Optimismus der Finanzbranche sinkt

Stimmungsbarometer fällt nach Rekordwert ab - Angst vor Handelsstreit

Optimismus der Finanzbranche sinkt

jsc Frankfurt – Die gute Laune der deutschen Finanzbranche lässt nach einem Spitzenwert zur Jahreswende wieder nach. Zwar werten Banken einerseits und nahestehende Dienstleister andererseits die Entwicklung von Umsatz, Ertrag und Investitionen überwiegend positiv, wie das Center for Financial Studies (CFS) am Donnerstag berichtet hat. Der zugehörige CFS-Index erreicht nach 120 Punkten zur Jahreswende diesmal den Stand von knapp 117. Der Index folge einer “rückläufigen gesamtwirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland”, interpretiert Institutsdirektor Jan Pieter Krahnen das Ergebnis. Das am House of Finance an der Frankfurter Goethe-Universität angesiedelte Institut sammelt Angaben (“neutral”, “negativ”, “positiv”) von rund 400 Unternehmen für das gerade angebrochene und das kommende Quartal, aktuell also für das zweite und dritte Viertel 2018. Besserung bei Beschäftigung Die Entwicklung von Umsatz, Ertrag und Investitionen werten Banken in Summe jeweils positiver als die Entwicklung der Mitarbeiterzahlen – nun aber wächst hier die Zuversicht. Denn während die Kreditinstitute in den zurückliegenden Quartalen mit Blick auf die Beschäftigten eher “negativ” gestimmt waren, sehen sie im laufenden Quartal nun eine leicht “positive” Tendenz, während die Prognose für das darauffolgende Quartal wie schon zuvor nahezu ausgeglichen ist. Die Kreditwirtschaft hat in den zurückliegenden Jahren insgesamt sinkende Mitarbeiterzahlen verzeichnet, was sich auch in den Erwartungen spiegelt. Die Dienstleister wiederum sind schon seit langem mit Blick auf die Mitarbeiterzahl überwiegend positiv gestimmt. Auch auf Umsatz und Ertrag blicken Dienstleister mit mehr Optimismus als die Kreditwirtschaft.Besonders positiv werten die Teilnehmer die künftige internationale Bedeutung des Finanzstandortes Deutschland. 132 Punkte erreicht der Index hier, was ein deutliches Übergewicht “positiver” Erwartungen anzeigt. Der Wert war Mitte 2016 nach oben geschnellt, nachdem die Briten im Referendum gegen einen Verbleib in der EU votiert hatten und die Diskussionen über eine mögliche Abwanderung von Banken aus London Richtung Frankfurt ihren Lauf nahm. Auch das Scheitern der Börsenfusion zwischen London und Frankfurt sowie der Zuschlag für Paris als Standort der europäischen Bankenaufsicht EBA haben die optimistische Grundhaltung in den zurückliegenden Quartalen nicht wesentlich beeinflusst. Gegenüber der letzten Umfrage ist der Indexwert allerdings um vier Punkte gefallen – ein Anlass für die Frankfurter Finanzplatzinitiative, weiterhin für den Standort am Main zu trommeln. “Unseren Vorsprung zu verteidigen, erfordert nun stärkere Anstrengungen”, sagt Hubertus Väth, Geschäftsführer von Frankfurt Main Finance. Eskalation erwartetDen laufenden Handelsstreit zwischen den USA und China sehen die Beteiligten offenbar mit Sorge. 75 % der Befragten erwartet eine Eskalation. Uneinig sind sich die Teilnehmer indes über das Vorgehen Europas: So hält es die Hälfte der Befragten für “wahrscheinlich”, dass die EU künftig den USA folgen wird und ebenfalls Strafzölle auf Stahl und Aluminium erhebt. Die andere Hälfte der Teilnehmer stuft dieses Szenario hingegen als “unwahrscheinlich” ein.Die Verhandlung über das Handelsabkommen TTIP mit den USA sollte die EU aus Sicht von 55 % der Befragten wieder aufnehmen, um den Handel “auf neue Grundlagen zu stellen”. 39 % sprechen sich dagegen aus. Das Handelsabkommen war nach Protesten in etlichen europäischen Ländern gescheitert.