Privatkunde bringt DWP Bank um 60 Millionen Euro
lee Frankfurt
– Eine Kapitalmaßnahme bei einem wenig liquiden Titel hat der DWP Bank einen finanziellen Schaden in Höhe von 60 Mill. Euro eingebracht. Das entspricht in etwa dem 2021 erzielten Vorsteuergewinn der Depotbank. Ein Sprecher der Depotbank bestätigte am Mittwoch einen Bericht des Branchenportals „Finanz-Szene“, dem zufolge der Verlust durch Börsengeschäfte eines Privatkunden mit einem von dem US-Anbieter Wisdom Tree aufgelegten Zertifikat ausgelöst wurde. Kurz vor Weihnachten führten die Amerikaner einen Split bei dem 2013 aufgelegten Zertifikat durch, mit dem Anleger mit dreifachem Hebel auf den – aktuell eher unwahrscheinlichen – Verfall des Gaspreises wetten können. Bei einem Reverse Split wird die Zahl der Wertpapiere reduziert, um den Börsenpreis zu erhöhen.
In ihrer Rolle als Kommissionärin war die DWP Bank verpflichtet, eine große Anzahl des Zertifikats zum aktuellen Marktpreis vorerst auf eigene Rechnung einzukaufen, um den Kundenauftrag umzusetzen. Dabei kam es nach Angaben des Sprechers zu mehreren Fehlern in der Prozesskette. So habe wegen einer kurzfristigen Verschiebung des Durchführungstermins eine Sperre nicht gegriffen. Dadurch konnte der Kunde viele Zertifikate zum alten Preis kaufen. Diese bot er offenbar an unterschiedlichen Handelsplätzen zum neuen, deutlich höheren Preis zum Verkauf an. Nachdem eine Börse die Order akzeptierte, konnte die DWP Bank nur einen Teil der Ausführung verhindern und war in der Folge verpflichtet, das fehlerhafte Börsengeschäft auf eigene Kosten zu decken. Die Eindeckung musste demnach durch die Emission neuer Stücke durch einen dafür autorisierten Marktteilnehmer erfolgen, da nach dem Reverse Split nur noch rund 300 000 Stück im Markt kursierten, denen eine Forderung von rund 800 000 Stück gegenüberstand.