Zwei Jahre nach dem Absturz des Wohnkreditneugeschäfts in Deutschland zeichnet sich ein Aufwärtstrend ab: Im Juni stellte die Kreditwirtschaft 16,3 Mrd. Euro an private Haushalte bereit und damit 16,5% mehr als im Vergleichsmonat des Vorjahres, wie die Deutsche Bundesbank festhält. Wird jeweils das erste Halbjahr verglichen, ergibt sich ein Plus von 15,1% auf 92,8 Mrd. Euro.

Einige Vertreter der Kreditwirtschaft äußern sich optimistisch: „Es zeigt sich, dass die Anziehungskraft der eigenen vier Wände ungebrochen ist“, erklärte DSGV-Präsident Ulrich Reuter vor wenigen Tagen. Die Sparkassen, die annähernd ein Drittel des Wohnkreditbestands auf sich vereinen, zeigen demnach eine deutliche Zunahme im Neugeschäft. Das ist nicht allein ein Phänomen der Sparkassen: Der Kreditplattformbetreiber Hypoport meldet für das zweite Quartal ein Umsatzplus von 30% an. „Hauptgrund“ sei eine Erholung in der Immobilienfinanzierung.

Doch von Normalität ist das Geschäft weit entfernt, wie der Vergleich mit früheren Jahren zeigt. Das Zusagevolumen im ersten Halbjahr ist so niedrig wie seit 2012 nicht mehr. Bis kurz nach dem abrupten Zinsanstieg vor gut zwei Jahren florierte das Geschäft: In der ersten Jahreshälfte 2022 hatte die Kreditwirtschaft noch 159,7 Mrd. Euro zugesagt, im ersten Halbjahr 2021 waren es 144,9 Mrd. Euro. Auch DSGV-Präsident Reuter sieht folgerichtig für das Privatkundensegment einen Aufwärtstrend „auf noch niedrigem Niveau“.

Der Kreditbestand stagniert: 1.271 Mrd. Euro beträgt das ausgereichte Volumen an Privatleute Ende März. So zeigen etwa Bausparkassen steigende Bestände, die Sparkassen sowie die Großbanken als Teilsegment der Kreditbanken jedoch einen Rückgang. Es ist zu früh, um von einer Trendwende zu sprechen.