Reichlich Aufholpotenzial

Das deutsche Pro-Kopf-Vermögen in Fonds ist nur ein Bruchteil dessen, was in anderen Ländern üblich ist

Reichlich Aufholpotenzial

Die Deutschen stecken wenig Geld in Fonds und hinken im internationalen Vergleich weit hinterher. Auf das Fondsgeschäft in Deutschland kommen tiefgreifende Veränderungen zu, zeigt das BVI-Jahresbuch auf.sto Frankfurt – Trotz historischer Höchststände beim Absatz und beim verwalteten Vermögen hängt Deutschland im internationalen Vergleich im Fondsgeschäft meilenweit zurück. Wie der Branchenverbund Bundesverband Investment und Asset Management (BVI) in seinem soeben veröffentlichten Jahrbuch darlegt, beträgt das Fondsvermögen pro Kopf hierzulande nur knapp 9 800 Euro, während es etwa in Australien mehr als 56 000 Euro sind. Damit dümpelte Deutschland Ende 2014 wie im Vorjahr trotz des sensationellen Geschäftsjahres auf dem zwölften Platz herum (siehe Grafik).Im Vergleich zum Vorjahr kam Deutschland in der Pro-Kopf-Betrachtung gegenüber dem Spitzenreiter Australien auch nur wenig voran. Down Under hatte Ende 2013 etwas über 52 000 Euro ausgewiesen, Deutschland rund 8 700 Euro.Dabei sind die absoluten Zahlen des deutschen Fondsgeschäfts 2014 durchaus beeindruckend. Das gesamte in Deutschland verwaltete Fondsvermögen war Ende 2014 auf den historischen Höchststand von 2,4 Bill. Euro hochgeschnellt. Damit haben sich die Assets under Management innerhalb von nur zehn Jahren verdoppelt. Für zwei Drittel des Vermögens stehen die institutionellen Anleger, der Rest ist auf Publikumsfonds verteilt. In anderen europäischen Ländern ist das Verhältnis genau umgekehrt.Auch wenn das Pro-Kopf-Vermögen bescheiden daherkommt – in Europa ist Deutschland ein großer Fondsstandort. Mit dem Neugeschäft von 123 Mrd. Euro – ebenfalls ein Rekord – trug das hiesige Mittelaufkommen ein Fünftel zum europäischen Nettoabsatz bei. Dies entspricht auch ungefähr dem Marktanteil Deutschlands am europäischen Fondsmarkt. Der größte europäische Fondsstandort ist Luxemburg, gefolgt von Irland. Tiefgreifende VeränderungenAngesichts einiger in der Pipeline befindlicher Regulierungsvorhaben zeichnet sich ab, dass sich künftig grundlegende Dinge im Fondsvertrieb und in der Fondsauflage verändern werden, heißt es im Jahrbuch weiter. So wird die europäische Finanzmarktrichtlinie Mifid II, an deren Details noch fleißig herumgeschraubt wird, die Ausgestaltung von Provisionen verändern. Damit müssen sich die deutschen Vertriebsstellen, die weit überwiegend in Deutschland Provisionsberatung anbieten, umstellen. Die genauen Kriterien, nach denen die Provisionen weiterhin zulässig sind, sind noch unklar.Auch ist für Fondsanbieter noch unklar, inwieweit ein Teil ihrer Produkte unter den Begriff der komplexen Fonds fällt. Womöglich könnten Immobilienfonds davon betroffen sein. Komplexe Produkte dürfen laut Mifid II aber nur noch im beratungsfreien Vertrieb oder im Wege der Anlageberatung verkauft werden. Die Fondsgesellschaften werden sich wegen der Mifid II darauf einstellen müssen, dass sie für neue Produkte die Zielmärkte/-gruppen festlegen müssen.Vor dem Hintergrund der von 2016 an geltenden EU-Versichererrichtlinie Solvency II warten noch weitere Änderungen auf die Assetmanabviger. Damit die Assekuranz die Aufsicht wie gefordert regelmäßig über ihre Risiken und Kapitalanlagen informieren kann, wird derzeit EU-weit an einem gemeinsamen Datenblatt der Fondsgesellschaften für das Solvency-II-Reporting gebastelt. Hier wartet die Branche auf die finalen Vorschläge der Assekuranzaufsicht EIOPA, um bald die endgültige Version des Datenblatts erstellen zu können. Steuerreform steht bevorIn Deutschland sind auf steuerlicher Ebene Veränderungen zu erwarten. Das Investmentsteuergesetz soll grundlegend überarbeitet werden, um europarechtskonform zu sein und bestimmte Steuerlücken zu schließen. Mit der Reform soll die Steuerpflicht teilweise vom Anleger auf die bislang steuerbefreiten Fonds verlagert werden. Hier hat der BVI bereits gewarnt, dass es nicht zu einer höheren Belastung für Anleger kommen darf. Hoffnung auf neues GeschäftHoffnungen auf zusätzliches Geschäft machen sich die Anbieter dagegen durch den Vorstoß des Bundesarbeitsministeriums, der die betriebliche Altersvorsorge im Mittelstand und kleinen Betrieben mit Hilfe von Tariffonds fördern soll. Hier könnten Fondsgesellschaften als Anbieter in die Bresche springen.