Norinchukin Bank erlebt neues Investment-Debakel
Japans Genobank erlebt Debakel
mf Tokio
Die genossenschaftliche Norinchukin Bank, in Japan bekannt unter ihrem Kürzel Nochu, schließt zusätzliche Abschreibungen auf ihr Portfolio von US-Staatsanleihen nicht aus. In der vergangenen Woche hatte die Bank davor gewarnt, dass sich ihre Verluste aus diesen Investments gegenüber der ersten Schätzung vom Mai auf 1,5 Bill. Yen (8,8 Mrd. Euro) verdreifachen könnten. Die Bank der Agrargenossenschaften mit Sitz in Tokio zählt in Japan zu den 40 größten Banken mit einem Vermögen von umgerechnet 580 Mrd. Euro.
7 Milliarden Euro neues Geld
Nach der Hauptversammlung der Bank am Freitag erklärte CEO Kazuto Oku, die Verluste könnten diese Summe sogar noch übersteigen. „Das hängt vom finanziellen Umfeld ab“, meinte Oku. Dessen ungeachtet soll es bei der im Mai angekündigten Kapitalerhöhung um 1,2 Bill. Yen (7 Mrd. Euro) bleiben.
Die Financial Services Agency, Japans zentrale Behörde für die Finanzaufsicht, hatte Norinchukin offenbar frühzeitig aufgefordert, ihre riskante Abhängigkeit von ausländischen Anleihen zu verringern. Rund 50% ihrer Vermögenswerte sind Wertpapiere, davon über vier Fünftel US-Treasuries, Kredite machen nur 20% aus.
Zum Vergleich: Japans größte Finanzgruppe Mitsubishi UFJ hält nur 20% ihres Vermögens in Wertpapieren und 30% in Krediten. Doch die Nochu-Führung reagierte zu spät und nicht stark genug.
Umschichtung in andere Papiere
Angesichts der ausbleibenden Zinssenkungen in den USA, die steigende Anleihekurse mit sich bringen würden, will Norinchukin nun 63 Mrd. Dollar an niedrig verzinsten Staatsanleihen aus den USA und Europa verkaufen. Die Summe entspricht rund einem Drittel ihres Wertpapierportfolios. Mit den Verkaufseinnahmen will Norinchukin besicherte Darlehensverpflichtungen, japanische Staatsanleihen und Aktien erwerben.
Die nicht börsennotierte Bank gehört rund 3.300 Genossenschaften von Bauern und Fischern, die sie mit Kapital und Einlagen versorgen. Wegen des begrenzten Kreditgeschäfts im Agrarbereich muss sich die Bank stark auf Anlageerträge stützen, um ihre Zinskosten zu decken, und gerät daher schnell in Schieflage.
Nochu verbrennt sich bereits zum zweiten Mal an ausländischen Wertpapieren die Finger. Bei der Finanzkrise von 2009 erlitt die Bank hohe Verluste durch ihre verbrieften Subprime-Kredite. Darauf wandte sie sich verbrieften Unternehmenskrediten mit Triple-A-Rating zu, was ihr den Spitznamen CLO-König einbrachte. Der Fokus wanderte dann auf US-Treasuries, bis man vom schnellen Anstieg der US-Zinsen auf dem falschen Fuß erwischt wurde.