen und andere Versicherungsverbriefungen.Der Transfer von Risiken an den Kapitalmarkt als Alternative zur traditionellen Rückversicherung ist binnen 20 Jahren – so lange existiert die Nische – zu einem Multimilliardenmarkt geworden. Das Jahr 2018 hat neue Rekorde generiert: So gab es mit knapp 14 Mrd. Dollar niemals zuvor ein solches Volumen an Neuemissionen. Sie verteilten sich nach Zählung des Branchenportals Artemis auf über 60 Transaktionen. Das Volumen ausstehender Cat Bonds und anderer Verbriefungen von Versicherungsrisiken beläuft sich auf fast 38 Mrd. Dollar und hat damit im Jahresvergleich um 22 % zugelegt.Die Dynamik ist damit so hoch wie seit Jahren nicht mehr. Das lag auch an einem neuen Phänomen: Die Verbriefung von Risiken aus Hypothekenversicherungen ist in den USA im abgelaufenen Jahr sehr in Mode gekommen. Das Emissionsvolumen in sieben Transaktionen belief sich 2018 auf rund 3 Mrd. Dollar. Damit entfiel gut ein Fünftel des Neuemissionsvolumens auf diesen Typ von Risiken. Die Hypothekenrisiken machen mittlerweile im Gesamtbestand 10 % des ILS-(Insurance-Linked Securities)-Marktes aus – auch wenn die Absicherung von Naturkatastrophen weiterhin im Mittelpunkt des Marktes steht. Auch die größte Transaktion des vergangenen Jahres kam aus der Hypothekenecke: Arch Capital begab im August eine Verbriefung über gut 650 Mill. Dollar. Der auf Bermuda ansässige Finanzdienstleister ist der größte Hypothekenversicherer der Welt, seitdem er 2016 die entsprechende Tochter der AIG, United Guaranty, aufkaufte.Deutsche Adressen sehen den Trend eher kritisch. Etwa die Hannover Rück, die neben der traditionellen Rückversicherung auch im ILS-Markt schon lange aktiv ist: “Die Hannover Rück bietet trotz einer aktuell sehr hohen Nachfrage keine Deckung für Hypothekenrisiken an”, sagte der zuständige Zentralbereichsleiter Jan Müller auf Anfrage. “Dies liegt im Wesentlichen an dem systemischen Risikocharakter des unterliegenden Geschäfts, dem involvierten Zinsveränderungsrisiko sowie den tendenziell sehr langen Laufzeiten. Die Volatilität des Geschäftes kann nach unserer Einschätzung in der Folge sehr hoch sein.” Investoren unbeeindrucktDoch auch ohne die Hypothekenrisikoverbriefungen wäre 2018 für den ILS-Markt zum Rekordjahr geworden. Trotz der Verluste 2017 haben fast die Hälfte der im Markt aktiven Investoren nach einer Studie von Willis Towers Watson ihre Investments im Laufe der vergangenen Monate sogar noch ausgebaut. Nur knapp ein Viertel reduzierte das Engagement. Nach der Untersuchung sind die Haupttreiber für Investments im ILS-Markt nach wie vor die Diversifizierung sowie die Tatsache, dass Versicherungsverbriefungen nicht mit anderen Assetklassen korrelieren.Unter den Emittenten haben sich einige deutsche Adressen im ILS-Segment 2018 eher zurückgehalten. Die zuvor deutlich aktivere Munich Re begleitete 2018 für Kunden nur eine einzige Transaktion: Für den US-Krankenversicherer Aetna transferierte sie Anfang des Jahres Risiken über 200 Mill. Dollar an den Kapitalmarkt. Auch die Allianz, die in den Jahren zuvor mit eigenen Transaktionen am Markt war, taucht im Deal-Verzeichnis 2018 nicht auf. Allerdings verkündete die zuständige Allianz-Tochter AGCS im Herbst, mit einer Umstrukturierung der Abteilung für alternativen Risikotransfer (ART) dem Geschäft neuen Schwung verleihen zu wollen.Die Hannover Rück dagegen war 2018 ziemlich rege. Sie hat diverse Neuemissionen im Volumen von rund 1,6 Mrd. Dollar begleitet. Dabei ging es ausschließlich um Risiken aus Naturkatastrophen in den USA – Stürme, Erdbeben und Waldbrände. Die Hannoveraner sind auch in dem nichtöffentlichen Teil des alternativen Risikotransfers stark unterwegs. Im Segment der sogenannten Collateralized Reinsurance treffen Versicherer und Investoren direkt aufeinander und verhandeln private Transaktionen. Die Beratungs- und Maklerfirma Aon Benfield schätzt das Volumen des gesamten ART-Marktes inklusive Cat Bonds auf rund 100 Mrd. Dollar.