"Präventiv am Pranger"

DSGV missbilligt Regeln für Beratung - Bundesbank sieht noch Handlungsbedarf

"Präventiv am Pranger"

Die Sparkassen wehren sich gegen eine Regulierung, die Wertpapierberatern unterstellt, Kunden systematisch über den Tisch ziehen zu wollen. Die Bundesbank sieht für die Branche weiteren Anpassungsbedarf.ski Frankfurt – Scharfe Kritik an der Regulierung auf dem Gebiet der Wertpapierberatung übt der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV), Georg Fahrenschon. Statt die Berater zu stärken und ihnen das notwendige Vertrauen zu geben, spreche aus den Regulierungen nur noch Misstrauen gegenüber Mitarbeitern von Kreditinstituten, sagte er auf der 58. Kreditpolitischen Tagung der “Zeitschrift für das gesamte Kreditwesen”. Wertpapierberater müssten “in Beratungsregistern gemeldet, gleichsam schon präventiv am Pranger angemeldet werden”, und Beschwerden von Kunden müssten ohne Prüfung von Berechtigung, Substanz oder Fortbestehen “angezeigt” werden – allein schon dieser Begriff rücke die Mitarbeiter in die Nähe von potenziellen Straftätern. Verdeckte Ermittler in Gestalt von staatlichen “Testkäufern” passten ins Bild. Zudem sei die umfassende Dokumentation einer Beratung heute offenbar wichtiger als eine gute Beratung selbst.Solchen “Irrwegen” liege die Fehleinschätzung zugrunde, Berater trachteten flächendeckend danach, Kunden “über den Tisch zu ziehen”, sagte Fahrenschon weiter. Derartige Einzelfälle möge es geben, doch weise er die Verdächtigung für die Berater der Sparkassen zurück. Es sei absurd zu vermuten, die umfassenden, oft lebenslangen Beziehungen zwischen den Mitarbeitern und ihren Kunden ließen sich auf falschen Beratungen oder dem Verkauf nicht benötigter Produkte aufbauen.Inzwischen führten “die falschen Weichenstellungen der Politik” dazu, dass wo immer möglich wegen des hohen Aufwands auf Beratung verzichtet und in der Fläche qualifizierte Wertpapierberatung abgebaut werde. Gute und motivierte Mitarbeiter mieden das Wertpapier- und das Vermögensanlagegeschäft immer stärker. So würden Berater demotiviert und das Vertrauen von Kunden in Kreditinstitute systematisch untergraben. Fahrenschon fügte hinzu: “Und ganz nebenbei wird auch noch der letzte Rest an Aktienkultur in Deutschland zerstört, weil potenzielle Anleger immer weniger für Wertpapieranlagen begeistert werden.”Auf derselben Veranstaltung zum Thema “Banken und Vertrauen” mahnte Bundesbank-Vorstandsmitglied Andreas Dombret, in den Geschäftsmodellen auch der als Aktiengesellschaften geführten Banken müsse die dienende Funktion des Finanzsektors für die Realwirtschaft wirklich erkennbar sein. Im Umgang mit Kunden zum Beispiel sei erst einmal deren genauer Bedarf zur Kenntnis zu nehmen, “anstatt zuerst nach der höchsten Provision zu schielen”. Eine Selbstverständlichkeit sollte es sein, die Chancen und Risiken von Finanzprodukten verständlich zu erläutern. Trotzdem hätten wohl nicht wenige Menschen das Gefühl, darüber nicht besonders gut Bescheid zu wissen, auch weil die Produkte komplex, möglicherweise zu komplex seien. Dombret: “Daran können die Banken also noch arbeiten.”Das für Finanzstabilität zuständige Vorstandsmitglied der Bundesbank bescheinigte den Banken, sich seit Ausbruch der Finanzkrise durchaus erheblich angepasst zu haben. Altlasten seien reduziert und die Bilanzen verkürzt worden. “Aber die Banken dürfen nicht stehen bleiben.” So erschiene ihm eine Kapitalausstattung, die nur die aufsichtlichen Minimalanforderungen erfülle, eindeutig zu gering und unzureichend, um Vertrauen zu schaffen. Auch die Anstrengungen, eine mit dem Ziel der Finanzstabilität in Einklang stehende nachhaltige Vergütungskultur zu etablieren, dürften nicht nachlassen. Dabei sei nicht nur die Struktur der Vergütungen reformbedürftig. Die Entlohnung sei auch in Bezug auf ihre Höhe an die gesunkenen längerfristigen Erträge im Finanzsektor anzupassen.—– Wertberichtigt Seite 8