Pensionsfonds fürchten Stagflation
wbr Frankfurt
Pensionsfondsmanager haben vor, ihre Portfolios mit Blick auf Inflationsrisiken umzustrukturieren. Die Vorsorgeeinrichtungen wollen zum Schutz vor Inflation mehr auf Sachwerte setzen. Unter Renditeaspekten ziehen sie angesichts eines Stagflationsszenarios im Stil der 70er Jahre weiter globale Aktien vor. Das ist das Ergebnis einer Umfrage unter 152 Pensionseinrichtungen aus 17 Ländern mit einem verwalteten Vermögen von 1,98 Bill. Euro, die vom Forschungsinstitut Create-Research im Auftrag des Vermögensverwalters Amundi durchgeführt wurde.
Die Furcht von einer Stagflation impliziert nach Einschätzung der befragten Manager ein Umfeld mit niedrigen Renditen. 50% der Umfrageteilnehmer erwarten ein Stagflationsszenario mit einer hohen Inflation und einem geringen Wachstum. 38% der Umfrageteilnehmer rechnen mit einer säkularen Stagnation und einer Rückkehr zu Verhältnissen mit geringem Wachstum, niedriger Inflation, geringen Investitionen, wachsenden Ungleichheiten und stagnierenden Löhnen.
Nur 11% der Befragten glauben, dass sich die Inflation positiv auf die Anlagen auswirken werde, während 59% negative Effekte erwarten. Mit Blick auf die nächsten drei Jahre rechnen ebenfalls 59% damit, dass die Renditen weitaus niedriger ausfallen als im letzten Jahrzehnt.
Die gleichzeitigen Verluste von Aktien und Anleihen im laufenden Jahr haben dazu geführt, dass sich der Fokus der Pensionseinrichtungen stärker auf Segmente verschiebt, die einen Inflationsschutz bieten können. So gab rund jeder zweite Umfrageteilnehmer an, Immobilien-, Infrastruktur- und Private-Debt-Allokation erhöhen zu wollen. Angesichts der hohen Korrelationen zwischen Aktien und Anleihen glauben 42% der Umfrageteilnehmer, dass eine Diversifizierung auf Basis von Risikofaktoren wieder an Bedeutung gewinnen werde.
Nach zuletzt viel Rückenwind werden passive Fonds von den Investoren wieder kritischer betrachtet. Die Umfrageteilnehmer seien sich immer mehr der Nachteile bewusst: 68% sind der Meinung, dass sich passive Anlagen zu sehr auf die Gewinner von gestern konzentrieren. Andererseits wenden sich die Befragten nicht grundsätzlich von ETFs ab. 52% sind der Meinung, dass sich aktive und passive Anlagen ergänzen würden. Mit Blick auf die Zukunft sagen 29% sogar, dass sie ihren Passiv-Anteil erhöhen wollen und nur 16% planen eine Reduktion.