Reife Fintechs haben die Wahl beim Exit
bg Frankfurt
Was reife Fintechs aus der Kategorie Later Stage brauchen, um börsenfähig zu sein, das wurde auf der zum dritten Mal veranstalteten Frankfurt-Digital-Finance-Konferenz am Mittwoch diskutiert. Dabei stellte Ben Davey, Chief Investment Officer des Spac-Vehikels Efic1, heraus, dass ihm folgende Dinge wichtig sind bei der Auswahl eines Zielunternehmens: „Wir wollen ein echtes Gründerteam, das ein hochgradig skalierbares Plattformmodell verfolgt und dieses schon internationalisiert hat.“ Mindestens 100 Mill. Euro Umsatz sollten schon in den Büchern sein. Außerdem sollte ein Zielfintech ebitdaprofitabel sein; das unterscheide Efic1 von anderen Spacs. Die Bewertung sollte mindestens 1 Mrd. Euro erreicht haben. Vorteil des Spac-Prozesses sei, dass ein Listing nur vier bis fünf Monate dauere, während sich IPO-Vorbereitungen über zwölf Monate ziehen, sagte Davey. Zudem sei die Preisfindung im Listing einfacher.
Ein „hype to stay“
René van Vlerken als Head of Listing der Euronext Amsterdam hob hervor, dass es für Gründer in einer Spac-Konstruktion einfacher sei, die Kontrolle über ihre Firma zu behalten. Die Route zum Markt sei einfach kürzer per Spac, dafür müssten die Fintechs aber auch sehr gut vorbereitet sein, wenn sie in den schnellen Listingprozess gingen. Van Vlerken stellte heraus, dass die Euronext dreimal so groß sei wie Deutsche Börse. Das ziehe Emittenten an, denn dies gebe Raum für Entfaltung: 16 Spacs seien 2021 neu gelistet worden, insgesamt stehen schon 51 solcher Vehikel auf dem Kurszettel. Da bestehe ein M&A-Potenzial von 25 Mrd. Euro, und dies trage dazu bei, dass Spacs ein „hype to stay“ seien. Wichtig sei zudem eine hohe Qualität der Sponsoren sowie dass diese die Geschäftsmodelle verstehen und Firmen langfristig begleiten – und dann wie beim am Mittwoch gelisteten Efic1-Portfoliounternehmen Azerion auch in den Board gehen. Van Vlerken bemängelte zu viele Unterschiede in den EU-weiten Regeln für Spacs und ermahnte Emittenten, auf eine gute Retailquote zu zielen. Sie sei wichtig für die Liquidität im Börsenhandel.
Thorsten Pötzsch, BaFin-Exekutivdirektor Wertpapieraufsicht, erinnerte Fintechs daran, dass es in Deutschland keine Sonderbehandlung für sie gebe, denn die Regeln seien technologieneutral. IPOs empfiehlt er nur reiferen Firmen, welche auf EU-Ebene die Prospektanforderungen erfüllen können. Für die BaFin seien bislang kaum Fintech-Prospekte zu prüfen gewesen. Er erwartet aber mehr davon. Seine Tipps für die Zulassung: Frühzeitig mit einer vorläufigen Anfrage bei der BaFin vorstellig werden, man helfe gerne bei Anfragen zum Emittentenleitfaden und zu den allgemeinen Vorschriften für IPOs und Listings. Er freue sich schon auf den Dialog bei der Mitte Mai stattfindenden Bafintech 2022, sagte er.