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Orlopp engagiert für Abwehrkampf die UBS

Im Abwehrkampf braucht die neue Commerzbankchefin eine aggressivere Strategie. Um die Aktionäre von der Eigenständigkeit zu überzeugen, könnte die Bank selbst als Konsolidierer auftreten. Oldenburgische Landesbank (Apollo) und Hamburg Commercial Bank (Cerberus) stünden als Ziele zur Verfügung.

Orlopp engagiert für Abwehrkampf die UBS

Orlopp engagiert für Abwehrkampf die UBS

Unter der neuen Vorstandschefin könnte die Commerzbank selbst zum Konsolidierer werden und so in die Offensive kommen

Von Christoph Ruhkamp, Frankfurt

Der Abwehrkampf der Commerzbank gegen die Unicredit kommt mit der neuen Vorstandschefin Bettina Orlopp in Schwung. Nach Informationen der Börsen-Zeitung aus Aufsichtsratskreisen wurde jetzt neben Goldman Sachs auch die UBS mit einer Strategie für die Abwehr beauftragt. Das Team der Schweizer Investmentbank soll erste Vorschläge noch im Oktober unterbreiten.

Mitten im Abwehrkampf ist Orlopp an die Spitze der zweitgrößten börsennotierten deutschen Bank gerückt. Als CEO und Finanzchefin in Personalunion bleiben ihr nur wenige Wochen, um eine neue Strategie für die Commerzbank als eigenständiges Unternehmen vorzulegen, die so überzeugend auf die Anteilseigner jenseits der Unicredit und der Bundesregierung wirkt, dass sie ihre Aktien nicht dem Konkurrenten aus Italien andienen. Die Unicredit hat bereits um die Erlaubnis zur Aufstockung ihres 21%-Anteils ersucht und müsste bei Erreichen der 30%-Schwelle ein öffentliches Übernahmeangebot vorlegen.

Bis zu zwölf Monate zappeln lassen

Die Finanzaufsicht BaFin, die die nötigen Unterlagen sichtet und prüft, sowie die EZB, die die Entscheidung trifft, könnten Unicredit bis zu zwölf Monate zappeln lassen. Aber ganz ablehnen können sie das Vorhaben wohl kaum. Da die Bundesregierung angekündigt hat, von ihrem verbliebenen 12%-Paket zunächst keine weiteren Aktien zu verkaufen, wären dann Assetmanager wie Amundi oder Blackrock gefragt, die jeweils gut 3% halten.

Ein Szenario für eine eigenständige Commerzbank zu entwerfen, das für solche Aktionäre attraktiver erschiene als die Fusion mit der Unicredit, ist angesichts der milliardenschweren Synergien mit den Italienern schwierig, aber nicht unmöglich. Aufsichtsratsmitglieder der Commerzbank, wie der Verdi-Gewerkschaftssekretär Stephan Wittmann, der die Bank mit Zähnen und Klauen gegen die Unicredit verteidigen will, trauen Orlopp genau das zu. Die 54 Jahre alte Managerin arbeitet im Team ohne jeden Dünkel, gilt als völlig unprätentiös und kommt mit Menschen sofort ins Gespräch.

Beharrlich genug, den Kampf zu gewinnen

Dass Orlopp beharrlich genug für einen Abwehrkampf wäre, hat sie bewiesen, als sie bei der Besetzung der Spitzenposition zunächst hinter Manfred Knof zurückstehen musste. Wie niemand sonst ist sie am Finanzplatz präsent als Gesicht der Commerzbank. „Ich freue mich auf diese herausfordernde Aufgabe, die ich mit Respekt, aber auch mit großem Selbstvertrauen und einem hervorragenden Vorstandsteam an meiner Seite antrete“, sagt Orlopp. „Wir haben eine Strategie, die greift, aber auch noch große Aufgaben vor uns.“

Welche Optionen bleiben Orlopp im Abwehrkampf angesichts des letztlich nur verbalen Widerstands gegen die Übernahme aus dem SPD-Kanzleramt und dem grünen Bundeswirtschaftsministerium – flankiert von einem sich neutral verhaltenden FDP-Finanzministerium? Die vor einem Jahr vorgestellte Strategie für 2027 muss aggressiver werden. Neben dem Anziehen der Kostenschraube und weiterem Personalabbau müsste die Commerzbank Bereiche definieren, in denen sie Marktführer sein will und zusätzlich selbst als Bankenkonsolidierer auftreten.

Selbst zum Übernehmer werden

So könnte Orlopp in den wenigen Monaten, die ihr dafür bleiben, selbst mit Übernahmen in die Offensive gehen, um an Gewicht zuzulegen. Sowohl die Oldenburgische Landesbank (OLB) aus dem Portfolio des Finanzinvestors Apollo als auch die Hamburg Commercial Bank aus dem Besitz des aktivistischen Investors Cerberus, der selbst eine Attacke gegen die Commerzbank geritten hatte und deshalb Orlopp bestens bekannt ist, stünden dafür zur Verfügung. Ebenso die IKB von Lone Star. Entscheidend wären solche Zukäufe letztlich wahrscheinlich nicht, aber sie verschaffen Zeit beim Regulierer.

Zudem bleibt die Möglichkeit, einen „Weißen Ritter“ aufzutreiben. Ebenso wie mit der HVB gäbe es aber mit der Deutschen Bank so große Überschneidungen, dass auch hier mit Stellenabbau zu rechnen wäre. Weitere europäische Banken, die eine Übernahme der Commerzbank stemmen könnten, wären BNP Paribas aus Frankreich, Santander aus Spanien oder ING aus den Niederlanden. Alle drei hätten aber weniger Synergien mit der Commerzbank als die Unicredit.

„Giftpille“ als radikaler Schritt

Ein radikalerer Schritt wäre eine „Giftpille“. So könnte die Commerzbank ihr Corporate Banking an die Deutsche Bank verkaufen. Wahrscheinlicher ist, dass Orlopp die Übernahme nicht mehr gänzlich abwendet, sondern nur beeinflusst und sich möglichst teuer verkauft. Und sie kann den Italienern abtrotzen, dass die Commerzbank – anders als die zur GmbH degradierte HVB – eine eigenständige Führung samt Listing in Frankfurt behält.

Im Abwehrkampf braucht die neue Commerzbank-Chefin eine aggressivere Strategie. Um die Aktionäre von der Eigenständigkeit zu überzeugen, könnte die Bank selbst als Konsolidierer auftreten. Als Berater wurden jetzt die Investmentbanker der UBS engagiert. Sie sollen schon im Oktober etwas vorlegen.

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