Im GesprächDominik von Scheven, Hamilton Lane

Privatinvestoren setzen auf Infrastruktur

Das Interesse vermögender Privatpersonen an Infrastrukturinvestments wächst, mit neuen halbliquiden Anlagemöglichkeiten und flexiblen Fondsstrukturen.

Privatinvestoren setzen auf Infrastruktur

Im Gespräch: Dominik von Scheven

Hamilton Lane lockt Privatanleger in Infrastrukturinvestments

Interesse für die Anlageklasse steigt nicht nur bei High Net Worth Individuals – In den USA Einstieg bereits mit 500 Dollar möglich

tl Frankfurt
Von Thomas List, Frankfurt

Das Interesse für Infrastrukturinvestments ist ungebrochen. Inzwischen beginnen in Deutschland auch sehr vermögenden Privatpersonen, die sogenannten High Net Worth Individuals, sich dafür zu interessieren. „Es gibt einige halbliquide Anlagemöglichkeiten am Markt speziell für diesen Anlegerkreis. Die Nachfrage ist dort enorm hoch“, sagt Dominik von Scheven, Managing Director und Mitglied des globalen Infrastruktur-Investment-Komitees des auf Private Markets spezialisierten Investment Managers Hamilton Lane, der dafür im vergangenen Herbst ein spezielles Vehikel ohne feste Laufzeit als sogenannte Evergreen-Struktur aufgesetzt hat.

Erste Angebote für Retailkunden

In den USA adressiert der Investment Manager auch weniger vermögende Anleger. Über die Investment-Plattform Republic können Retailanleger bereits mit 500 Dollar Anteile am „Hamilton Lane Private Infrastructure Fund“ erwerben. Der Fonds sei flexibel, das heißt, die Anleger könnten auf monatlicher Basis ein- und aussteigen. Allerdings gibt es beim Einstieg ein Zwölf-Monats-Lock-up, und der Ausstieg ist auf maximal 5% pro Quartal begrenzt, wie von Scheven erläutert. „Wir haben ein Vehikel speziell für US-Investoren und eines für alle Investoren außerhalb der USA.“ In Europa gibt es darüber hinaus seit einigen Wochen den „Hamilton Lane Private Markets Access Eltif“, der auch in Infrastruktur und Private Equity investiert und über Partner in ganz Europa vertrieben wird. Die Mindestanlagesumme liegt bei 5.000 Euro.

Kleine Tickets als Einstieg

Auch Institutionelle schreiben bei diesen Fonds kleinere Tickets. „Das ist für viele der Einstieg in Infrastrukturinvestments.“ Während es bei Institutionellen bis zum Abschluss drei bis sechs Monate dauern könne, sind es, wie von Scheven beobachtet, gerade bei den Evergreen-Strukturen häufig nur Tage oder Wochen.

Optimismus nach 500-Milliarden-Euro-Paket ist groß

Dank des beschlossenen Investitionspakets ist der Optimismus in Bezug auf diese Assetklasse sehr groß. Die meisten Mittel dürften jedoch in Bahn, Brücken und Straßen gehen, Bereiche, die bislang weitgehend institutionellen Investoren vorbehalten sind. Doch von Scheven hofft, dass es dennoch gelingt, private Anleger dafür zu gewinnen, etwa über Public-Private Partnerships (PPP). Bereits stark engagiert sind Privatanleger dagegen bei erneuerbaren Energien und im Bereich der Digitalisierung: Besondere bei Rechenzentren tut sich weltweit sehr viel, wie von Scheven berichtet. „In Europa haben wir eine Transaktion abgeschlossen, in Nordamerika schauen wir uns gerade eine an.“ Auch die Energiewende sei weiterhin gefragt. Zwar merke man, dass sie politisch nicht mehr ein so großes Thema ist wie vor zwölf Monaten, sagt von Scheven: „Trotzdem wird immer noch sehr viel Geld investiert.“

Beim starken Wachstum des Infrastrukturmarktes wurde das kleine und mittlere Segment nach Meinung von Schevens stark vernachlässigt. „Dort gibt es weniger Wettbewerb. Der Markt öffnet sich immer mehr und wird interessanter.“

Sekundärmarkt wächst

Auch der Sekundärmarkt für Infrastrukturinvestments, auf dem Anteile an bestehenden Strukturen gehandelt werden, wächst stetig. „2024 war bei den Transaktionen ein absolutes Rekordjahr. Nach Schätzungen könnte er Jahresumsätze von 30 Mrd. bis 50 Mrd. Dollar in den nächsten Jahren erreichen. Dem Sekundärmarkt für Private Equity hinkt er etwa acht Jahre hinterher.“ Hamilton Lane spreche gerade mit einigen Investoren, die große Portfolien verkaufen wollen. „Seit vorigem Jahr haben wir schon mehr als 15 Sekundärmarkttransaktionen abgeschlossen.“ Hamilton Lanes bevorzugte Zielgröße pro Transaktion liegt zwischen 50 Mill. und 500 Mill. Euro des Net Asset Value (NAV). Teilweise werden aber auch Transaktionen mit einem NAV von 1 Mrd. Euro durchgeführt. Bei sogenannten Continuation-Fonds liegt die Zahl der Assets meist unter 200. Dafür werden besonders entwicklungsfähige Assets aus einem bestehenden Fonds herausgenommen und an einen neuen Fonds verkauft, an dem sich neue Investoren mit frischem Kapital beteiligen.

Investitionen in Infrastruktur waren bisher praktisch nur institutionellen Adressen vorbehalten. Das ändere sich allmählich, sagt Dominik von Scheven, Managing Director beim Investment Manager Hamilton Lane. Spezialisierte Fonds lockten selbst weniger betuchte Privatkunden. Besonders gefragt seien Rechenzentren.

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