Fintech veröffentlicht erstmals Jahreszahlen

Raisin wächst profitabel

Das Berliner Fintech Raisin hat für 2023 erstmals detaillierte Zahlen veröffentlicht. Demnach verzeichnete die Einlageplattform kräftige Zuflüsse – und schrieb netto schwarze Zahlen.

Raisin wächst profitabel

Das Berliner Fintech Raisin hat erstmals detaillierte Jahreskennzahlen veröffentlicht. Demnach verdoppelte das Unternehmen den Umsatz im abgelaufenen Geschäftsjahr nahezu auf 158 Mill. Euro. Vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) wurden 20 Mill. Euro verdient, wovon mehr als 1 Mill. Euro als Nettogewinn blieb.

Meilenstein erreicht

Damit sei Raisin erstmals über ein gesamtes Jahr hinweg profitabel gewesen. Das stellt einen Meilenstein für den 2012 gegründeten Marktplatz für Spar- und Anlageprodukte dar. Dabei gelang bei den Assets under Management ein Turbowachstum: Das verwaltete Vermögen auf der Plattform stieg 2023 um 74% auf 57 Mrd. Euro. Ende März hatte das Fintech die Assets under Administration für 1,5 Millionen Kunden mit mehr als 60 Mrd. Euro beziffert.

US-Geschäft zieht an

Mehr als 7 Mrd. Euro der Nettozuflüsse kamen 2023 von Kunden, die Raisin schon länger nutzten. Vor allem in den USA soll Raisin ein starkes Asset-Wachstum erlebt haben. Die Banken dort sind nach den Erfahrungen mit der Depositenflucht bei der Silicon Valley Bank (SVB) angehalten, ihre Einlagen stärker zu streuen. Davon profitieren Anbieter wie Raisin US.

Plattformnutzung steigt

Ein Wachstumstreiber für Raisin ist dabei, dass die Plattform über die Zeit immer mehr genutzt wird. Nach fünf Jahren würden Kunden im Schnitt über sechs Produkte nutzen, heißt es. Im Durchschnitt würden Kunden ihre Anfangsinvestition im Laufe der Zeit verdreifachen.

Heute beziehen bereits 257 Banken weltweit Einlagen über Raisin.

Tamaz Georgadze

Zudem wächst die Zahl der an die Plattform angeschlossenen Banken stetig. „Heute beziehen bereits 257 Banken weltweit Einlagen über Raisin. Davon kamen 72 allein im Jahr 2023 neu auf die Plattform. Das ist die höchste Anzahl neuer Partner in einem Jahr seit der Gründung von Raisin”, so CEO Tamaz Georgadze.

Raisin profitiert wie die Banken und andere Fintechs vom derzeitigen Zinsumfeld. Zudem wurde im zweiten Halbjahr das Marketing hochgefahren, was gute Ergebnisse zeigte angesichts des Asset-Wachstums. Zur Bewertung von Raisin ist nur bekannt, dass bei der letzten Finanzierungsrunde im März 2023 eine Bewertung von über 1 Mrd. Euro erzielt wurde. Das Fintech wird auch als Börsenkandidat gehandelt – ein Listing dürfte aber frühestens im kommenden Jahr Thema werden.

Von M&A profitiert

Das Fintech profitiert außerdem davon, dass es als einer der wenigen Branchenvertreter schon frühzeitig auf strategisches M&A setzte. 2019 übernahmen die Berliner die Frankfurter MHB-Bank, die bis dato ihr eigener Banking-Dienstleister war. Den damit erfolgten Einstieg ins „Banking as a Service“ rundete Raisin 2022 dann mit dem Kauf der Payment-Sparte vom Bankhaus Lenz als kleinere Transaktion ab.

2021 erfolgte dann der Zusammenschluss mit dem Zinsplattform-Wettbewerber Deposit Solutions, der auf Raisin verschmolzen wurde. Mit der Transaktion hatte man sich die Poleposition bei den Einlagenvermittlungs-Plattformen in Deutschland langfristig gesichert – und zudem eine Aufpolsterung der Kapitalrücklagen erreicht. All das sind Bausteine, die zur strategischen Positionierung von Raisin als Investment-Plattform beigetragen haben.

Raisin wächst profitabel

Fintech legt erstmals Jahreszahlen offen – Plus von zwei Dritteln bei den Assets erreicht – Auch unterm Strich schwarze Zahlen

bg Frankfurt
Von Björn Godenrath, Frankfurt

Dank eines Turbowachstums bei den Assets hat der Depositen-Spezialist Raisin für 2023 erfreuliche Gewinnkennzahlen zeigen können. Um die Gunst der Stunde zu nutzen, wurde zwar auch der Aufwand beim Marketing hochgedreht – aber so macht man das, wenn das Umfeld Gelegenheit für Wachstum bietet.

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