Ost-Sparkassen sehen Talsohle im Kreditgeschäft erreicht
Ost-Sparkassen sehen Talsohle im Kreditgeschäft erreicht
Private Haushalte investieren wieder mehr – OSV erwartet höheres Jahresergebnis – Bange Blicke auf Landtagswahlen – Kritik an Ampel und Regulierung
ahe Berlin
Der Ostdeutsche Sparkassenverband (OSV) verbucht aktuell eine deutliche Stabilisierung des Kreditgeschäfts. Nachdem der OSV 2023 noch einen Rückgang des Kreditneugeschäfts um 36% im ersten Halbjahr verkünden musste, betrug das Minus in den ersten sechs Monaten dieses Jahres nur noch gut 1%. Verbandsgeschäftsführer Wolfgang Zender betonte am Montag in Berlin unter Verweis auf den positiven Trend von Monat zu Monat: „Die Talsohle scheint nun erreicht worden zu sein.“
Insbesondere private Haushalte investieren demnach wieder mehr. Im Neugeschäft kletterten auch die Wohnungsbaukredite wieder um 9% im Vergleich zum Vorjahr. Um weitere 10% sanken hingegen die Darlehenszusagen im gewerblichen Bereich: „Die Stimmung in den Unternehmen ist weiterhin mau“, stellte der Geschäftsführende OSV-Präsident Ludger Weskamp klar.
OSV in vier ostdeutschen Ländern aktiv
Der Verband vertritt weiterhin 43 Mitgliedsinstitute in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Sachsen- Anhalt. Zender kündigte für das Gesamtjahr einen Zinsüberschuss dieser Ost-Sparkassen von 4,6% und einen Provisionsüberschuss von 1,8% an. Allerdings treiben Inflation und Tarifabschlüsse den Verwaltungsaufwand sogar um 10% in die Höhe, sodass das Betriebsergebnis vor Bewertung mit 2,1 Mrd. Euro – beziehungsweise 1,38% der durchschnittlichen Bilanzsumme – um rund 2% unter Vorjahr bleiben wird.
AfD-Erfahrungen fehlt
Zender verwies aber noch einmal darauf, dass das letztjährige Ergebnis außergewöhnlich gut ausgefallen war und nach Bewertung das Ergebnis 2024 gut 5% höher ausfallen werde. Das Jahresergebnis erwartet der OSV mit 342 Mill. Euro sogar um 31% über Vorjahr.
Weskamp lobte die vier Landesregierungen im OSV-Gebiet. Diese hätten per Saldo „sehr viel richtig gemacht“ – was die Rahmenbedingungen für die Entwicklung der Standorte, für Investitionsbedingungen und die Transformation in Ostdeutschland anbelange. „Wir hoffen, dass sich diese Entwicklung auch nach den Landtagswahlen fortsetzt", betonte er. Am Sonntag wird in Sachsen und Thüringen und drei Wochen später auch in Brandenburg gewählt. In allen drei Ländern könnte die AfD nach aktuellen Umfragen stärkste Kraft werden.
Ampel macht „Zukunftspolitik nach Kassenlage“
Konkrete parteipolitische Aussagen vermied der OSV mit Blick auf die Wahlen. Weskamp sagte lediglich, die größte Herausforderung wäre es, wenn es kein klares Ergebnis gebe und die Regierungsbildungen aufgrund von schwierigen Mehrheitsverhältnissen lange dauerten. Zu Erfahrungen mit AfD-Vertretern in den Sparkassen-Verwaltungsräten hat der OSV bislang keine besonderen Erfahrungen gesammelt. Nach Angaben des Präsidenten könnte sich das aber ändern, da zahlreiche Verwaltungsräte vor einer Neubesetzung stünden.
Scharfe Kritik übte der Sparkassenverband allerdings an der Ampel in Berlin, die nach den Worten von Weskamp sowohl die Planbarkeit von Investitionen als auch das Vertrauen in die Politik durch ihre Haushaltspolitik „nicht günstig beeinflusst“ habe. Wie schon im Dezember habe die Bundesregierung auch in ihrem neuesten Haushaltsentwurf wieder unerwartet Fördermittel eines treffsicheren Programms gekürzt – in diesem Fall betraf es die Energieberatungskosten. Mit einer „Zukunftspolitik nach Kassenlage werden wir die riesigen Transformations-Herausforderungen als Gesellschaft nicht stemmen", warnte Weskamp.
Weiterhin ein Ärgernis bleibt auch für die Ost-Sparkassen der Regulierungsrahmen. Allein mit dem aktuellen, in Brüssel beschlossenen Bankenpaket erhalte die europäische Bankenaufsichtsbehörde EBA 140 weitere Mandate für Richtlinien oder technische Regulierungs- und Durchführungsstandards, so der OSV.
Kein Single Rule Book mehr
Laut OSV gab es in den letzten zehn Jahren im Schnitt alle 14 Tage eine EBA-Konsultation sowie vier Fragen und Antworten pro Arbeitstag von der Aufsichtsbehörde. „Das ist einfach too much“, kritisierte der Verbandspräsident. „Wir brauchen Entlastung.“ Es müsse in Brüssel eine Abkehr vom Dogma eines Single Rule Book geben, so Weskamp. Das Geschäftsmodell der einzelnen Bank müsse stärker berücksichtigt werden.