Private Banken fordern Schützenhilfe ein

Politik soll Effekt des Abschlusses von Basel III abschwächen - In Deutschland dürften die Kapitalanforderungen um 40 Prozent steigen

Private Banken fordern Schützenhilfe ein

Die privaten Banken fordern von der Politik Schützenhilfe im Bemühen, den Abschluss von Basel III abzuschwächen. Im Zuge der EU-weiten Umsetzung soll sie die damit verbundene Erhöhung der Kapitalanforderungen begrenzen. Deutschen Banken steht infolge der Reform ein Anstieg um 40 % bevor. bn Frankfurt – Die privaten Banken in Deutschland fordern von der Politik ein Entgegenkommen bei der Umsetzung neuer Kapitalregeln auf EU-Ebene. “Hier geht es darum, den Rahmen für die Wettbewerbs- und Leistungsfähigkeit der Banken zu setzen”, sagte Christian Ossig, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB), am Freitag.Der Verband moniert infolge des Abschlusses der Kapitalregeln von Basel III nicht nur eine übermäßige Mehrbelastung durch höhere Eigenkapitalanforderungen. Er diagnostiziert auch regionale Diskrepanzen. “Warum sollten wir es uns wünschen, dass in Schweden 60 % mehr Eigenkapital nötig ist?”, fragte Ossig rhetorisch angesichts der Ergebnisse einer Auswirkungsstudie der European Banking Authority (EBA). Länder, deren Banken in den Stresstests der EBA besonders schwach abschnitten, fänden sich dagegen nicht unter jenen Staaten, denen ein starker Anstieg bevorstehe, rügte Ossig offenbar mit Blick auf Italien oder Griechenland. Dort dürfte der Abschluss von Basel III laut EBA für ungleich geringeren Auftrieb sorgen. Deutschland sieht den Angaben zufolge einer Erhöhung um 40 % entgegen. Nur Dänemark und Schweden sind stärker betroffen.Der Abschluss von Basel III drängt die Bedeutung interner Modelle bei der Kalkulation des Eigenkapitalbedarfs deutlich zurück und gleicht den auf internen Modellen beruhenden Ansatz dem Kreditrisiko-Standardverfahren an. Auf interne Modelle setzende Banken, die große, als relativ sicher eingestufte Portfolios halten, trifft die Reform somit heftig. Reform wiegt 135 Mrd. EuroDem Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht hatte dessen Verwaltungsrat aufgetragen, den mit Abschluss von Basel III verbundenen Anstieg des Eigenkapitalbedarfs global auf 10 % zu begrenzen. Für Europa hat die EBA vor wenigen Wochen allerdings für eine Grundgesamtheit von 189 Banken eine Erhöhung des Kernkapitalbedarfs um durchschnittlich 24,4 % ermittelt. Konkret bedeutet dies einen Mehrbedarf von 127,5 Mrd. Euro an Kern- sowie von 135,1 Mrd. Euro an Gesamtkapital, welches bis Ende 2027 aufzubauen oder zu thesaurieren wäre, um den Mindestanforderungen nachzukommen.Der Bankenverband richtet die Aufmerksamkeit nun auf die EU-weite Umsetzung des Regelwerks. Ossig: “Die Politik muss das, was da verhandelt wurde, in Vorgaben packen.” Er zeigte sich “zuversichtlich, dass wir in den kommenden zwölf Monaten ein angemesseneres Ergebnis erzielen können”. Ein Vorschlag der EU-Kommission wird Mitte kommenden Jahres erwartet.Um dem Mehrbedarf an Kapital zu reduzieren, schlägt der BdB vor, europaspezifische Kapitalvorgaben, etwa im Zuge des aufsichtlichen Überprüfungsprozesses (SREP) oder infolge einer Einordnung als anderweitig systemrelevantes Institut (A-SRI), im Grunde mit der Steigerung des Kapitalbedarfs infolge der Reform zu verrechnen. Zudem plädiert der BdB anders als die EBA dafür, am KMU-Unterstützungsfaktor festzuhalten. Dieser sieht Erleichterungen für Forderungen an kleine und mittelgroße Unternehmen (KMU) vor, die auf einen Eigenkapitalrabatt von knapp 24 % hinauslaufen – der EBA schwebt ein Nachlass von nur 15 % vor. Außerdem sollten Ausnahmen von Kapitalanforderungen an Kreditbewertungsanpassungen bei Derivategeschäften etwa mit nichtfinanziellen Gegenparteien und Staaten laut BdB weiter Bestand haben. Auch fordert der Verband, Erhöhungen der Kapitalvorgaben für operationelle Risiken zu begrenzen.Die Bundesbank hat betont, entscheidend sei nun eine “streng an Basel III orientierte Umsetzung”. Vor allem will Vorstandsmitglied Joachim Wuermeling nicht am Niveau des sogenannten Output Floor rütteln, der festlegt, dass ein mit Modellen errechneter Kapitalbedarf allenfalls 27,5 % unter dem per Standardverfahren berechneten Volumen liegen darf. Auch unter dieser Prämisse aber sehe er “viele Spielräume”, erklärte er im Juni, etwa in der Frage, ob Institute den Floor auf konsolidierter oder Einzelbasis erfüllen müssen. Auf den Output Floor entfällt die Hälfte des Kapitalmehrbedarfs deutscher Banken. Der BdB würde dies zwar unterstützen. Den privaten Banken brächte diese Änderung aber noch keine spürbare Entlastung, hieß es am Freitag. – Wertberichtigt Seite 6