Neuer Vorstoß gegen das Beratungsprotokoll

Sparda-Banken wollen Erleichterungen bei Dokumentation und Register - Frustrierte Kunden und verängstigte Mitarbeiter

Neuer Vorstoß gegen das Beratungsprotokoll

Die Bankenbranche gibt die Hoffnung auf Erleichterungen in der Anlageberatung nicht auf. Die Sparda-Banken starten einen neuen Vorstoß und schlagen Verbesserungen bei Protokoll und Register vor. Zudem führen sie mit Politikern fingierte Beratungsgespräche durch, um die Probleme “am eigenen Leib” fühlbar zu machen.Von Silke Stoltenberg, FrankfurtDie Sparda-Banken forcieren ihren Kampf gegen das Beratungsprotokoll und das Beraterregister. Für den morgigen Mittwoch hat der Verband der Sparda-Banken Politiker zu einer geschlossenen Veranstaltung in Berlin eingeladen, um mit ihnen Beratungsgespräche zu simulieren und die Probleme bei der Erstellung des umfangreichen Dokuments “am eigenen Leib” spürbar zu machen.Im Anschluss daran soll mit den Bundestagsabgeordneten, Landespolitikern und Ministerialbeamten über ein Positionspapier mit konkreten Verbesserungsvorschlägen der Sparda-Banken diskutiert werden, wie Verbandspräsident Joachim Wuermeling der Börsen-Zeitung sagte. Das 15-seitige Dokument, das der Börsen-Zeitung vorliegt, enthält die zentrale Forderung, bei der im Koalitionsvertrag der Bundesregierung festgeschriebenen “Weiterentwicklung” und Optimierung des Beratungsprotokolls Kunden und Bankberater systematisch einzubinden. Die von CDU und SPD angestrebten “Verbesserungen für Anleger” ließen sich bei einer Novellierung der Vorgaben nur erreichen, wenn die Erfahrungen von Betroffenen dabei genutzt würden und “neue Vorschläge im Rahmen von Verständnistests auf den Prüfstand” gestellt würden, heißt es in dem Positionspapier.Hintergrund des Vorstoßes ist nach Darstellung der Sparda-Banken ein um sich greifender Frust bei Kunden, Beratern und Instituten über die Vorschriften in der Anlageberatung. Die Privatanleger seien mit dem Wust an Dokumentation, Papieren und mit dem damit einhergehenden Zeitaufwand überfordert. Auch würden sie immer mehr in risikoarme und einfache Produkte hineinberaten. Denn die Berater fühlten sich durch die Regulierung in ein Korsett gepresst, sorgten sich über berufliche Konsequenzen und würden bei der Produktempfehlung vor allem darauf achten, Fehler zu vermeiden, statt die individuellen Kundenbedürfnisse in den Mittelpunkt zu stellen. Die Banken zögen sich bei kleineren Filialen aus der Beratung zurück, weil der zunehmende Aufwand nicht mehr darstellbar sei. Wie in der Flensburger KarteiKonkret schlagen die zwölf genossenschaftlichen Institute mit einer kumulierten Bilanzsumme von mehr als 63 Mrd. Euro Verzichtsoptionen bei der Protokollierung, eine Umstellung des Beraterregisters nach dem System der Flensburger Verkehrssünderkartei sowie eine leichtere Dokumentenübermittlung vor. Demnach soll ein Kunde die Möglichkeit erhalten, auf die zeitaufwendige Erstellung des Protokolls zusammen mit seinem Berater zu verzichten, wenn er regelmäßig Beratungen zu identischen Assetklassen oder Produkten in Anspruch nimmt oder es um Geldsummen “unterhalb bestimmter Bagatellgrenzen” wie bis zu 5 000 Euro bei Einmalanlage oder 10 000 Euro im Jahr geht.Bei Halten- oder Verkaufsempfehlungen soll nach den Vorstellungen der genossenschaftlichen Häuser die Protokollpflicht ebenfalls entfallen. Auch sollte der Kunde die Möglichkeit haben, Angaben zur eigenen Person wie Beruf oder Einkommen verweigern zu können, ohne dass das Protokoll ungültig wird.Zudem wünschen sich die Sparda-Banken, dass die Aushändigung des Protokolls flexibler wird, analog zu den Vorschriften in der Telefonberatung: “Sehr häufig wollen Kunden ein kurzes Beratungsgespräch, und es fehlt ihnen die Zeit, die Formulierung des Protokolls abzuwarten”, erläuterte Wuermeling.Nicht zuletzt drängen die Sparda-Banken beim Beraterregister auf grundlegende Änderungen. Mehr Transparenz, die Möglichkeit von Stellungnahmen zu Kundenbeschwerden sowie die Löschung derselben nach einer “zufriedenstellenden Klärung” des Vorfalls oder nach einer gewissen Zeit ähnlich wie bei den Flensburger Punkten bei Verkehrsdelikten zählen hierbei unter anderem zum Forderungskatalog.—– Wertberichtigt Seite 8