Private Sparer verfehlt

Nachhaltige Fonds spielen im Massengeschäft in Deutschland kaum eine Rolle

Private Sparer verfehlt

Der Modebegriff der Nachhaltigkeit hat die Finanzbranche erfasst. Diverse Kriterien halten im Assetmanagement Einzug. Doch während Fondshäuser und Investoren bereits Leitlinien formuliert haben, kommt das Geschäft mit nachhaltigen Fonds für Privatleute kaum vom Fleck, wie ein Marktbericht zeigt.jsc Frankfurt – Trotz der wachsenden Bedeutung der nachhaltigen Geldanlage in Deutschland greifen private Sparer nur selten zu entsprechenden Produkten. Während das Volumen der nachhaltig orientierten Fonds und Mandate im vergangenen Jahr von 78,8 Mrd. auf 92,1 Mrd. Euro zulegte – und ohne eine Verschärfung der Erhebungsmethodik noch stärker gewachsen wäre -, stieg der privaten Anlegern zuzuordnende Bestand lediglich von 7,5 Mrd. auf 8,5 Mrd. Euro, berichtet das Forum Nachhaltige Geldanlagen im Marktbericht für Deutschland. Damit spielen nachhaltige Fonds für Privatleute im Gesamtvergleich “weiterhin eine untergeordnete Rolle, und ihre Bedeutung nimmt weiter ab”. Die Brancheninitiative, der neben Banken, Fondshäusern und Versicherern etwa auch nachhaltige Ratingagenturen und Nichtregierungsorganisationen angehören, nutzt dabei einen eng gefassten Begriff: Nur wenn ein Fonds oder Mandat auf Produktebene ausdrückliche Kriterien definiert hat, kann der Bestand als “nachhaltige Geldanlage” gezählt werden. Wenn hingegen ein Investor wie eine Fondsgesellschaft lediglich auf Firmenebene Kriterien aufgestellt hat und auch konkret umsetzt, zählen die Autoren diese Mittel zum “verantwortlichen Investieren”. Werden neben dieser weiten Definition dann auch noch weitere Mittel neben Fonds und Mandaten gezählt, etwa Eigenanlagen von Banken, wächst das erfasste Volumen der nachhaltig verwalteten Mittel in Deutschland auf ein beachtliches Volumen: auf 1,41 Bill. Euro nach 1,22 Bill. Euro im Jahr zuvor. Davon unterliegen 171 Mrd. nach zuvor 157 Mrd. Euro der engen Definition von Nachhaltigkeit; ohne Verschärfung der Methodik wäre der Zuwachs hier um 25 Mrd. Euro höher ausgefallen. Ein Trend, viele AnsätzeGezählt haben Autoren diverse Ansätze, die Umwelt- und Sozialaspekte sowie Kriterien der Unternehmensführung berücksichtigen – im Jargon der Branche als “ESG” (Environmental, Social, Governance) bezeichnet. Besonders oft kommen Ausschlusskriterien zum Einsatz. Die Investoren schließen dabei insbesondere Unternehmen aus, die zu wenig für die Vermeidung von Arbeits- und Menschenrechtsverletzung tun, die Umwelt zerstören oder Waffen produzieren. Regelmäßig sprechen Fonds und Investoren mit Unternehmen, um Veränderungen anzustoßen, oder sie behandeln ESG-Kriterien als finanzielles Risiko in ihren Analysen. Sogenannte Best-in-Class-Ansätze, also die Auswahl der jeweils vorbildlichsten Unternehmen aus verschiedenen, auch umstrittenen Branchen, sind laut Marktbericht weniger verbreitet. Themenfonds und das auf konkrete Projekte ausgerichtete Impact Investing sind ein Nischenphänomen. Mit der Verschärfung der Methodik wolle das Forum nicht nur unterschiedliche Ansätze besser erfassen, sondern nehme auch die geplanten EU-Regeln vorweg, erklärte der Vorstandsvorsitzende Volker Weber. Nach einem Bericht einer Expertengruppe im Januar hatte die EU-Kommission im März einen Fahrplan für die Förderung der nachhaltigen Geldanlage präsentiert. Im Mai hatte die Kommission dann einen Rechtsrahmen vorgeschlagen, der eine genauere Klassifizierung der Produkte ermöglichen soll (vgl. BZ vom 25. Mai). Das von der Brancheninitiative erstellte FNG-Siegel für Fonds könne einen “Beitrag zur Herausbildung künftiger europäischer Standards” leisten, heißt es im Bericht. —– Wertberichtigt Seite 8