Notwendige Anpassung
Die Kryptobranche drängt immer stärker in das institutionelle Geschäft vor. Damit einher gehen erhöhte Anforderungen an ihre Compliance sowie nun auch an ihre strategische Aufstellung als Handelsplatz mit angeschlossenen Dienstleistungen. Bislang hatten sich Binance und Coinbase als Pioniere eine Art Schlaraffenland geschaffen, in dem sie als Plattformbetreiber Handel, Verwahrung und Wertpapierkredit aus einer Hand und ohne das branchenübliche Maß an Segregation betrieben.
Neue Ära beginnt
Diese Ära neigt sich dem Ende zu. Denn große Händler bei Binance dringen darauf, zumindest einen Teil ihrer als Sicherheit gestellten Wertpapiere bei externen Partnern in Verwahrung zu geben. Und der immer noch weltweit größte Kryptohändler beugt sich jetzt diesem Druck und öffnet sich für das Abziehen von Sicherheiten, die dann bei Spezialisten für die Verwahrung wie der Sygnum Bank und der Flow Bank deponiert werden.
Dass auf das Management von Gegenparteirisiken bedachte institutionelle Anleger nun gerade bei Binance auf Entgegenkommen dringen, verwundert nicht. Denn die im Offshore-Geschäft gewachsene Plattform ist in Rechtsstreitigkeiten mit den Behörden verwickelt und musste bereits eine Strafe von 4,3 Mrd. Dollar zahlen. Zudem hat Gründer und CEO Changpeng Zhao (CZ) zwangsweise seinen Hut nehmen müssen. Wenn es ganz dumm läuft, dann könnte Binance sogar in eine existenzbedrohende Schieflage geraten.
Gegenparteirisiko Binance
Da ist man als Trader gut beraten, das Gegenparteirisiko Binance zu begrenzen. CZ wurde vielfach unterstellt, er würde lax umgehen mit Kundengeldern. Mit solchen Behauptungen sollte man vorsichtig sein, sofern man keine gerichtsfesten Beweise zur Hand hat. Von den großen Binance-Kunden gibt es jedenfalls keine Beschwerden über die Qualität der Binance-Custody-Tochter Ceffu.
Was für Binance spricht, ist die weiterhin gute Liquidität auf dem Handelsplatz. Deswegen hält das Gros der großen Händler der Plattform auch die Treue: Hier findet man gute Preisqualität für Jumbo-Transaktionen.
Unaufhaltsam indes ist der Wandel von Krypto-Pionieren hin zum ordentlichen Börsenhandel. Dazu gehört volle regulatorische Compliance, was dann auch die klassische Trennung von Handel, Verwahrung und Wertpapierkredit mit sich bringt.