Statt Börsengang

OLB geht an Crédit Mutuel

Die Oldenburgische Landesbank (OLB) geht an die französische Genossenschaftsbank Crédit Mutuel statt an die Börse. Die OLB-Eigentümer vervierfachen ihren Einsatz.

OLB geht an Crédit Mutuel

OLB geht an Crédit Mutuel statt an die Börse

Mit Targobank 80 Mrd. Euro Bilanzsumme – Eigentümer vervierfachen Einsatz

ste/wü/cru Frankfurt

Die französische Genossenschaftsbank Crédit Mutuel Alliance Fédérale übernimmt über ihre Tochtergesellschaft Targo Deutschland die Oldenburgische Landesbank (OLB). Die bisherigen OLB-Eigentümer, eine Gruppe angloamerikanischer Investoren, entschieden sich gegen einen Börsengang, wie er seit mehreren Jahren im Raum stand. Zuletzt hatte sich ein IPO im April angedeutet, spekuliert wurde über eine Ankündigung in dieser Woche.

Zum Verkaufspreis und zu den Gründen für die Verkaufsentscheidung äußerten sich die Eigentümer am Donnerstag nicht. Ein Börsengang der OLB war in den Jahren 2022 und 2023 an schwachen Marktbedingungen gescheitert. Nun könnte eine zunehmende Volatilität am Aktienmarkt den Ausschlag für die Aufgabe der Börsenpläne gegeben haben.

Größter Zukauf seit 2008

Für die Crédit Mutuel handelt es sich um den größten Zukauf seit Übernahme der inzwischen in Targobank umbenannten Citibank Deutschland im Jahr 2008. Eric Petitgrand, Generaldirektor von Crédit Mutuel Alliance Fédérale, bezifferte den Kaufpreis mit weniger als 2 Mrd. Euro. Die OLB-Übernahme ist vom Umfang her für CMAF ähnlich wie die Akquisition von CIC (Crédit Industriel et Commercial) 1998, der ältesten Depotbank Frankreich.

Im Vergleich zu den anderen französischen Banken ist die aus verschiedenen Regionalverbänden bestehende, von Straßburg aus gelenkte Genossenschaftsgruppe nach dem Verkauf einer spanischen Tochter vor allem auf Frankreich konzentriert, mit der Bundesrepublik als zweitwichtigstem Markt. Bisher machen internationale Aktivitäten bei ihr gerade mal 20% aus.

Unter den Top-10-Privatbanken

Die kombinierte Bilanzsumme von Targobank und OLB beläuft sich nach Angaben aus Paris auf 79 Mrd. Euro. Damit rücke man unter die zehn größten privaten Banken in Deutschland auf.

„Deutschland ist für uns eine Selbstverständlichkeit“, sagte CMAF-Chef Daniel Baal dem Wirtschaftsradiosender BFM Business. Deshalb der Wunsch, sich dort zu verstärken. CMAF soll seit mehreren Monaten Ausschau nach einem geeigneten Übernahmeziel in Deutschland gehalten haben. Wenn er eine Ausschreibung dafür hätte machen sollen, hätte sie alle Charakteristiken von OLB enthalten, meint Baal. OLB und Targobank würden sich gut ergänzen, da die Targobank vor allem bei Krediten stark sei, OLB als Universalbank, die sowohl im Privatkundengeschäft und bei der Finanzierung von Unternehmen stark sei. Mit OLB, Targobank und der Versicherungstochter ACM Deutschland wolle Crédit Mutuel eine Referenz unter den Bankversicherern in Deutschland sein. Versicherungsaktivitäten spielen in dem jüngsten Strategieplan der Genossenschaftsbank eine zentrale Rolle, genau wie der Ausbau des Corporate und Investment Bankings. Mit der Übernahme von OLB nimmt sie nun verstärkt den Mittelstand in Deutschland ins Visier.        

Für die Eigentümer um Apollo ergab sich mit dem Verkauf die Möglichkeit für einen lukrativen Ausstieg. Der Finanzinvestor wird die Beteiligung – im Unterschied zu dem alternativ vorbereiteten Börsengang – nach sieben Jahren auf einen Schlag los, anstatt die Aktien schrittweise an der Börse abzuverkaufen.

Erheblicher Verkaufsgewinn

Der Verkaufsgewinn ist erheblich: Der Buchwert der OLB hatte sich von 1,7 Mrd. Euro im Jahr 2023 auf zuletzt rund 2 Mrd. Euro erhöht. Damit hat sich für die Eigentümer um Apollo der Einsatz vervierfacht. Die Private-Equity-Firma hatte 2018 gut 90% der OLB-Anteile zusammen mit den Partnern Teacher Retirement System of Texas (TRS) und Grovepoint Capital von der Allianz für rund 500 Mill. Euro erworben.

Für den IPO-Markt ist der ausbleibende OLB-Börsengang ein weiterer Rückschlag nach der Absage des Stada-IPO. Die OLB wäre das erste IPO in Deutschland seit dem Wissenschaftsverlag Springer Nature aus dem Portfolio von BC Partners im Oktober gewesen. Auch europaweit setzt sich die IPO-Flaute fort. Es sind in diesem Jahr nur ein halbes Dutzend Unternehmen an die Börse gekommen, und bei der Hälfte davon sind seit dem Debüt die Kurse gefallen, etwa beim spanischen Hotelbettenvermittler HBX Group aus dem Besitz von Cinven und EQT um 7%, dem bisher größten IPO dieses Jahres in Westeuropa.

Nebenstehender Kommentar Bericht Seite 5

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