EU-Kapitalmarktpaket

Payment for Orderflow steht auf der Kippe

Das EU-Parlament fordert ein Verbot der Rückvergütung. Eine einheitliche Börsendatenbank rückt näher. Deutsche Börse und andere Börsenbetreiber rüsten sich bereits mit einem Joint Venture.

Payment for Orderflow steht auf der Kippe

rec Brüssel

Das EU-Parlament spricht sich dafür aus, Rückvergütungen für Broker zu verbieten. Geht es nach der Mehrheit des Wirtschafts- und Währungsausschusses (Econ), hat das Geschäftsmodell des Payment for Orderflow (PFOF) in der Europäischen Union keine Zukunft. Das wird einer der Hauptstreitpunkte in den nun anstehenden Verhandlungen mit den EU-Staaten sein, denn die wollen eine mildere Lösung und mehr Spielräume.

Die Debatte über Payment for Orderflow, das die Geschäftsgrundlage von Neobrokern wie Trade Republic und Scalable ist, gehört zum Kapitalmarktpaket der EU-Kommission. Auch ihr schwebt ein Verbot der Rückvergütung vor. Die Überarbeitung der Finanzmarktgesetze Mifir und Mifid II umfasst noch viel mehr, darunter die angestrebte Einführung einer zentralen Datenbank für Börsenpreise (Consolidated Tape). Dafür macht sich auch das EU-Parlament stark.

Hinter Payment for Orderflow steckt die Praxis, Handelsaufträge von Aktienanlegern an Handelsplätze weiterzuleiten. Dafür verlangen Broker eine Gebühr. Mit dem Votum des Econ-Ausschusses steht dieses Geschäftsmodell auf der Kippe. Eine große Mehrheit will so den Verbraucherschutz stärken. Vereinzelt gibt es daran aus den Reihen des Econ-Ausschusses Kritik. Markus Ferber (CSU), wirtschaftspolitischer Sprecher der EVP-Fraktion, spricht von einem „Bärendienst“ für Kleinanleger und das Projekt Kapitalmarktunion: „Ein PFOF-Verbot ist falsch verstandener Verbraucherschutz.“ Vertreter der EU-Staaten sehen das teilweise ähnlich. Sie wollen deshalb selbst darüber entscheiden, ob Payment for Orderflow auch künftig in ihrem Land erlaubt ist.

Börsenbetreiber rüsten sich

Mit der Abstimmung im Wirtschafts- und Währungsausschuss rückt auch eine EU-weite Börsendatenbank näher. EU-Staaten und EU-Kommission wollen das sogenannte Consolidated Tape ebenfalls. Die Datenbank soll nach dem Willen der Parlamentarier möglichst umfassende Informationen über Aktien und börsengehandelte Indexfonds (ETFs) bereitstellen. Die federführende Berichterstatterin Danuta Hübner von der konservativen EVP-Fraktion verspricht sich davon eine „deutlich höhere Attraktivität der EU-Märkte für europäische und internationale Investoren, ob professionelle oder Kleinanleger“.

Europas Börsenbetreiber treffen bereits Vorkehrungen für die Einführung eines Consolidated Tape. 14 Handelsplätze, darunter die Deutsche Börse, haben sich in einem Joint Venture zusammengeschlossen. Sie rüsten sich damit schon jetzt für die zu erwartende Ausschreibung, um eine solche Börsenpreisdatenbank nach dem Vorbild der USA auch in der Europäischen Union zu entwickeln. Das entspricht den Wünschen europäischer Kapitalmarktverbände. Sie halten eine EU-weite Datenbank mit Echtzeitinformationen zu Aktien und ETFs für zentral, um im globalen Wettbewerb Schritt zu halten.

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