SCHLUSSNOTE

Prima Klima - was Investoren wissen wollen

Von Claus Döring Jahrzehntelang galten die Aktien von Versorgern als sichere Bank: stabile Cash-flows, wenig volatile Aktienkurse und verlässliche Dividendenzahlungen. Das prägte einst den Begriff der "Witwen- und Waisen-Papiere". Gerade für...

Prima Klima - was Investoren wissen wollen

Von Claus DöringJahrzehntelang galten die Aktien von Versorgern als sichere Bank: stabile Cash-flows, wenig volatile Aktienkurse und verlässliche Dividendenzahlungen. Das prägte einst den Begriff der “Witwen- und Waisen-Papiere”. Gerade für langfristig orientierte Anleger und die kapitalgedeckte Altersvorsorge schienen sich die Versorgeraktien besonders zu eignen. Wenn es Unternehmen gab, bei denen man als Anleger die Zahlenreihen des Geschäftsberichts bequem extrapolieren konnte, dann waren das die großen Versorger wie Veba und Viag, beziehungsweise später Eon, und RWE. Spätestens seit dem Atomunfall von Fukushima und der darauf folgenden Energiewende ist dies anders. Vor allem in Deutschland hat der Umbau der Energiebranche am Kapitalmarkt zu gravierenden Veränderungen geführt, viele Investoren sind auf dem völlig falschen Fuß erwischt worden. Sie haben sich zu sehr auf die Strategien und Erfolge der Vergangenheit verlassen und die möglichen Risiken nicht gesehen. Das Ergebnis des Umbaus in der Energiebranche prägt seit Monaten die Themen der Wirtschaftspresse: Eon hat ihr Kraftwerksgeschäft in der Tochter Uniper gebündelt und es separat an die Börse gebracht; RWE behält das Kraftwerksgeschäft und bringt in diesem Monat mit der Tochter Innogy das Netzgeschäft und die erneuerbaren Energien an die Börse. Anleger müssen sich entscheiden, ob sie ihr Geld in die alten, kostengünstig produzierenden, aber mit Altlasten befrachteten Kraftwerke investieren oder lieber in das zukunftsorientierte, aber riskantere, stark regulierungsabhängige und volatilere Geschäft mit erneuerbaren Energien und Dienstleistungen. Investoren müssen sich intensiv mit der Zukunftsfähigkeit der Geschäftsmodelle und den politischen Rahmenbedingungen und Risiken auseinandersetzen. Dabei werden sie feststellen, dass sie bei der Vorbereitung solcher Anlageentscheidungen mit dem herkömmlichen Instrumentarium der Finanzanalyse nicht weit kommen. Wenn beispielsweise Energiepolitik und Klimaschutz einen so großen Einfluss auf Strategie und Geschäftsergebnisse haben können wie bei Versorgern, liegt auf der Hand, dass eine substanzielle Ergänzung der traditionellen Berichterstattung der Unternehmen nötig ist. Hierfür Standards zu entwickeln, an denen sich Investoren orientieren können, ist das Ziel einer von den G20-Staaten gegründeten Initiative für “Climate-related Financial Disclosures” (TCFD). Aber auch bei Unternehmen, die nicht wie Energieversorger, Chemieunternehmen oder Zementhersteller auf den ersten Blick als stark abhängig von Klimazielen erscheinen, wie beispielsweise Softwarehersteller oder Finanzdienstleister, spielt Klimamanagement aus Investorensicht zunehmend eine Rolle. Dabei wird es erstens darauf ankommen, dass Klima-Kennziffern, wie beispielsweise der CO2-Fußabdruck von Unternehmen, nach einheitlichen Kriterien gemessen und bewertet werden. Zweitens müssen die nichtfinanziellen Kennziffern aus der Klimaberichterstattung mit den Finanzinformationen verknüpft werden. Sinnvoll ist dies zwar nur bei jenen klimabezogenen Sachverhalten, die die wirtschaftliche Lage des Unternehmens wesentlich beeinflussen können. Doch es lohnt sich. Denn Investoren billigen Unternehmen mit vorbildlichem Klima-Reporting eine höhere Marktbewertung zu, wie Auswertungen des Carbon Disclosure Project (CDP) gezeigt haben.