Schwaches Neugeschäft

Pandemie behält Grenke im Griff

Die wegen ihrer Bilanzierung in der Kritik stehende Grenke AG in Baden-Baden bekommt die Auswirkungen der Covid-19-Krise weiterhin zu spüren.

Pandemie behält Grenke im Griff

spe Stuttgart

Die wegen ihrer Bilanzierung in der Kritik stehende Grenke AG in Baden-Baden bekommt die Auswirkungen der Covid-19-Krise weiterhin zu spüren. So brach das Neugeschäft des Leasingspezialisten, das die Anschaffungskosten aller neu erworbenen Leasinggegenstände umfasst, im ersten Quartal 2021 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 46,3% auf 365,8 Mill. Euro ein. Grenke führt die Entwicklung laut Mitteilung auf die schwächere Konjunktur infolge der Corona-Pandemie zurück. Nach Bekanntgabe der Zahlen ging der Aktienkurs des SDax-Unternehmens auf dem Frankfurter Parkett um nahezu 6% auf 33,38 Euro in die Knie.

Grenke betonte, dass es aufgrund der Fokussierung auf Small-Ticket-Verträge im Volumen zwischen 500 und 25000 Euro gelungen sei, die Profitabilität des Unternehmens trotz rückläufigen Neugeschäfts weiter zu steigern. Entsprechend lag der durchschnittliche Wert pro Leasingvertragsabschluss im ersten Quartal 2021 bei 7434 Euro nach 9005 Euro im Vorjahresquartal. „Wir achten bei unserer Neugeschäftssteuerung vor allem auf Deckungsbeitrag und die Risikolimitierung“, sagte dazu Finanzvorstand Sebastian Hirsch. Analog zur Entwicklung des Neugeschäfts sackte im Berichtszeitraum auch der viel beachtete Deckungsbeitrag 2 (DB2), der den Barwert der operativen Erträge eines Leasingvertrags inklusive Risikokosten, Service- und Verwertungsertrag umfasst, um 42,2% auf 71,5 Mill. Euro ab.

Marge steigt

Gleichzeitig aber konnte die DB2-Marge und damit die Profitabilität des Leasingspezialisten auf 19,5% (Q1 2020: 18,2%) gesteigert werden. Der Fokus der finanziellen Steuerung liegt bei Grenke insbesondere auf dem DB2, weil diese Kennzahl in ihrer Berechnung mit dem operativen Ergebnis des Konzerns korrespondiert.

Unterm Strich ist Grenke damit pandemiebedingt im ersten Quartal 2021 noch nicht wieder auf dem Vor-Corona-Niveau angekommen, wie die Vorstandsvorsitzende Antje Leminsky erklärt. Aber es seien „in den letzten Tagen“ steigende Anfragen im Leasingneugeschäft zu verzeichnen. „Damit liegen wir sogar über dem Niveau der letzten Märztage des Geschäftsjahres 2020“, unterstrich Leminsky.

Mit Blick auf die Manipulationsvorwürfe bei der Bilanzierung, denen sich Grenke ausgesetzt sieht, rechnet das Unternehmen mit einer baldigen Aufklärung. Aufgrund der noch laufenden Prüfungen durch die von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) mandatierte Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Mazars sowie der parallelen Jahresabschlussprüfung durch KPMG hat das Unternehmen bislang keinen Unternehmenskalender 2021 be­kannt gegeben. Das Unternehmen erwartet nun den Abschluss der Prüfungen sowie das Testat des Konzernjahresabschlusses „in den kommenden Wochen“.

Vor diesem Hintergrund beabsichtigt Grenke, am 30. April 2021 die Geschäftsjahreszahlen 2020 – gegebenenfalls auch vor Erteilung des Testats – zu veröffentlichen. Bekanntlich war Grenke im September 2020 mit ihrem Geschäftsmodell und der Behandlung von Franchisegesellschaften ins Kreuzfeuer von Leerverkäufern am Aktienmarkt gekommen, die dem Unternehmen bis dato Manipulation bei der Bilanzierung vorwerfen.