"Nicht alles sollte im Silicon Valley landen"
tl Frankfurt – Vor Überdruss beim Thema Proptechs hat Maurice Grassau, CEO des Proptechs Architrave, bei der Tagung Analysts Insigths des Analysehauses Bulwiengesa gewarnt. Proptechs sind Unternehmen, meist Start-ups, die neue Soft- und Hardware-Lösungen nutzen, um bestehende Prozesse effizienter zu gestalten. Mit Stand August 2018 gab es in Deutschland etwa 231 Proptechs. “Angesichts der vielen Pitches stellt sich eine gewisse Sättigung ein. Dabei ist das Thema sehr wichtig”, sagte er.Grassau warnte vor einer Dominanz US-amerikanischer Unternehmen. “Nicht alles sollte im Silicon Valley landen.” Eine Konsolidierung der deutschen Proptech-Landschaft hält er für unabdingbar. Sein eigenes Unternehmen sieht Grassau dabei gut positioniert.Architrave nimmt für sich in Anspruch, als erstes Unternehmen einen Datenraum mit ausschließlichem Fokus auf die Immobilienbranche entwickelt zu haben. Dieser Datenraum soll zu einer Assetmanagement-Plattform werden, die in Form digitaler Assets sämtliche gebäuderelevanten Daten zur Verfügung stellt. “Wir haben 3 400 solcher Assets auf unserer Plattform, unter anderem von Union Investment und der DekaBank. Insgesamt verwalten wir Assets für 60 Mrd. Euro.” Die Umsätze steigen stark an, ein positives Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) soll aber nicht vor Ende 2020 erreicht werden.Grassau: “Unser Thema ist im Moment nicht das Ebit, sondern ein schnelles Wachstum.” Dazu stehe eine B-Finanzierungsserie unmittelbar vor dem Abschluss, bei der ein weiterer strategischer Investor aufgenommen werde. In einer ersten Runde kamen Beos und Union Investment an Bord. “Wir vergeben aber immer nur kleine Anteile. Bei einer Sperrminorität würde kein Finanzinvestor mehr bei uns einsteigen und es gäbe keine Finanzierungsrunden mehr.”Als entscheidenden Erfolgsfaktor für Proptechs sieht Grassau wiederkehrende Umsätze an. So laufe der Vertrag mit Union Investment fünf Jahre mit zwei Jahren Verlängerung. Kern des Geschäftsmodells von Architrave ist die Erfassung von aus ganz heterogenen Systemen kommenden Dokumenten über einen extrem schnell arbeitenden Roboter. In zwölf Jahren will Grassau sämtliche gewerblichen Gebäude hierzulande in einer Datenbank erfasst haben. Bei einem Verkauf müssten dann nur noch Berechtigungen zum Datenzugriff verändert werden, statt wie bisher Dokumente auszutauschen. “Das geht aber nur als Branche gemeinsam.” Dazu sollen einheitliche Standards von der Gesellschaft für Immobilienwirtschaftliche Forschung (GIF) verabschiedet werden.Wer als Investor in Mietwohnungen investieren will, sollte sich am besten in Finnland umsehen. Dies gilt zumindest bei folgenden Entscheidungskriterien: ein möglichst gering regulierter Mietwohnungsmarkt, ein möglichst geringer Anstieg der Baukosten, ein möglichst starker Immobilienpreisanstieg und eine hohe Wohnbautätigkeit pro Einwohner. Wie Felix Embacher von Bulwiengesa in seinem Vortrag weiter ausführte, steht Deutschland nach diesen Kriterien erst an 11. Stelle der interessantesten europäischen Investitionsziele.