Notenbank lockert Auflagen für amerikanische Banken

Mehr Spielraum zur Vergabe von Darlehen

Notenbank lockert Auflagen für amerikanische Banken

nok New York – Die amerikanische Notenbank Fed hat angesichts der Coronakrise regulatorische Auflagen für Großbanken gelockert. Die Banken dürfen bei der Kalkulation ihrer Verschuldungsquote jetzt ihre Bestände an sicheren Staatsanleihen und ihre Einlagen bei der Notenbank außen vor lassen.Die Fed will es Banken damit erleichtern, Verbrauchern und Unternehmen in der Krisensituation zusätzliche Darlehen zur Verfügung zu stellen. Zudem sollen Banken dadurch stärker als Intermediäre, also als Mittelsmänner, am angespannten Markt für Staatsanleihen auftreten können. Die Fed sprach von einer sich “rasch verschlechternden” Liquiditätslage in diesem wichtigen Markt. Die Lockerung der Regeln für die sogenannte Supplementary Leverage Ratio (SLR) gilt bis Ende März 2021.Die großen amerikanischen Banken, Institute mit einer Bilanzsumme von mehr als 250 Mrd. Dollar, müssen Kapital von mindestens 3 % ihres Geschäftsvolumens vorhalten. Damit sollen in einer konjunkturellen Abschwungphase Verluste abgefedert werden. Die Notenbank stellte in ihrer Mitteilung klar, dass es bei der temporären Lockerung nur darum geht, Banken die Erweiterung ihrer Bilanz zu ermöglichen. Eine höhere Ausschüttung von Kapital etwa in Form von Dividenden oder Aktienrückkäufen sei nicht vorgesehen. Banken sind klassische Dividendentitel und gehörten in den vergangenen Jahren auch zu den größten Rückkäufern eigener Aktien. Die vier größten Institute befanden sich 2019 unter den zehn größten Aktienrückkäufern im Aktienindex S&P 500. Acht der Banken, darunter J.P. Morgan und die Bank of America, hatten angesichts der Coronakrise kürzlich die geplanten Rückkäufe für den Rest des ersten Quartals und das zweite Quartal ausgesetzt. Eigene Stärke einsetzen”Finanzinstitute haben im vergangenen Jahrzehnt ihre Kapital- und Liquiditätsausstattung mehr als verdoppelt und sind angehalten, diese Stärke zur Unterstützung von Privathaushalten und Unternehmen einzusetzen”, hieß es in einer Pressemitteilung der Fed. Die SLR war von der Fed in Folge der Finanzkrise der Jahre 2007 bis 2009 eingeführt worden. Nachdem die großen Banken damals in Schieflage geraten waren, sollte das einen zusätzlichen Puffer für künftige Abschwungphasen gewährleisten. Analysten wie Jason Goldberg von Barclays glaubt nicht, dass die Lockerung dieser Auflagen nun zu einem höheren Risiko im Finanzsystem führen werde, da es sich bei Staatsanleihen und den Bareinlagen um sichere Anlagen handele.Schon vor den jüngsten Turbulenzen würde über eine Lockerung der Auflagen debattiert. Nachdem die Fed-Gouverneurin Lael Brainard vor Ausbruch der Pandemie gegen eine Lockerung gestimmt hatte, fiel die aktuelle Entscheidung der Fed nun einstimmig. “Banken haben Notgroschen gespart und dies sind die Notzeiten”, kommentierte Bankenanalyst Mike Mayo von Wells Fargo.