Italiener haben keinen passenden Käufer gefunden

Ratepay verbleibt im Deutschland-Portfolio von Nexi

Der italienische Payment-Konzern Nexi hat zu seinen Preisvorstellungen keinen Käufer für die deutsche Tochter Ratepay finden können. Dort findet auf dem CEO-Posten nun die Staffelübergabe statt. Für Nina Pütz übernimmt die bisherige CFO Sabrina Flunkert.

Ratepay verbleibt im Deutschland-Portfolio von Nexi

Ratepay verbleibt bei Nexi
im Deutschland-Portfolio

CEO-Wechsel bei dem Berliner Payment-Spezialisten

bg Frankfurt

Der italienische Payment-Konzern Nexi hat den Verkauf des deutschen BNPL-Spezialisten Ratepay endgültig abgeblasen. Im Zuge des am Mittwoch bekanntgegebenen CEO-Wechsels von Nina Pütz auf Sabrina Flunkert erklärte diese, man wolle nun als Teil der Nexi Gruppe den Zugang zu einer starken Plattform „in Zukunft intensiver nutzen“. Das bedeutet in der Regel eine Vollintegration – von Seiten Ratepays wird aber versichert, dass eine solche nicht geplant sei. Eine Sprecherin von Ratepay erklärte, man plane, die Synergien zwischen den Unternehmen stärker zu nutzen, um beispielsweise durch ein gemeinsames Angebot den Kunden ein noch besseres Leistungsspektrum anbieten zu können. „Zudem können wir von Nexis Vorsprung in Bereichen wie der Künstlichen Intelligenz profitieren.“

Pütz bleibt für den Übergang an Bord

Pütz bleibt zunächst als Managing Director an Bord, um den Übergang zu gewährleisten „bis die BaFin ein weiteres Board-Mitglied als Managing Director“ genehmigt habe, heißt es. Pütz hatte vor vier Jahren von Ratepay-Gründerin Miriam Wohlfahrt übernommen, die seitdem mit ihrem Fintech-Banxware unterwegs ist und dafür zuletzt die Unicredit/HypoVereinsbank als Partner gewinnen konnte.

Sabrina Flunkert kam 2019 als CFO zu Ratepay und ist zudem seit 2021 neben Nina Pütz Geschäftsführerin. Den CEO-Posten übernimmt sie sofort. In ihrer bisherigen Rolle war sie maßgeblich an der Neuausrichtung von Ratepay beteiligt und habe die Professionalisierung der Marktfolgeseite verantwortet sowie Ratepays Positionierung durch enge Zusammenarbeit mit Finanzierungspartnern gestärkt. Sie könne dabei auf eine langjährige Erfahrung in Banking und Private Equity zurückgreifen, heißt es.

Ratepay verbleibt nun im üppigen Deutschland-Portfolio von Nexi. Zu diesem gehören unter anderem die ehemalige Concardis und Orderbird. Zuletzt wurde ein Anteil an Computop erworben – wo man sich gegen die DZ Bank durchsetzte. Nexi ist über die Jahre stark über M&A gewachsen und ist heute ein Payment-Riese mit einer Marktkapitalisierung von 8 Mrd. Euro.

Synergien mitunter schwer zu realisieren

Allerdings wird die Luft dünner bei gestiegenen Bewertungen. Im Zuge der heftigen Gewinnwarnung von Worldline im Herbst 2023 wurde Nexi Gegenstand von Übernahmespekulationen. Private Equity zeigt Interesse an Zahlungsverkehr-Aktivitäten. Für strategische Käufer wäre ein Brocken wie Nexi schwer verdaubar, da es mitunter inkompatible Plattform-Technologien gibt, was die Hebung von Synergien erschwert. Das gilt aber auch und insbesondere für Nexi selbst, die aus vielen M&A-Teilen ein funktionierendes Ganzes schmieden muss. Zudem sind Fintechs wie Stripe, Block und Adyen in vertikalen Märkten mitunter besser positioniert.

Zwei Anläufe gescheitert

Nexi hatte zweimal Anlauf genommen für einen Ratepay-Verkauf, ein erster Versuch lief 2021 ins Leere. Im Herbst 2023 wurde der Prozess erneut aufgesetzt, aber die beauftragten Banken wurden zu von Nexi gewünschten Preisvorstellungen (von kolportiert 1 Mrd. Euro) wohl nicht fündig.

Ursprünglich eine Gründung des Otto-Konzerns, wurde Ratepay im Frühjahr 2017 für angeblich 700 Mill. Euro an Advent und Bain Capital verkauft und dann von diesen im Rahmen der großen Konsolidierung in die ebenfalls gehaltene Nets/Nexi eingebracht.

Als Dienstleistungs-Spezialist für den digitalen Rechnungskauf („Buy Now Pay Later“, BNPL) ist Ratepay grundsätzlich gut positioniert, auch wenn man große Accounts wie „About You“ an Konkurrenten wie Klarna verlor. Zudem sind die Zeiten der Hype-Bewertungen im Payment vorbei- auch wenn Aufwärtstendenzen bei Profitabilität und Bewertungen zu registrieren sind.

Als Indiz dafür kann gelten, dass Klarna und Stripe steigende Bewertungen in Secondaries-Transaktionen verzeichnen. Klarna strebt auch einen Börsengang in London oder den USA an. Investmentbanken sondieren schon die Nachfrage, auch wenn Klarna noch Fragen wie die Emissionsstruktur mit Parametern wie Mehrfachstimmrechten für die Gründer festlegen muss. Nexi hatte Ratepay als zum Verkauf bilanziert und dürfte nun gezwungen sein, den Buchwert zu überprüfen, wenn das Fintech wieder voll konsolidiert wird.

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