Präsenz im Norden stärkt Wirtschaft und Finanzen

Bundesbank-Hauptverwaltung erbringt wichtige Dienstleistungen für Norddeutschland

Präsenz im Norden stärkt Wirtschaft und Finanzen

Dr. Arno BäckerPräsident der Hauptverwaltung der Bundesbank in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-HolsteinDie Bundesbank ist die Notenbank für Deutschland. Ihre wichtigste Aufgabe im Eurosystem ist die Mitwirkung an der Geldpolitik für den Euro mit dem Ziel, gemeinsam mit der Europäischen Zentralbank und den anderen 18 nationalen Zentralbanken vorrangig Preisstabilität sicherzustellen. Außerdem ist die Bundesbank dafür verantwortlich, dass der Zahlungsverkehr im Inland reibungslos funktioniert – ebenso wie der mit dem Ausland. Die Bundesbank versorgt zudem Bevölkerung und Unternehmen mit Bargeld, nimmt Aufgaben in der Bankenaufsicht wahr und ist im Rahmen ihres makroprudenziellen Mandats für die Überwachung der Finanzstabilität in Deutschland verantwortlich. All dies geschieht nicht nur von der Zentrale in Frankfurt am Main aus. Zur Erfüllung ihrer Aufgaben unterhält die Bundesbank neun regionale Hauptverwaltungen und diverse Filialen. Unsere Hauptverwaltung mit Sitz in Hamburg ist dabei für die Elbmetropole, für Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein zuständig. Die Bargeldversorgung unserer Region bleibt für uns ein wichtiges Aufgabenfeld, da in Deutschland weiterhin mehr als drei Viertel aller Einkäufe in bar beglichen werden. Für die Versorgung der norddeutschen Wirtschaft und Verbraucher mit Banknoten und Münzen sind die drei Bundesbank-Filialen in Hamburg, Neubrandenburg und Rostock zuständig. Dort prüfen unsere Geldbearbeiter mit Hilfe modernster Maschinen pro Jahr weit über eine Milliarde Banknoten auf Echtheit und Umlauffähigkeit. Beschädigte oder verschmutzte Noten und Münzen werden automatisch aus dem Verkehr gezogen und durch neue ersetzt. Darüber hinaus bieten unsere drei Filialen Falschgeldschulungen für Mitarbeiter des Einzelhandels sowie Berufsschulklassen an. Außerdem haben Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit, in unseren Filialen alte D-Mark-Banknoten und -Münzen in Euro zu tauschen sowie Euro-Münzen in Banknoten zu wechseln. Trotz der anhaltend großen Bedeutung des Bargelds nimmt der Anteil des unbaren Zahlungsverkehrs graduell zu. Hier bietet die Bundesbank vor allem Dienstleistungen für die Kreditinstitute an. Für Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein ist diese Aufgabe in der Filiale Hamburg angesiedelt. Dort werden die Konten für die Geschäftsbanken mit Sitz in diesen drei Bundesländern geführt. Über diese Konten haben die Banken insbesondere Zugang zum Zahlungsverkehrssystem TARGET2, über das die geldpolitischen Refinanzierungsgeschäfte des Eurosystems abgewickelt werden. Auch in der Bankenaufsicht erfüllt die Bundesbank wichtige Aufgaben. Durch die Einführung des einheitlichen Aufsichtsmechanismus in der EU im Jahr 2014 wurden die Zuständigkeiten in diesem Bereich neu geregelt. Seitdem werden die größten und am stärksten vernetzten (“signifikanten”) Kreditinstitute im Euroraum direkt durch die EZB beaufsichtigt. Für die kleinen und mittelgroßen Banken sind weiterhin die nationalen Aufsichtsbehörden zuständig, d. h. für Deutschland die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) zusammen mit der Bundesbank, der die laufende Überwachung der Institute obliegt. In die Aufsicht über die signifikanten Kreditinstitute sind Bundesbankmitarbeiter aber mit einbezogen, die in gemeinsamen Aufsichtsteams – sog. “Joint Supervisory Teams” – mit Mitarbeitern der BaFin sowie der EZB zusammenarbeiten. Unsere Bankenaufseher in Hamburg beaufsichtigen derzeit rund 100 Kreditinstitute und 130 Finanzdienstleister. Sie werten zum einen Informationen aus, die regelmäßig oder ad hoc von den Banken eingereicht werden, beispielsweise die Berichte der Jahresabschlussprüfer sowie eine Vielzahl von bankaufsichtlichen Meldungen. Hierbei achten die Bankenaufseher darauf, ob Eigenkapitalausstattung und Risikosteuerungsverfahren der Institute angemessen sind. Darüber hinaus werden regelmäßig Aufsichtsgespräche mit den Vorständen der Kreditinstitute geführt, bei denen u. a. die Geschäftsmodelle, Risikoszenarien sowie aktuelle Herausforderungen erörtert werden. Derzeit spielt dabei vor allem das Niedrigzinsumfeld eine besondere Rolle. Außerdem führen Mitarbeiter der Bankenaufsicht im Auftrag der BaFin oder der EZB regelmäßig Prüfungen bei den Instituten vor Ort durch, bei denen insbesondere die Risikosteuerung und Prozessabläufe geprüft werden. Die Prüfungsberichte unserer Hauptverwaltung werden ebenso wie alle übrigen bankaufsichtlichen Auswertungen an die BaFin übermittelt, die dann über weiteren Handlungsbedarf entscheidet. Im Rahmen geldpolitischer Operationen des Eurosystems können Geschäftsbanken Kreditforderungen an nichtfinanzielle Unternehmen als Sicherheiten für ihre eigene Refinanzierung bei der Bundesbank einsetzen. Bedingung dafür ist, dass die als Schuldner auftretenden Unternehmen aufgrund einer guten Bonität als “notenbankfähig” anerkannt werden. Daher werten unsere Analysten im Referat Bonitätsanalyse und Wertpapiere jährlich mehr als 2 000 Jahresabschlüsse von Unternehmen aus. Nicht selten fordern Unternehmen eine Bonitätsanalyse aber auch nur aus dem Grund an, um mit dem Gütesiegel der Notenbankfähigkeit ihr Standing bei Kapitalgebern, Kunden und Lieferanten zu verbessern. Die Teilnahme am Bonitätsbeurteilungsverfahren der Bundesbank ist für die Unternehmen kostenlos. Als “Bank des Staates” ist die Bundesbank zudem in die Kurs- und Marktpflege von Bundeswertpapieren eingebunden. Zudem verwalten wir im Auftrag der Landesregierungen Sondervermögen der öffentlichen Hand zur Finanzierung der Altersvorsorge von Landesbediensteten. Die Bundesbank ist seit Langem verstärkt in der Öffentlichkeitsarbeit und ökonomischen Bildung aktiv. Dieser Aufgabenbereich hat in den vergangenen Jahren stark an Bedeutung gewonnen, weil das Interesse an Fragen zur Geldpolitik und Finanzmarktstabilität seit dem Ausbruch der Finanzmarktkrise im Jahr 2007 erheblich gestiegen ist. Außerdem sind Notenbanken nicht zuletzt bei der Durchführung ihrer Geldpolitik darauf angewiesen, dass ihre Maßnahmen von den Menschen verstanden werden. In diesem Zusammenhang organisieren wir in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein eine Vielzahl von Veranstaltungen über geld-, finanz- und währungspolitische Themen, die sich teilweise an die allgemeine Öffentlichkeit und teilweise an ein Fachpublikum richten. Darüber hinaus bieten Bundesbankmitarbeiterinnen und -mitarbeiter Vorträge und Seminare für Lehrkräfte, Studierende sowie Schulklassen an, die auf großen Anklang stoßen. So fanden im Jahr 2018 in den drei norddeutschen Bundesländern etwa 130 Veranstaltungen mit 5 300 Teilnehmern statt. Sämtliche Funktionen und Aktivitäten unserer Hauptverwaltung und Filialen dienen letztlich dem Ziel, leistungsstarke Dienstleistungen für unsere Region in Norddeutschland zu erbringen.