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Allianz will Gewinnwachstum beschleunigen

Allianz-Vorstandschef Oliver Bäte strebt in seiner letzten Amtszeit eine Beschleunigung des Gewinnwachstums an. Basis dafür soll das Privatkundengeschäft in der Sachversicherung sein.

Allianz will Gewinnwachstum beschleunigen

Allianz will das Gewinnwachstum beschleunigen

Neues Dreijahresprogramm zielt auf eine Steigerung des Gewinns pro Aktie von bis zu 9 Prozent pro Jahr – Werben um Privatkunden in der Sachsparte

Allianz-Vorstandschef Oliver Bäte strebt in seiner letzten Amtszeit eine Beschleunigung des Gewinnwachstums an. Basis dafür soll das Privatkundengeschäft in der Sachversicherung sein. Der Versicherungskonzern sagt seinen Aktionären zu, künftig mindestens 75% des Gewinns auszuschütten.

mic München

Die Allianz will ihren Gewinn je Aktie bis 2027 beschleunigt steigern und verstärkt neue Kunden gewinnen. „Wir haben ein Wertversprechen für die Gesellschaft“, sagte Oliver Bäte auf dem Kapitalmarkttag des Versicherers, auf dem der Vorstandsvorsitzende die Drei-Jahresziele für seine letzte Amtszeit präsentierte: „Wir wollen der Ort der Wahl in unsicheren Zeiten sein.“

Der Gewinn pro Aktie werde im Zeitraum 2024 bis 2027 um 7 bis 9% jährlich zulegen nach 6% in der Periode 2021 bis 2024, erläuterte Finanzvorständin Claire-Marie Coste-Lepoutre. In der dreieinhalbstündigen Veranstaltung unter dem Titel „Lifting Ambitions“ machten die fünf vortragenden Vorstände und der Pimco-Chef klar, dass die Sparte Schaden- und Unfallversicherung fast die Hälfte des Ergebnisanstiegs beitragen soll.

Ziele meist erreicht

Bäte zog eine positive Bilanz der Ende Dezember ablaufenden Drei-Jahresperiode: „Wir haben die meisten Finanzziele übertroffen.“ Daher landet die Eigenkapitalrendite bei ungefähr 16,5% im Jahr 2024 statt bei 13%. Der Allianz-Chef wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass die 2024er-Zahlen durchgehend Konsensschätzungen der Analysten seien und in der Realität besser sein könnten. Der operative Gewinn sei auf mehr als 15,5 Mrd. statt auf mehr als 14,5 Mrd. Euro gewachsen, strich Bäte heraus.

Aus Spartensicht verfehlt allerdings das Assetmanagement die Vorgaben mit einem operativen Gewinn 2024 von voraussichtlich rund 3,2 Mrd. statt 3,7 Mrd. Euro. Bäte merkte darüber hinaus kritisch an, dass zwar die Kunden- und Mitarbeiterzufriedenheit sehr gut sei, aber die Gesamtrendite der Aktionäre nicht klar über dem Schnitt in der Versicherungsbranche liege: „Andere waren besser als wir.“ Vom ersten Quartal 2022 bis zum dritten Quartal 2024 habe die Allianz in der Disziplin Shareholder Return 20% erreicht. Fünf Konkurrenten sind besser, der Spitzenreiter erreicht 28% und die Branche im Schnitt 16%.

Bäte begründete diese Underperformance im Assetmanagement und in der Kategorie Gesamtrendite mit den Sonderbelastungen im US-Geschäft der Assetmanagement-Einheit AGI (Structured Alpha), einer etwas zu langsamen Reaktion auf die anziehende Inflation in der Schaden- und Unfallversicherung und dem Bärenmarkt im Anleihegeschäft der US-Tochter Pimco.

Dividendenpolitik präzisiert

Die Allianz adjustierte erneut ihre Dividendenpolitik. Unverändert sollen 60% des adjustierten Jahresüberschusses ausgeschüttet werden, sagte Coste-Lepoutre. Zudem werde weiterhin eine Dividende mindestens auf Vorjahreshöhe gezahlt – das im Jahr 2021 ausgegebene Ziel, die Dividende um 5% jährlich zu steigern, war bereits Anfang 2024 einkassiert worden. Neu ist, dass die Allianz sich auf eine Größenordnung des Aktienrückkaufs festlegt. Es sollten in den Jahren 2025 bis 2027 durchschnittlich mindestens 15% des bereinigten Jahresüberschusses in den Rückkauf fließen, sagte die Finanzvorständin auf dem Kapitalmarkttag. Addiert werden also 75% angestrebt. In den vergangenen drei Jahren lag die Ausschüttungsquote bereits über diesem Wert.

Operativer Gewinn soll um 6% steigen

Das angestrebte Wachstum des Ergebnisses pro Aktie soll sich aus drei Quellen speisen. Der nicht-operative Gewinn soll um 0,5% steigen, und das Kapitalmanagement wird demnach ein Plus von 1,5% beitragen. Letztlich wird es auf die Entwicklung des operativen Gewinns ankommen, er soll um 6% zulegen.

Diese 6% teilen sich auf die drei Sparten auf: Das Assetmanagement soll um durchschnittlich 8% jährlich auf 4,0 (2024 geschätzt: 3,2) Mrd. Euro im Jahr 2027 zulegen, das Segment Leben/Kranken um 5% auf 6,0 (2024 geschätzt: 5,4) Mrd. Euro und Schaden/Unfall um 7% auf 9,5 (2024 geschätzt: 7,8) Mrd. Euro. Die Neugeschäftsmarge der Lebensversicherer soll über 5% liegen.

Marktführer bei Privatkunden

Die Allianz strich heraus, dass die Schaden- und Unfallversicherung, die für das Übertreffen der Ziele 2021 bis 2024 gesorgt hatte, mit einer Steigerung des operativen Gewinns auf 7,8 Mrd. statt wie geplant auf 6,6 Mrd. Euro, eine zentrale Rolle für das Erreichen der Ziele spielt. „Das Privatkundengeschäft von Schaden/Unfall ist das Herzstück unseres Geschäftsmodells“, heißt es in der Präsentation des Kapitalmarktes.

Der verantwortliche Vorstand Klaus-Peter Röhler wies darauf hin, dass das Retailgeschäft der Sparte ein Viertel des operativen Allianz-Gewinns erwirtschafte - er konzentrierte sich in seiner Präsentation auf dieses Segment, in dem die Allianz neben Privatkunden und kleinen und mittleren Unternehmen das Kfz-Flottengeschäft vereint, allerdings die Plattform Allianz Partners nicht berücksichtigt.

Im Retailgeschäft sieht die Allianz sich als klarer Marktführer. Mit einem Beitragsvolumen von 40 Mrd. Euro im vergangenen Jahr wird demnach Generali mit 26 Mrd. Euro deutlich auf den zweiten Platz verwiesen. Es folgen Axa mit 18 Mrd. Euro, Zurich mit 14 Mrd. Euro und Aviva mit 7 Mrd. Euro. Das Geschäft weise eine geringe Volatilität der kombinierten Schaden- und Kostenquote auf und stabilisiere daher, sagte Röhler. Im Jahr 2023 sei zwar die Schadenquote von 68,1 auf 69,3% gestiegen, allerdings nach Preiserhöhungen auf 67,3% im dritten Quartal 2024 gesunken.

Der Allianz zufolge soll das Retail-Geschäft 2004 bis 2027 den operativen Gewinn von 4,0 Mrd. auf 5,3 Mrd. Euro steigern und die Schaden- und Kostenquote von 94 auf 92,5% senken. Die Kostenquote solle dabei um 0,3 Punkte jährlich sinken. Die Quote betrug  24,5% in den ersten neun Monaten 2024.

Wachstums-Triathlon

Nach dem voraussichtlichen Abflauen der Preiserhöhungen soll zusätzliches Geschäft zum Umsatzwachstum beitragen. Das Plus (bereinigt um Wechselkurs- und Konsolidierungseffekte) soll von rund 2% im Schnitt 2021 auf 2024 auf durchschnittlich 3 bis 4% in der Periode 2025 bis 2027 gesteigert werden.

Zu diesem Anstieg um 1 bis 1,5 Punkte im sogenannten Wachstums-Triathlon sollen neue Kunden, erhöhtes Cross-Selling und geringere Stornoraten jeweils 0,5 Punkte beitragen. Im Firmengeschäft soll der operative Gewinn von 3,6 auf 3,9 Mrd. Euro zulegen bei einer Schaden- und Kostenquote von höchstens 92 (91)%.

Darüber hinaus will die Allianz die Eigenkapitalrendite auf mehr als 17% steigern (Schätzung 2024: 16,5%) – hier wird der Zeitraum 2025 bis 2027 als Basis genommen. Die operative Kapitalgenerierung nach Solvency II soll auf 24 bis 25% zulegen (2024: 20%).

In der Kundenzufriedenheit, gemessen durch den Net Promoter Score, möchte die Allianz im Jahr 2027 in 60% ihrer lokalen Märkte führend sein (2024: 57%), das 2024er-Ziel betrug 50%. Zudem soll das Ziel für die Mitarbeiterzufriedenheit unverändert mehr als 75 (2024: 83%) betragen.

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