Geldanlage

Notgroschen ist wieder das wichtigste Sparmotiv

Auch wenn die deutschen Privatanleger zuletzt mehr Geld in Investmentfonds angelegt haben, ist das Hauptsparmotiv laut einer Umfrage nicht mehr die langfristige Geldanlage, sondern die Reserve für Notzeiten.

Notgroschen ist wieder das wichtigste Sparmotiv

jsc Frankfurt

Die Pandemie und die Wirtschaftskrise prägen zunehmend das Sparmotiv der Deutschen: War über Jahre hinweg die private Altersvorsorge das wichtigste Ziel, dominiert jetzt die Rücklage für Notfälle, wie eine Umfrage der Fondsgesellschaft Union Investment unter rund 1000 Sparern zeigt. 82% der Befragten sortiert den Notgroschen auf einer fünfstufigen Skala zur Wichtigkeit in den oberen beiden Stufen ein, während die Altersvorsorge hier bei 77% landet. Zuvor war das Verhältnis meist umgekehrt. Auch sparen heute mehr Menschen, „um unabhängig zu sein“. Das Meinungsforschungsinstitut Forsa befragt im Auftrag der Fondsgesellschaft regelmäßig rund 1000 Menschen von 20 bis 59 Jahren, die mindestens eine Geldanlage besitzen und zuhause die Finanzentscheidungen treffen.

Insgesamt ist das Bild heterogen. Zwar erwarten mittlerweile 18%, dass sich ihre finanzielle Lage in den nächsten sechs Monaten verschlechtern wird – kurz vor Zuspitzung der Coronakrise im ersten Quartal 2021 lag der Wert nur halb so hoch. Noch höher war die Unsicherheit zur Finanzkrise 2008 oder im Jahr 2002, als auch die Arbeitslosigkeit deutlich höher war als heute. Rund ein Viertel erwartet heute derweil eine Verbesserung der Lage, was ebenfalls einen langjährigen Höchstwert markiert.

Der Nullzins prägt die Einstellung zu den Produktkategorien allerdings stärker als das Notgroschenmotiv. Das Tagesgeld, das sich ideal für eine Notfallreserve eignet, verliert weiter in der Anlegergunst und wird heute nicht einmal mehr von jeder fünften Person als wichtig erachtet. Investmentfonds hingegen, die für eine kurzfristige Geldanlage untauglich sind, steigen in der Gunst der Anleger. Niedrige Zinsen sind aus Branchensicht einer der wichtigsten Treiber des Fondsgeschäfts, wenn auch nicht ganz so bedeutend wie der Ruf nach ESG-Produkten. Die Immobilie ist seit Jahren in der Anlegergunst ungeschlagen, während Gold seinen Ruf als krisenfeste Wertanlage offenbar allmählich verliert (siehe Grafik).

Der Boom der Fondssparpläne findet auf den ersten Blick wenig Widerhall in der Umfrage: Der Anteil der Menschen, die regelmäßig einen festen Betrag sparen, ist mit 71% niedriger als in den Jahren zuvor, auch die Höhe der Sparsumme hat in der Breite laut Umfrage nicht zugenommen. Tatsächlich aber ist die Sparquote in der Pandemie gestiegen, zudem floss mehr Geld in Investmentfonds. In der Umfrage hat Union Investment aber auch konkret die Haltung zu Fondssparplänen abfragen lassen – und steigendes Interesse festgestellt.

Gute Vorsätze für das neue Jahr macht sich in der Geldanlage jeder vierte Befragte – das ist mehr als vor drei Jahren. Für Familie, Beruf und Gesundheit ist die Tendenz jeweils umgekehrt: Hier sinkt die Zahl der Befragten mit guten Vorsätzen.