Fundgrube

Regulierung auf einen Click

Die Regulierung der EU für Banken und den Finanzmarkt kann einem Dschungel gleichen. Mit diesem Buch wird der Urwald gelichtet – präzise und verlässlich.

Regulierung auf einen Click

Kreditwirtschaftlich wichtige Vorhaben der EU. Bundesverband der Öffentlichen Banken Deutschlands VÖB (Herausgeber), Berlin/Brüssel, September 2021, 268 Seiten, kostenlos über kredwi.voeb.de/2. 

Für alle, die sich einen sehr detaillierten Eindruck europäischer Banken- und Finanzmarktregulierung verschaffen wollen, ist und bleibt das Regulierungsjahrbuch des VÖB eine Fundgrube. Denn wenige Darstellungen europäischer Regulierung sind inhaltlich so präzise und verlässlich.

Aber selbst für den flüchtigen Besucher ist der Leitfaden „Kreditwirtschaftlich wichtige Vorhaben der EU“ enorm aufschlussreich. So erhält der Leser bereits im Inhaltsverzeichnis einen Eindruck, was sich zuletzt regulatorisch in Brüssel getan hat. Neben die traditionellen Kapitel Bank- und Bankaufsichtsrecht, Kapitalmarkt- und Wertpapierrecht, Handels- und Gesellschaftsrecht, Verbraucherschutz, Steuern, Zahlungsverkehr, Geldwäsche, Wettbewerb und Beihilfe sowie Zivil- und Verfahrensrecht sind zwei neue Kategorien europäischer Gesetzgebung getreten. Sie ahnen es: Die aktuelle Regulierungsfibel ist um die Kapitel „Digitalisierung und IT“ sowie „Nachhaltige Finanzierung“ ergänzt.

Sonst ist – erfreulicherweise – aber vieles beim Alten geblieben. Etwa die ausgesprochen nutzerfreundliche Leserführung, denn in jedem Kapitel wird sofort er­kennbar, welche EU-Regeln bereits in Deutschland geltendes Recht sind, und welche Vorhaben zwar bereits von Ministerrat und EU-Parlament beschlossen wurden, aber noch nicht national umgesetzt oder in Kraft getreten sind. Und dann gibt es ja auch noch die Kategorie „Ge­setzesvorhaben in Beratung“, so dass sich der Leser ohne großen Aufwand eine Übersicht verschaffen kann, was gerade im Econ-Ausschuss und im Finanzministerrat diskutiert wird und in der ein oder anderen Form demnächst auf Banken, Börsen, Fonds und Investoren zukommen wird.

Ebenfalls ungemein dienlich für den Leser ist der systematische Aufbau der Präsentationen der einzelnen Richtlinien und Verordnungen. So sorgt die Kurzübersicht für eine schnelle Klärung der Frage, ob der – wahrscheinlich meist aus beruflichem Grund interessierte – Leser gut beraten ist, in den Text einzusteigen – oder zum nächsten Gesetz zu springen, weil er und sein Institut von einem Rechtsakt nicht betroffen ist. Die an­schließende Zeitleiste vermittelt raschen Überblick, wann sich, was zuletzt getan hat. Die größte Orientierungshilfe bietet freilich die „Bewertung“ des Verbands, die jeder einzelnen Vorstellung eines Gesetzesvorhabens an­gefügt ist. Man muss diese Bewertung ja nicht in jedem Falle teilen. Aber sie ist ausgesprochen nützlich, um rasch zu erkennen, wo die Knackpunkte liegen.

Gewiss, das Vademecum taugt nicht als Bettlektüre und auch nicht als unterhaltende Lektüre im Strandkorb. Aber es ist durchaus bemerkenswert, dass es dem Autorenteam gelingt, komplizierte Regelwerke für Kapitalpuffer, nichtfinanzielle Be­richterstattung oder Interbankenentgelte in verständlicher Sprache und einfacher Argumentation vorzustellen. Insofern leistet der VÖB an dieser Stelle auch einen Beitrag zur finanziellen Allgemeinbildung – zumindest der interessierten Öffentlichkeit, die sich zwar mit Banking und Brokerage auskennt, aber nicht unbedingt mit den Einzelheiten von Priips, Mica, Mifid, CRD und Dora.

Inhaltsverzeichnis, Glossar und Hinweise auf das europäische Rechtsdatenportal Eur-Lex vervollständigen den Nutzwert. Was schließlich diese Ausgabe ganz besonders von ihren Vorgängerinnen unterscheidet, ist, dass die „Kreditwirtschaftliche wichtigen Vorhaben“ nun auch in digitaler Form vorliegen. „So steht in diesem Jahr erstmals auf unserer Website eine elektronische Version zur Verfügung, die deutlich mehr Verlinkungen für eine stärkere Interaktion auch mit externen Webseiten bietet“, unterstreicht VÖB-Hauptgeschäftsführerin Iris Bethge-Krauß im Vorwort. Damit bestehe auf der Website die Möglichkeit, die Veröffentlichung als E-Book kostenfrei herunterzuladen. Ein besonderes Schmankerl: Die elektronische Fassung ist technisch so eingerichtet, dass man entspannt mit einem Click blättern kann – wenn man will, auch mehrere Seiten auf einmal. fed

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