„Regulierung ist über das Ziel hinausgeschossen“
Pfandbriefbanken kritisieren Aufsicht
Verband-Hauptgeschäftsführer Tolckmitt sieht Institute in Kreditvergabe beschränkt
mic München
Bericht Seite 6
Die Kreditwirtschaft hadert inmitten der Immobilienkrise mit den regulatorischen Vorschriften. Die Botschaft: Die Vergabe von Darlehen werde in einem unnötigen Maße erschwert. „Die Regulierung ist inzwischen übers Ziel hinausgeschossen, und die Aufsicht verschärft dies mit ihrem Handeln teilweise noch weiter“, erklärt Jens Tolckmitt, Hauptgeschäftsführer des Verbandes deutscher Pfandbriefbanken, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung.
Die Diagnose findet Unterstützung von Frank Schrader, der die zur Nord/LB gehörende Deutsche Hypo leitet. Die konservativen Bewertungen in den Bankbilanzen würden aktuell auch von der Regulatorik getrieben, ist er überzeugt. Es sei ein Dilemma, dass die Branche dem Markt durch die konservativen Bewertungen eher Liquidität entziehe: „Aber da haben wir keinen Ausweg, weil wir es regulatorisch genau so machen müssen.“
Für Tolckmitt gibt es keinen Zweifel, dass die Regulierung dazu beigetragen hat, dass die Banken heute stabiler sind als in der Finanzkrise 2008. Das bestätigten auch die Aufsichtsbehörden. Zugleich gelte: Obwohl notwendige Regulierungsmechanismen seit langem bestünden, um mit Situationen wie der aktuellen umzugehen, agiere die Aufsicht jetzt bisweilen mit nicht nachvollziehbaren, weil zu konservativen Wertansätzen, die Banken in ihrer Kreditvergabe übermäßig beschränkten. Das sei volkswirtschaftlich nicht wünschenswert, aber auch sachlich in diesem Ausmaß nicht gerechtfertigt, kritisiert Tolckmitt.
Zugleich sind die Margen in Deutschland im europäischen Quervergleich eher niedrig. Der Wettbewerb in der Branche ist aus Sicht von Peter Axmann, Leiter Immobilienkunden der Hamburg Commercial Bank, unverändert sehr intensiv. Während sich in anderen Ländern wenige Banken gewichtige Deals untereinander aufteilten, gebe es in Deutschland allein mindestens zehn Banken, die um großvolumige Immobilien-Deals buhlten. Hinzu kämen mindestens zehn große Sparkassen und Volksbanken. Die Margen bei vermeintlich risikolosen Geschäften seien unter Druck.