IM INTERVIEW: THOMAS MANG

"Nord/LB in ein Spitzeninstitut einbeziehen"

Der Präsident des Sparkassenverbandes Niedersachsen über die Perspektiven für eine Kräftebündelung, über den Wirecard-Skandal und Folgen der Coronakrise

"Nord/LB in ein Spitzeninstitut einbeziehen"

Herr Mang, wie stark ist die Wirtschaft Niedersachsens verglichen mit anderen Bundesländern von den Folgewirkungen der Pandemie betroffen?Bestimmt nicht unterdurchschnittlich. Niedersachsen ist ein Autoland. Wenn die Automobilwirtschaft nicht bald wieder anspringt, wird Niedersachsen überproportional betroffen sein. Was bedeutet das für die Sparkassen in Niedersachsen?Die typischen Firmenkunden der Sparkassen sind klein und mittelständisch geprägt. Wir haben die Sorgen unserer Kunden im Blick. Im Moment gibt es keine Alarmsignale, die Sparkassen in Niedersachsen können die Folgen der Pandemie aufgrund der Diversität in ihren Kreditbüchern gut bewältigen. Wie entwickeln sich das Kredit- und das Einlagengeschäft Ihrer Sparkassen?Das Kreditgeschäft ist in den ersten sechs Monaten auf hohem Niveau weiter gewachsen. Die Neuzusagen seit Jahresbeginn liegen bei etwa 10 Mrd. Euro. Das ist ein Anstieg verglichen mit dem Vorjahr um 20 % und zudem ein neues Rekordniveau. Damit hat sich der Bestand im Kreditgeschäft auf 88 Mrd. Euro erhöht. Gibt es einen Corona-Effekt?Hier vermischen sich Wachstumsimpulse des ersten Quartals mit den Corona-Effekten des zweiten Quartals. Das Immobiliengeschäft entwickelt sich robust. Wie stehen die Sparkassen in Niedersachsen im bundesweiten Vergleich da?Was das Kreditwachstum angeht, bewegen wir uns in Niedersachsen auf durchschnittlichem Niveau, allerdings auch auf hohem Level. Die Zusagen im Kreditgeschäft beliefen sich im ersten Halbjahr bei Unternehmen und Selbstständigen auf 6 Mrd. Euro, bei Privatpersonen auf 4 Mrd. Euro – die Steigerungsraten lagen bei 25 beziehungsweise 15 %. Auch das Bestandswachstum war bei Unternehmen und Selbstständigen auf nun 45 Mrd. Euro etwas stärker als bei Privatpersonen auf 39 Mrd. Euro. Wir stellen zugleich fest, dass die Inanspruchnahmen von Kontokorrentkrediten durch Firmenkunden zuletzt nicht drastisch angewachsen sind. Die Kunden bunkern also Liquidität.Ja, Kreditüberschreitungen halten sich dennoch sehr im Rahmen. Und bei den Privatkunden?Bei den Privatkunden stellen wir Zuwächse vor allem bei Wohnbaukrediten fest. Dort liegen die Zusagen bei 3 Mrd. Euro und das Wachstum bei 19 %. Wie bei den Firmenkunden stellen wir auch bei den Privatkunden keine besorgniserregenden Entwicklungen infolge der Pandemie fest. Wie sieht es im Einlagengeschäft aus?Auch hier kommen wir im ersten Halbjahr auf ein Wachstum. Die Kundeneinlagen sind um 3 Mrd. Euro oder 4 % auf jetzt 90 Mrd. Euro gestiegen. Kredit- und Einlagenbestände halten sich damit in etwa die Waage. Der Löwenanteil bei den Einlagen liegt weiterhin bei den täglich fälligen Geldern. Die Kunden bunkern eben ihre Liquidität. Das zeigt sich auch in einer gewissen Zurückhaltung beim Konsum. Wie verhält es sich mit dem Wertpapiergeschäft in der Coronakrise?Der Nettoabsatz im Wertpapiergeschäft ist in den ersten sechs Monaten mit rund 1 Mrd. Euro verglichen mit dem Vorjahreszeitraum um 130 % angewachsen. Wie geht es weiter?Im Kreditgeschäft ist in der zweiten Jahreshälfte mit einer Verlangsamung des Wachstums zu rechnen, die zu erwartende konjunkturelle Eintrübung wird Spuren im Kreditwachstum hinterlassen. Bei den Einlagen erwarten wir weiterhin moderate Steigerungsraten. Im Wertpapiergeschäft dürften die Ausschläge an den Märkten für Verunsicherung sorgen. Im Fondsgeschäft rechnen wir aber schon mit einer gleichbleibend hohen Sparrate, weil die Kunden sehen, dass dauerhaftes Sparen mit Fonds für sie vorteilhaft ist. Welche Folgen ergeben sich aus dieser Geschäftsentwicklung für die Ertragslage Ihrer Sparkassen?Die Prognose für das Betriebsergebnis war im ersten Halbjahr von Vorsicht geprägt, schon aufgrund der Position der Europäischen Zentralbank, an der Nullzinspolitik festzuhalten. In der ersten Jahreshälfte ist das Betriebsergebnis vor Bewertung schon um 0,05 Prozentpunkte der durchschnittlichen Bilanzsumme gesunken. Diese Entwicklung hat aber jetzt seinen Boden gefunden. Zum Jahresende müssen wir von einer Schmälerung unseres Betriebsergebnisses vor Bewertung von rund 10 % ausgehen, verglichen mit dem Vorjahresniveau von 848 Mill. Euro. Wie sieht es infolge der Coronakrise bei den Kreditwertberichtigungen aus?Für 2020 rechnen wir aus heutiger Sicht auch infolge der veränderten Insolvenzordnung nicht mit größeren Kreditwertberichtigungen bei unseren Sparkassen. Von einem stärkeren Anstieg ist 2021 auszugehen. Die Sparkassen in Niedersachsen werden die jetzt zu erwartenden höheren Wertberichtigungen aber verkraften. Ihnen kommt dabei zugute, dass sie in den vergangenen Jahren in erheblichem Umfang Rücklagen gebildet haben. Wegen der Coronakrise wird also keine Sparkasse in Niedersachsen in Schieflage geraten?Nein, zu existenziellen Problemen wird es bei den niedersächsischen Sparkassen infolge der Coronakrise nicht kommen. Aber bei einigen Instituten stehen die Ampeln doch auf Gelb.Die Sparkassen intensivieren das Kreditgeschäft vor allem mit ihren eigenen Kunden. Die Institute verfügen über ausgeprägte Kenntnisse, was die Bedürfnisse und die Vermögenslagen ihrer Kunden angeht. Es wird allgemein unterschätzt, dass das Hausbankprinzip und die langjährige Kenntnis von Kunden auch schützen. Erwarten Sie, dass der Fusionsdruck bei den Sparkassen in Ihrem Verbandsgebiet zunehmen wird?Nicht wegen der Auswirkungen der Pandemie. Es gibt keine Verhandlungen, die auf Folgen der Coronakrise zurückzuführen wären. Fusionsgespräche gibt es immer wieder. In Südniedersachsen haben sie gerade sinnvollerweise zu einem Fusionsbeschluss geführt. Dadurch sinkt die Zahl Ihrer Mitgliedssparkassen auf unter 40?Was die kommunalen Institute angeht, ja. Durch den Zusammenschluss der Sparkassen Hann. Münden mit Göttingen zum 1. Juli kommen wir jetzt auf 39 Sparkassen in Niedersachsen. Hinzu kommt die zur Nord/LB gehörende Braunschweigische Landessparkasse. Welche Auswirkungen hat der Bilanzskandal von Wirecard für die Sparkassen in Niedersachsen?Es gibt keine niedersächsische Sparkasse, die Kredite an die Firma Wirecard vergeben hätte. Die Firma Wirecard ist als Dienstleister für die Kreditwirtschaft in Erscheinung getreten, aber für uns hat das keine besondere Bedeutung. Wir betrachten eher mit Sorge, was sich jetzt in der Debatte über die Beaufsichtigung der Kreditwirtschaft abzeichnet. Was genau?Es findet ein Schwarzer-Peter-Spiel im Zusammenhang mit dem Wirecard-Skandal statt. Die Kritik an der Rolle der Aufsicht ist aus unserer Sicht aber nicht angemessen. Die Aufsichtsbehörden leisten im Kernbereich ihrer Aufgabenstellung eine gute Arbeit und beaufsichtigen die in Deutschland angesiedelten Institute exzellent – wir könnten auch sagen, sehr akribisch. Für uns stellt sich im Zusammenhang mit dem Bilanzskandal vorrangig die Frage, warum ein Teil der Finanzwirtschaft nicht beaufsichtigt worden ist. Die Firma Wirecard betreibt mit dem Zahlungsverkehr ein Bankgeschäft, ist aber nicht als Kreditinstitut beaufsichtigt worden. Wo sehen Sie den größten Reformbedarf, um Fälle wie den Wirecard-Skandal künftig rechtzeitig zu verhindern?Wirecard hat mit dem Zahlungsverkehr ein Bankgeschäft betrieben und wurde von einem Fintech zu einem Dax-Unternehmen. Es ist aber wie ein Technologieunternehmen beaufsichtigt worden. Nach unserer Ansicht darf es nicht sein, dass Fintechs einer weniger strikten Aufsicht unterliegen, um ihre Entwicklung nicht im Keim zu ersticken. Wenn sich Fintechs oder auch angrenzende Bereiche aus dem grauen Kapitalmarkt mit Bankdienstleistungen beschäftigen, dann sind sie auch wie Banken zu beaufsichtigen. Die größten Schäden für Sparer und Anleger sind in der jüngeren Vergangenheit durch graue Kapitalmarktakteure verursacht worden, die ihre Kunden betrogen haben. Keine Kritik an der Aufsicht durch BaFin und Bundesbank?Die grundsätzliche Qualität der Beaufsichtigung der Kreditinstitute durch die BaFin und die Bundesbank ist nicht zu beanstanden. Forderungen nach einer Verschärfung der Finanzaufsicht im Zusammenhang mit dem Wirecard-Skandal dürfen jetzt nicht dazu führen, dass die kleinen Kreditinstitute von der großen Fliegenklatsche erwischt werden. Wir Sparkassen haben keinen Bedarf an einer noch intensiveren Beaufsichtigung, dafür besteht auch kein Grund. Erwarten Sie nachhaltige negative Konsequenzen für den Finanzstandort Deutschland durch den Wirecard-Skandal?Es handelt sich um einen riesigen Bilanzbetrug. Dass dieser Skandal international kein positives Licht auf den Finanzstandort Deutschland wirft, steht außer Frage. Der Rückschluss, dass der Finanzplatz auf Dauer Schaden nimmt, wäre aber vorschnell. Die kreditwirtschaftlichen Strukturen in Deutschland sind funktionsfähig. Die Ertragsperspektiven für Banken und Sparkassen sind in Anbetracht der zementierten Null- und Negativzinslandschaft alles andere als rosig. Was ist zu tun? Inwieweit ist das Geschäftsmodell der Sparkassen zu hinterfragen?Wir Sparkassen müssen darauf achten, dass wir uns auf das Wesentliche konzentrieren. In Niedersachsen haben wir ein funktionierendes Geschäftsmodell, das wir intensivieren wollen – auch, indem wir neue technologische Möglichkeiten nutzen. Weitere Geschäftsfelder sollten immer mit dem bestehenden guten Geschäftsmodell der Sparkassen korrespondieren. Dann besteht auch die Bereitschaft, sich für neue Aktivitäten zu öffnen. Was heißt das denn konkret?Wir können uns zum Beispiel im gesamten Bereich des Immobiliengeschäfts breiter aufstellen. Wir müssen nicht ein reinrassiger Immobilienfinanzierer bleiben. Die an dieses Geschäft angrenzenden Cross-Selling-Potenziale und Beratungsmöglichkeiten sollten wir besser ausnutzen. Das fängt an bei Erschließungsmaßnahmen und geht bis zur Endfinanzierung. Wir müssen versuchen, ein Geschäft von A bis Z zu betreiben und eigene Angebote zu schaffen. Vergleichbares gilt für den Bereich der Vorsorge. Wir müssen zugleich aber aufpassen, nicht auszufransen mit dem Produktangebot, um die Kosten nicht ins Uferlose steigen zu lassen. Wie ist denn der Stand der Debatte in Ihrem Lager: Über die “Sparkasse reloaded” wird ja nun auch schon länger gesprochen.Es gibt in unserer Gruppe keine zwei Meinungen, dass wir gegenüber dem Kunden als eine Finanzplattform auftreten wollen. Alles, was mit Finanzfragen zu tun hat, soll eine Sparkasse regeln können. Oder sie soll eine Plattform zur Verfügung stellen, damit der Kunde alles regeln kann. “Sparkasse reloaded” beschäftigt sich mit Fragestellungen, wie wir es schaffen können, dass der Kunde uns als Anbieter gut findet, Vertrauen zu uns hat und dass er bestmöglich von uns bedient wird. Was bedeutet die Ausrichtung als Finanzplattform für die Markenstrategie der Sparkassen?Bei der Markenstrategie bin ich ein großer Anhänger, dass wir sehr stringent sind, was die Weiterentwicklung der Marke angeht. Zugleich muss alles, was unsere Marke beschädigen könnte, blockiert und unterlassen werden. Es darf nicht sein, dass sich Trittbrettfahrer unserer Marke bedienen können. Es gibt viele, die gerne mit dem Sparkassen-S unterwegs sein wollen. Weil die Medienlandschaft auseinandergedriftet ist, müssen wir mit Blick auf unsere Marke darauf achten, sauber zu bleiben. Zum Beispiel bei den Apps: Bei aller Vielfalt müssen wir dafür sorgen, dass die Apps mit dem Sparkassen-S nur angeboten werden können, wenn auch die Grundregeln unserer Markensatzung eingehalten werden. Warum ist das wichtig?Wir wollen, dass die hohe Reputation, die unsere Apps haben, bestehen bleibt. Im Zusammenhang mit den Payment-Aktivitäten muss die Sparkassenorganisation vorn dabei sein, damit wir die Zuwendung zur jüngeren Klientel halten können. Was die Ansprache an jüngere, digitalaffine Kunden angeht, sehe ich bei unseren Apps keine Defizite. Inwieweit wird der Sparzwang für die Sparkassen in den nächsten Jahren weiter zunehmen?Für uns aus niedersächsischer Sicht ist es zunächst von Vorteil, dass wir über eine Bilanzstruktur verfügen, die gleichermaßen auf Einlagen und Krediten basiert. Dies ist eine Kernstärke, die für Stabilität auf der Ertragsseite sorgt. Inwieweit einzelne Sparkassen stärker als andere sparen müssen, hängt von der jeweiligen Ausgangslage ab. Drastische Einsparungen sind aber aus unserer Sicht nicht notwendig. Gefordert ist eine vernünftige Balance zwischen Sparmaßnahmen zur Steigerung der Effizienz auf der einen Seite und Investitionen in die Zukunft auf der anderen Seite. Wenn es um Einsparungen geht: Erhöhen sich durch die Coronakrise und die anstehende Rezession Chancen für eine Kräftebündelung in Richtung Sparkassenzentralinstitut?Ich glaube, dass sich die Perspektiven für dieses Spitzeninstitut durch die Coronakrise nicht verschlechtert, aber auch nicht wesentlich verbessert haben. Das Thema ist aus guten Gründen vertagt worden, Vorrang hat derzeit die Bewältigung der Coronakrise. Es ist aber nicht von der Bildfläche verschwunden. Wie stehen Sie dazu?Zum Thema Spitzeninstitut haben wir Sparkassen in Niedersachsen prinzipiell eine positive Einstellung, weil wir glauben, dass damit ein hohes Maß an Kräftebündelung erreicht werden könnte. Wir würden es auch für sehr wünschenswert halten, die Nord/LB in ein solches Spitzeninstitut miteinzubeziehen, weil die ganze Sparkassenorganisation inzwischen ohnehin an der Nord/LB beteiligt ist. In anderen Regionen stößt der Wunsch auf wenig Gegenliebe.Ja, aber es gibt ohnehin noch viele verschiedene Meinungen zur Frage eines Spitzeninstituts. Geklärt werden muss ja zunächst einmal, ob wir denn überhaupt bereit sind, für ein Spitzeninstitut die Spezialisierung der DekaBank als Wertpapierhaus der Sparkassen-Finanzgruppe aufzugeben. Wie sehen Sie das?Im Moment kann ich das noch nicht abschließend beurteilen. Die guten Argumente für ein Spitzeninstitut will ich nicht vom Tisch wischen. Wenn die Zukunftsfähigkeit der Sparkassenorganisation besser dargestellt werden kann mit einem Spitzeninstitut, dann wird Niedersachsen sich auch in diese Richtung bewegen. Ist denn aus Ihrer Sicht der niedersächsischen Sparkassen zwingend, dass die Nord/LB in das Spitzeninstitut einbezogen wird?Das ist für uns keine Conditio sine qua non. Das wird für uns nicht zur Gretchenfrage. Wir weisen nur darauf hin, dass es aus unserer Sicht sinnvoll wäre, die Nord/LB in das Spitzeninstitut einzubeziehen. Wünschen Sie sich eine Einbeziehung der Nord/LB auch deshalb, weil Sie sich nach der Rekapitalisierung der Nord/LB Ende 2019 mit der Position der Sparkassen gegenüber dem Hauptträger der Nord/LB nicht wohlfühlen?Ich fühle mich im Trägerkreis der Nord/LB nicht unwohl. Der Anteil der niedersächsischen Sparkassen ist geschrumpft, das Land Niedersachsen bestimmt letztlich, wo es langgeht.Die Möglichkeiten, über den Kurs zu bestimmen, sind in der Sache nicht kleiner geworden. Die Sparkassen in Niedersachsen gehören als Teil der Sparkassenorganisation zur zweitgrößten Trägergruppe. Zugleich sind wir in Niedersachsen nach wie vor der zweitgrößte Einzelträger, auch wenn unser Anteil von zuvor gut 26 % auf rund 10 % gesunken ist. Ich fühle mich im Trägerkreis wohl, weil wir nach den schwierigen Verhandlungen bis Ende 2019 in einen Arbeitsmodus übergegangen sind. Frühere Differenzen spielen keine Rolle mehr, Länder und Sparkassenorganisation sind gemeinsam bestrebt, die Transformation der Nord/LB zu einem Erfolg zu führen. Erschweren die Auswirkungen der Coronakrise diese Neuausrichtung?Die Bank ist im Rahmen dessen, was sie derzeit vor allem bei der Reduzierung der Kostenbasis erreichen kann, auf einem guten Weg. Mit Blick auf die Geschäftsentwicklung hat die Bank eine bessere Ausgangslage, weil sie im Rating stabiler geworden ist. Die Risiken im lange Zeit kritischen Schiffskundenbereich werden überwiegend durch Garantien abgefedert, die Risiken in der Flugzeugfinanzierung sind aus heutiger Sicht tragbar. Zeitlich wie sachlich ist die Transformation der Bank auf dem richtigen Weg. Geraten Ziele, beispielsweise von 2023 an Dividenden zu zahlen und 2024 eine Eigenkapitalrendite vor Steuern von 7 % zu erreichen, durch die zu erwartende Rezession nicht in Gefahr?Aus heutiger Sicht gibt es für uns, was die mittelfristigen Ziele der Nord/LB angeht, keine Alarmsignale. Wenn es Korrekturen geben muss, dann wird es die geben. Die gerade erreichte Kernkapitalquote von 14 % muss die Bank halten.Das kann und sollte sie schaffen. Ich mache mir keine großen Sorgen, dass die Bank in absehbarer Zeit erneut Kapitalprobleme bekommen könnte. Nach früheren Kapitalmaßnahmen hieß die Devise der Sparkassen bereits, sich an keiner weiteren mehr zu beteiligen. Gilt dies jetzt nach der jüngsten Kapitalstärkung auch?Wir haben uns im Rahmen des Stützungspakets 2019 an der Kapitalmaßnahme beteiligen müssen. Das war für mich unumstößlich, weil es galt, die Nord/LB zu stabilisieren. Per heute gibt es überhaupt keine Diskussion über eine weitere Kapitalmaßnahme der Nord/LB, es zeichnet sich auch keine Notwendigkeit ab. Die nunmehr sieben Träger der Nord/LB sitzen alle in einem Boot. Sollte die Bank in Schwierigkeiten geraten, müssten sich die Träger auf ein gemeinsames Konzept verständigen, wie es weitergeht. Die niedersächsischen Sparkassen werden dabei keine Sonderrolle spielen. Wie sehen Sie die Zukunft der Deutschen Hypo und der Braunschweigischen Landessparkasse als Teil der Nord/LB?Weil die Landesbank Planungssicherheit benötigt, sollten Entscheidungen im Herbst fallen. Mehr kann ich dazu derzeit nicht sagen. Das Interview führte Carsten Steevens.