Landesbanken

Nord/LB dämpft Erwartung auf rasche Erholung

Nach hoher Belastung in der Coronakrise erwägt die Nord/LB erneut eine pauschale Vorsorge: Derzeit eruiert sie die Folgen des Ukraine-Kriegs. Nach einem Mini-Gewinn im vergangenen Jahr zeigt sich die Bank verhalten optimistisch.

Nord/LB dämpft Erwartung auf rasche Erholung

jsc Frankfurt

Die von der Schifffahrtskrise gebeutelte Norddeutsche Landesbank (Nord/LB) stimmt nach einem erneuten Konzerngewinn knapp über der Nulllinie auf eine zunächst moderate Erholung ein: Der Krieg in der Ukraine und die Sanktionen gegen Russland träfen das Geschäft nicht direkt, doch eruiere die Bank weitere Folgen des Kriegs genau, wie der neue Bankchef Jörg Frischholz am Donnerstag auf der Jahrespressekonferenz der Bank in Hannover sagte. Denkbar sei eine Risikovorsorge, die noch im laufenden Halbjahr verbucht wird. Eine Entscheidung sei aber noch nicht gefallen. „Wir sind gerade noch mitten im Analyseprozess der Zweit- und Drittenrundeneffekte.“

Für das laufende Jahr peilt der Bankchef ein Geschäftsergebnis „deutlich“ über dem Niveau des vergangenen Jahres an, als ein kleiner Konzerngewinn von 19 Mill. Euro stehenblieb. Auf eine konkrete Zahl legte sich der ehemalige Privatkundenvorstand der HypoVereinsbank aber nicht fest. Der Krieg und seine Folgen erschwerten eine Prognose. An den Zielen für das Jahr 2024, die etwa eine Eigenkapitalrendite von 7% vorsehen, hält die Bank fest.

Insgesamt steht die Nord/LB auf halber Strecke hin zur Genesung. Weil sich das Institut in der Schiffs­finanzierung verhoben hatte, brachten die Länder Niedersachsen und Sachsen-Anhalt sowie die Sparkassen-Finanzgruppe im Jahr 2019 eine Kapitalhilfe von insgesamt 3,6 Mrd. Euro für das Institut auf. Seitdem entsorgte die Bank weitere Altlasten und verkleinerte Geschäft und Belegschaft deutlich. Im Jahr 2021 kam das Institut damit wieder einen Schritt voran: Bilanzsumme, Schiffskreditbestand und Verwaltungsaufwand gaben nach (siehe Grafik). Die Zahl der Beschäftigten lag zum Jahresende bei unter 4400 und soll bis Ende 2023 auf etwa 3000 fallen.

Allerdings schrumpfen die Erträge: Der Zinsüberschuss gab um 37% auf 816 Mill. Euro nach. Hier zeigten sich der Abbau von Kreditgeschäft sowie eine Neubewertung finanzieller Verpflichtungen, erklärte die Bank. Das Provisionsergebnis drehte von minus 38 Mill. auf plus 52 Mill. Euro, weil die Gebühren an das Land Niedersachsen, die das Institut für Garantien aufwenden muss, sich auf 84 Mill. Euro nahezu halbierten. Den pauschalen Risikopuffer für die Coronakrise, den die Bank 2020 aufgewendet hatte, blieb mit einer Dotierung von 362 Mill. Euro im vergangenen Jahr nahezu unverändert. Da die Bank Problemkredite veräußerte und größere Schieflagen in der Kundschaft ausblieben, konnte sie unterm Strich Risikovorsorge in Höhe von 18 Mill. Euro auflösen.

Die Geschäftsfelder, die das Institut fortführen will, sind ohne die Lasten des Konzernumbaus gerechnet weitgehend im positiven Terrain. Das gilt für das Segment Firmenkunden, wo ein Vorsteuerergebnis von 142 Mill. Euro anfiel, aber auch für das Segment Immobilienkunden, das unter anderem die Mitte 2021 voll eingegliederte Deutsche Hypo umfasst und auf insgesamt 102 Mill. Euro kam. Die Segmente für Privat- und Geschäftskunden sowie Verbundkunden einerseits und das Segment Markets andererseits liegen aber mit jeweils minus 14 Mill. Euro vor Steuern unter der Nulllinie.

Zweigeteilt ist das Segment der Spezialfinanzierung: Energie- und Infrastrukturvorhaben wie Wind- und Solarkraftanlagen oder Schienenverkehr und Glasfaser-Ausbau tragen 100 Mill. Euro zum Vorsteuerergebnis bei, während Flugzeug­finanzierungen minus 99 Mill. Euro ausweisen. Das Flugzeug-Geschäft geriet in der Coronakrise unter Druck, doch im aktuellen Sanktionskonflikt sitzt kein finanziertes Flugzeug in Russland fest, wie Frischholz sagte. Das Segment werde sich künftig wieder erholen.

Sparkassen-Konzept auf Eis

Ein Konzept für die Braunschweigischen Landessparkasse (BLSK) kommt unterdessen nicht voran: Die Städte Braunschweig und Salzgitter sowie die Landkreise Holzminden, Helmstedt und Wolfenbüttel hatten bereits 2020 erklärt, die Sparkasse aus dem Konzern der Nord/LB herauslösen zu wollen. Die Bank schätzt die Kosten jedoch höher als das Bündnis ein, wie die Kommunen im Juli vergangenen Jahres einräumten. Eine Herauslösung biete aber einen Vorteil in mittlerer dreistelliger Millionenhöhe. Die Kommunen schlugen vor, in einem ersten Schritt die Landessparkasse in eine voll rechtsfähige Anstalt zu überführen.

Nord/LB-Chef Frischholz erklärte am Donnerstag, die Landessparkasse sei eine solide Einheit im Bank­konzern. Die Frage der Herauslösung liege bei den Eignern. Das Finanzministerium in Niedersachsen ging auf Nachfrage der Börsen-Zeitung auf Distanz. „Bisher sind keine Konzepte vorgelegt worden, die eine Herauslösung tragfähig und wirtschaftlich sinnvoll erscheinen lassen.“

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