Nord/LB setzt sich neue Ziele bis 2028
Nord/LB setzt sich neue Ziele bis 2028
Bestes Ergebnis seit 2015 – Dividendenfähigkeit erreicht – Landesbank muss bei Profitabilität noch zur Konkurrenz aufschließen
Die Nord/LB hat 2024 ihr bestes Vorsteuerergebnis seit 2015 erreicht, doch bei der Profitabilität besteht weiterhin eine Lücke zur Konkurrenz. Die soll bis 2028 geschlossen werden. Dividenden könnten die Träger vorher schon sehen. Zumindest sieht sich die Landesbank wieder in der Lage, Gewinne auszuschütten.
ste Hamburg
Die Nord/LB hat nach einem Anstieg um 31% auf 356 Mill. Euro im vergangenen Geschäftsjahr ihr bestes Vorsteuerergebnis seit 2015 erreicht. Die im Zuge der Schifffahrtskrise vor rund fünf Jahren mit Milliardenhilfen ihrer Träger gestützte Landesbank aus Hannover könnte inzwischen aus Sicht ihres Vorstands auch Dividenden zahlen. Doch bei der Profitabilität liegt die Nord/LB im Vergleich mit anderen Banken in Deutschland nach wie vor im Hintertreffen. Bis 2028 will das Institut aufholen.
Vorstandschef Jörg Frischholz erklärte in der Nord/LB-Bilanzpressekonferenz am Dienstag, es gelte die Innenfinanzierungskraft der Bank zu stärken und die Bank so aufzustellen, dass sie den Eigentümeranforderungen gerecht werden und neue Eigenkapitalanforderungen erfüllen könne. Neue mittelfristige Finanzziele sehen vor, dass die Bank ihre im vergangenen Jahr auf 5 (i.V. 4)% gestiegene Eigenkapitalrendite bis 2028 auf mindestens 10% verdoppelt. Das 2024 auf 61,9 (73,5)% verbesserte Aufwand-Ertrag-Verhältnis soll in drei Jahren bei höchstens 55% liegen. Bei der Kernkapitalquote gilt in den kommenden Jahren eine Mindestvorgabe von 14% – nach zuletzt 15%.
„Unheimlich viele Chancen“
Die Ziele seien „ambitiös“, so Frischholz, dessen Vertrag unlängst vorzeitig bis Ende Juni 2030 verlängert wurde. Die Nord/LB habe mit ihren fünf Segmenten aber „unheimlich viele Chancen“. Der Vorstandschef verwies auf strukturierte Finanzierungen im Bereich Infrastruktur und Erneuerbare Energien. Das Institut habe 2024 einen Rekord in der Finanzierung im Bereich der Erneuerbaren Energien verbucht. Hier gebe es „keinen Strömungsabriss“.
Nicht zuletzt setzt auch die Nord/LB auf Impulse durch das Investitionspaket, auf das sich Union und SPD als mögliche Partner in einer neuen Bundesregierung mit Unterstützung der Grünen verständigten. Wenn die Maßnahmen wirksam werden sollten, sei die Nord/LB „hervorragend positioniert“, betonte der Vorstandschef. Eine Belebung erwartet die Landesbank daraus auch in ihrem Firmenkundengeschäft, im Segment der gewerblichen Immobilienfinanzierung sowie in der Kommunalfinanzierung. Im Rahmen eigener Finanzierungsrichtlinien werde man „proaktiv“ zudem Geschäft mit der Rüstungsindustrie besprechen.
Risikokapital freigesetzt
Um profitabler zu werden, hatte die Nord/LB Mitte 2024 den Rückzug aus der Flugzeugfinanzierung verkündet. Eine einmalige Belastung von 21 Mill. Euro im Zuge des Verkaufs eines 1,7-Mrd.-Euro-Kreditportfolios an die Deutsche Bank sei durch die Ergebnissteigerung „gut aufgefangen“ worden, so Nord/LB-Finanzvorstand Jasper Hanebuth. Freigesetztes Risikokapital werde in profitableres Geschäft der Kernsegmente reinvestiert.
Weil die Renditeanforderungen nicht erfüllt werden, zieht sich die Bank im Zuge der im Januar avisierten Schließung ihrer Niederlassung in Singapur auch weitgehend aus Asien zurück. Man werde möglicherweise mehr Geschäft in Amerika anstreben, meinte Nord/LB-Chef Frischholz. Ihre bisherige Ausrichtung auf 80% Geschäft in Europa und 20% im Rest der Welt will die Landesbank aber beibehalten, um etwa im Immobiliengeschäft Diversifizierung zu ermöglichen. Heimatmarkt bleibe Norddeutschland.
Konservative Risikopolitik
Frischholz sagte, die Nord/LB sei im Rahmen ihres erfolgreich abgeschlossenen Transformationsprojekts kleiner, risikoärmer und regionaler geworden. Die Quote ausfallgefährdeter Kreditengagements lag Ende 2024 bei 1,5 (1,1)%. Knapp 90% des Portfolios hätten dem Investment-Grade-Bereich angehört. Der Vorstandschef betonte, man werde an konservativer Risikopolitik festhalten.

Frischholz verwies auf Hochstufungen der Bankratings durch Moody's und Fitch in den vergangenen Monaten – der Stabilisierungskurs der Nord/LB werde extern anerkannt. Wesentliches Projekt in diesem Zusammenhang bleibt die Einführung einer neuen Banksteuerungs-IT, die die Bank noch bis zum Ende des Jahrzehnts beschäftigen dürfte, wie Chief Operating Officer Christoph Auerbach in einem kürzlich erschienenen Interview der Börsen-Zeitung sagte.
Garantiegebühren sinken
Für dieses Jahr avisiert die Bank, ohne konkrete Zahlen zu nennen, eine Steigerung ihres 2024 erreichten Vorsteuerergebnisses an. Dieses kam zustande, weil der Zinsüberschuss im Zuge einer als erfreulich bezeichneten Neugeschäftsentwicklung um 11% und der Provisionsüberschuss um 16% zulegten. Dabei verringerten sich die Gebühren für Garantien des Mehrheitseigentümers Niedersachsen, die bei der Rekapitalisierung der Nord/LB Ende 2019 zum Tragen kamen, durch den Rückgang des abgesicherten Kreditbestands auf 9 (23) Mill. Euro.
Zugleich sank der Verwaltungsaufwand um 6%, während die Risikovorsorge mit 144 (99) Mill. Euro unauffällig blieb. Dass sich das Nachsteuerergebnis auf 627 (224) Mill. Euro mehr als verdoppelte, lag an einem positiven Steuereffekt aus der Aktivierung latenter Steuern.
Vorerst keine Dividende
Finanzvorstand Hanebuth hob mit Blick auf den positiven Ergebnistrend auch den HGB-Einzelabschluss des Instituts hervor. Der 2024 verbuchte Jahresüberschuss nach Steuern von 434 Mill. Euro gleiche den Verlustvortrag von 334 Mill. Euro per Ende 2023 mehr als aus. Auf dieser Basis sieht der Nord/LB-Vorstand die Bank nunmehr als dividendenfähig an. Eine Gewinnausschüttung für das Geschäftsjahr 2024 erwarten die Träger jedoch nicht, wie Niedersachsens Sparkassenpräsident Cord Bockhop bereits in einem Anfang des Jahres erschienenen Interview der Börsen-Zeitung erklärt hatte.
Niedersachsens Finanzminister Gerald Heere (Grüne), Aufsichtsratschef der Nord/LB, sagte am Dienstag auf Anfrage, es sei äußerst erfreulich, dass sich die Nord/LB in den vergangenen Jahren so positiv entwickelt habe. „Für das Land als Träger der Bank wirkt sich die Dividendenfähigkeit stabilisierend hinsichtlich des Unternehmenswertes der Nord/LB aus.“ Über eine Ausschüttung von Dividenden werde von Jahr zu Jahr entschieden. Man werde bei einem konkreten Vorschlag des Vorstands intern darüber reden. „Aus unserer Sicht gibt es gute Gründe dafür, zunächst einmal weiter den Weg der Konsolidierung zu beschreiten und Gewinne für die weitere Entwicklung der Nord/LB zu nutzen.“ Zuletzt hatte die Nord/LB eine Dividende für das Geschäftsjahr 2014 gezahlt.