Sparkassenverband Bayern

Pandemie führt zu weniger Filialen

Die 64 Sparkassen in Bayern haben im Coronajahr 2020 Rekorde im Einlagen- und Kreditgeschäft erzielt. Zugleich aber ist das Betriebsergebnis nach Bewertung um 11% auf 868 Mill. Euro eingebrochen.

Pandemie führt zu weniger Filialen

mic München

Die 64 Sparkassen in Bayern haben im Coronajahr 2020 Rekorde im Einlagen- und Kreditgeschäft erzielt. Zugleich aber ist das Betriebsergebnis nach Bewertung um 11% auf 868 Mill. Euro eingebrochen (siehe Tabelle). Der Markterfolg werde durch die Niedrigzinsen ausgelöscht, sagte der Präsident des Sparkassenverbands Bayern, Ulrich Reuter, auf der Online-Jahrespressekonferenz: „Das Herzstück des Geschäftsmodells wird unter Druck gesetzt.“ Die Zinsmarge schrumpfe immer weiter, das Wort Fristentransformation verdiene seine Bezeichnung schon fast nicht mehr:  „Inzwischen sinkt der Zinsüberschuss schneller, als wir die Verwaltungskosten abbauen können.“ 

Der seit Januar amtierende Reuter prognostizierte für das angelaufene Jahr, dass sich der Rückgang des Betriebsergebnisses verlangsamen werde. Viele Maßnahmen griffen. Entwarnung gab der Sparkassenpräsident aber keineswegs. Schließlich sinke das Betriebsergebnis kontinuierlich: „Den Ergebnisrückgang se­hen wir durchaus als dramatisch an.“ Wenn sich die Veränderungen der Rahmenbedingungen so fortsetzen und vielleicht stärker würden, seien die Sparkassen in Richtung eines Krisenszenarios unterwegs. Zugleich gelte aber:  „Wir sehen keine Schieflagen von bayerischen Sparkassen, weder jetzt noch in absehbarer Zeit.“

Sparen sei in dieser Lage kein langfristig erfolgreiches alleiniges Strategiemodell, sagte Reuter. Im Blick auf die Kunden kündigte er schmerzhafte Schritte an. Nach Überzeugung des Sparkassenpräsidenten wird es beispielsweise innerhalb von zwei bis drei Jahren keine kostenlosen Girokonten mehr geben: „Die Zeit der scheinbar kostenfreien Dienstleistungen geht dem Ende zu.“

Die Sparkassen müssten zugleich ihre Strukturen anschauen, bekräftigte Reuter seine Aussagen im Interview der Börsen-Zeitung (vgl. BZ vom 11. Februar). So könnten sich einzelne Sparkassen überlegen, ob sie mit Nachbarinstituten zusammengingen. Die Sparkassen-Finanzgruppe insgesamt müsse ihre Strukturen günstiger machen. Auch Geschäftsstellen seien ein Thema. Vizepräsident Roland Schmautz erläuterte, dass die Sparkassen des Freistaats im letzten Jahr mehr als 500000 Online-Kunden gewonnen hätten: „Es ging dank Corona schneller, als wir das gedacht haben.“ Der Trend werde sich fortsetzen. „Dies hat auch dazu geführt, dass wir unser Filialnetz umgebaut haben“, erläuterte Schmautz. Die Zahl der Geschäftsstellen mit Beschäftigten sank um 185 Standorte auf 2009. Zugleich ging die Zahl der Beschäftigten um 808 auf 35813 zurück. Reuter bezeichnete die Personalkosten von 2 Mrd. Euro als eine deutliche Belastung. Er gehe davon aus, dass sich die Zahl der personenbesetzten Filialen weiter reduziere, sagte Schmautz, denn der Kundenbedarf habe sich verändert.

Die Sparkassen in Bayern steigerten das Kreditvolumen auf den Rekordwert von 150,5 Mrd. Euro. Das Plus von 5,8% ist höher als in jedem Jahr seit der Finanzkrise. Die Darlehenszusagen an Unternehmen wuchsen sogar um 18% auf den Höchststand von 19,9 Mrd. Euro. Davon waren 2,1 Mrd. Euro vermittelte Förderdarlehen. Privatpersonen fragten vor allem Wohnungsbaukredite ab, das Neugeschäft wuchs um 16% auf 12,6 Mrd. Euro.

Einen Boom verzeichneten die Sparkassen auch bei den Einlagen. Sie legten um 7,2% auf 187,6 Mrd. Euro zu – das höchste prozentuale Plus ebenfalls seit der Finanzkrise. Die Einlagen wuchsen damit wesentlich stärker als der Kreditbestand. Im Vorjahr war das prozentuale Plus noch gleich hoch gewesen. Reuter erklärte die Schwemme angelegter Gelder, die ausschließlich in täglich fällige Sichteinlagen flossen, mit den geringen Konsummöglichkeiten der Bürger während der Pandemie. Zugleich kommentierte er: „Vertrauen kann auch eine Bürde sein. “ Denn die überschießende Liquidität der bayerischen Sparkassen von fast 40 Mrd. Euro müsse angelegt werden: „Die Möglichkeiten dafür schwinden Woche für Woche.“

Den Rückgang des Zinsüberschusses konnten die Sparkassen teilweise mit einem Anstieg des Provisionsüberschusses um 4% auf 1,4 Mrd. Euro ausgleichen (siehe Tabelle). Der Verwaltungsaufwand ging leicht zurück. Die Kreditrisikovorsorge verzehnfachten­ die Sparkassen auf 315 Mill. Euro. Dies war teils den Pandemie-Unwägbarkeiten, aber auch einem Methodenwechsel geschuldet.

Dem Klimaschutz fühle man sich verpflichtet, sagte Reuter. Zugleich mahnte er, die Unternehmensfinanzierung könne durch übertriebene oder zu schnell eingeführte Standards verlangsamt oder gar be­schränkt werden, ohne dass die Klimaziele besser erreicht würden. Wenn ein Unternehmer sich vor zu hohen Hürden sehe, wenn er den nächsten Fuhrpark finanziere, nutze er die alten Fahrzeuge eher länger.

Wertberichtigt Seite 8

Bayerns Sparkassen *
Verbundzahlen nach HGB
in Mill. Euro20202019
Zinsüberschuss3 1553 257
Kreditrisikovorsorge31530
Provisionsüberschuss1 4401384
Verwaltungsaufwand30633 090
Betriebsergebnis vor Bewertung      1 609      1 633
Betriebsergebnis nach Bewertung      868      976
Nettoergebnis310379
Cost-Income-Ratio (%)65,665,6
Bilanzsumme (Mrd.)240223
Mitarbeiter (Anzahl)35 81336 621
*) 64 Institute (31.12.2020)Börsen-Zeitung