NPL-Barometer im frostigen Bereich

Banken können gute Preise beim Forderungsverkauf erzielen - Lahmendes Transaktionsgeschäft

NPL-Barometer im frostigen Bereich

Daten zum Volumen des deutschen Marktes für notleidende Kredite (NPL) sind Mangelware. Mit dem NPL-Barometer der Frankfurt School gibt es jetzt einen ersten Gradmesser.bg Frankfurt – Angesichts der dünnen Datenlage zu notleidenden Krediten (NPL, Non Performing Loans) in Deutschland haben die Frankfurt School of Finance & Management und die Bundesvereinigung Kreditankauf & Servicing (BKS) mit dem NPL-Barometer einen neuen Bewertungsmaßstab für diesen Markt geschaffen. Befragt wurden deutsche Kreditinstitute nach ihrer Erwartung für die Entwicklung von Kreditpreisen, Kreditbeständen, Immobilienpreisen sowie weiteren Faktoren für die vergangenen und kommenden sechs Monate.Dabei zeigt das NPL-Barometer aufgrund guter konjunktureller Lage sowie steigender Immobilienpreise einen insgesamt schrumpfenden Bestand notleidender Kredite. Diese Entwicklung dürfte sich abgeschwächt fortsetzen. Bei steigenden Preisen, die Banken für ihre notleidenden Forderungen verlangen, geht der Anteil tatsächlich verkaufter oder ins Servicing gegebener Forderungen zurück. Angesichts verschärfter regulatorischer Vorgaben zur Eigenkapitalunterlegung bei allen Kreditklassen erwartet Professor Christoph Schalast jedoch, dass sich ein gewisser Druck zum Verkauf von Portfolien ergeben wird. Laufende und kurzfristig angekündigte Transaktionen deuteten an, dass im Bereich private und gewerbliche Immobilienfinanzierung ein Anstieg des Volumens an Kreditverkäufen stattfinden könne, so Schalast. Wenig InsolvenzenInsgesamt bleibt die Lage trotz optimistischer Tendenzen für die auf den NPL-Ankauf spezialisierte Branche jedoch eingetrübt, sind die Erwartungen für NPL-Preise, Bestand und verkauftes Volumen auf Sicht von sechs Monaten doch allesamt noch im negativen Bereich. Mit der zweiten Erhebung für das zweite Halbjahr 2015 wird dann erstmals ein Trend festgestellt werden können. Der gewichtete Gesamtwert für die ersten sechs Monate betrug – 0,21, die Erwartung für die kommenden sechs Monate – 0,15. Das Umfeld für NPL-Transaktionen dürfte sich aber nicht großartig verbessern, ist für 2015 doch der niedrigste Stand an Insolvenzen zu erwarten – und die Banken können es sich leisten, sich von Forderungen nur zu guten Preisen zu trennen. Das lässt eine spürbare Belebung des NPL-Transaktionsmarktes unwahrscheinlich erscheinen. Dabei steht eine große Anzahl an Investoren, die es zunehmend in ausländische Märkte zieht, für den Forderungsankauf bereit – und eigentlich sei der deutsche Markt der Kreditankäufer angesichts unübersehbarer Überkapazitäten reif für eine Konsolidierung, so der Professor. Am aktivsten beim NPL-Verkauf seien noch die privaten Geschäftsbanken, die Sparkassen sehr zurückhaltend und Regionalbanken im Prinzip nicht mehr dabei in diesem Markt, sagt Schallast. Für die Banken stellten NPL nun mal kein Profit Center dar, und bei Großbanken mit eigener Work-out-Abteilung bestehe ein Interesse an der Aufrechterhaltung der individuellen Kundenbeziehung. Angesichts guter Realisierungsquoten stehen Banken auch Instrumente wie Refinanzierung mit Teilforderungserlass sowie längere Forderungslaufzeiten zur Verfügung, um den Forderungsverkauf zu vermeiden. Bei gewerblichen Immobilienkrediten glaubt immerhin ein Viertel der im NPL-Barometer Befragten, dass der Anteil verkaufter oder durch einen externen Servicer bearbeiteten notleidenden Forderungen in den kommenden sechs Monaten steigen wird.