Altersvorsorge

Pandemie bringt auch Geringverdiener zum Sparen

Aufgrund fehlender Konsummöglichkeiten als Folge der Coronapandemie steigt die Zahl der Sparer in Deutschland, zeigt eine Umfrage. Aber die Sparbeiträge reichen für die Altersvorsorge nicht aus.

Pandemie bringt auch Geringverdiener zum Sparen

sto Frankfurt

Durch die Coronapandemie ist der Anteil der Sparer, insbesondere mit geringem Einkommen, deutlich gestiegen. Dies ergab eine Umfrage im Auftrag des Bundesverbands der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) anlässlich des Weltspartags am 31. Oktober. Demnach stieg der Anteil der Sparer von 73 % im Jahr 2019 auf 81 % im Jahr 2021. Der Anteil der Sparer unter Geringverdienern (weniger als 1 000 Euro Einkommen im Monat) stieg überproportional um 12 Prozentpunkte auf 68 %. Insbesondere diese Einkommensgruppe plane, auch zukünftig höhere Rücklagen zu bilden, heißt es.

Das Sparverhalten hat durch die wegen der Pandemie eingeschränkten Konsummöglichkeiten profitiert, haben schon vorherige Erhebungen wie etwa die regelmäßig veröffentlichten Daten der Bundesbank gezeigt. So nahm die Sparquote der privaten Haushalte von 10,8 % im Jahr 2019 auf 16,1 % im Jahr 2020 und auf 17,9 % des verfügbaren Einkommens per Mitte 2021 zu. Die Ersparnis nahm von rund 219 (2019) auf 327 Mrd. Euro (2020) zu. Im ersten Halbjahr 2021 legten private Haushalte rund 183 Mrd. Euro zurück.

Auch wenn der Anteil der Sparer laut der BVR-Umfrage unter mehr als 2 000 Personen bei den Geringverdienern kräftig gestiegen ist, im Vergleich zu den privaten Haushalten mit höherem Einkommen liegt dieser Anteil immer noch niedriger. Für Personen mit einem Einkommen zwischen 1 000 und 3 000 Euro lag der Anteil der Sparer mit 84 % deutlich höher, fünf Prozentpunkte mehr als 2019. Bei Einkommen von mehr als 3 000 Euro stieg der Anteil um 2 Prozentpunkte auf 92 %.

Trotz des Anstiegs der Sparerzahl würden die individuellen Sparziele aber noch immer häufig verfehlt, hält der BVR fest. Die durchschnittliche Sparlücke als die Differenz aus der subjektiv eingeschätzten Sparnotwendigkeit und dem tatsächlich monatlich zurückgelegten Betrag, lag demnach bei rund 58 Euro. Insbesondere Befragte mit einem geringen Einkommen gaben an, ihr Sparziel zu verfehlen. Dies bestätigten 57 %. Das Sparziel erreichten in dieser Gruppe nur 37 %. Bei den Personen mit mittlerem Einkommen verfehlten immer noch rund 40 % ihr Sparziel. Die Hälfte konnte ihr Sparziel in etwa erfüllen. Unter den Personen mit einem höheren Einkommen konnte rund ein Viertel nicht die als notwendig erachteten Rücklagen bilden.

Ihre Sparfähigkeit, den nach individuellen Möglichkeiten maximalen Sparbetrag, haben nach eigenen Angaben rund 75 % aller Befragten ausgereizt. 78 % wollen auch in den kommenden zwölf Monaten das Sparniveau halten, 15 % wollen mehr beiseitelegen, 8 % weniger sparen. Gerade bei Personen mit einem Einkommen unter 1 000 Euro wollen sich beim Sparen noch mehr anstrengen, hier war der Anteil mit 21 % am größten.

Auch bei Jüngeren ist diese Neigung zu erkennen. 42 % der Befragten zwischen 14 und 20 Jahren will künftig mehr für unerwartete Ereignisse zurücklegen.

Dem BVR zufolge zeigen die Zahlen, dass die staatlich geförderte private Altersvorsorge dringend reformiert werden muss, da noch immer viele Bundesbürger ihr Sparziel verfehlten. Zudem sei die Zahl der staatlich geförderten Riester-Verträge zuletzt leicht rückläufig gewesen. Im ersten Quartal 2021 gab es noch 16,3 Mill. Verträge nach dem Höchststand von 16,6 Mill. Verträgen im Jahr 2017. „Die neue Bundesregierung sollte die Reform der staatlich geförderten Altersvorsorge ganz oben auf ihre Agenda setzen. Wichtige Ansatzpunkte, um die Riester-Rente attraktiver zu gestalten, sind die Erweiterung des förderberechtigten Personenkreises, die Entbürokratisierung der Förderung und die Vereinfachung der Fördersystematik“, so BVR-Vorstandsmitglied Andreas Martin. Eine Reform der Riester-Rente sollte insbesondere die Sparanreize für Personen mit niedrigeren Einkommen, Familien und Kleinsparer erhöhen.

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