Rendite ist auch in einem schwierigen Marktumfeld möglich

Mehr Zeit in die Anlagestrategie investieren und das eigene Verhalten hinterfragen

Rendite ist auch in einem schwierigen Marktumfeld möglich

Von Marcel BeckerManaging Director BNP Paribas Wealth Management (Deutschland)undvon Thilo SiekmannHead of Offering BNP Paribas Wealth Management (Deutschland)Die Kapitalmarktexperten von BNP Paribas Wealth Management identifizieren zu Beginn jedes Jahres zehn Investmentthemen, welche nach ihrer Einschätzung für defensive beziehungsweise risikobewusste Anleger im Jahresverlauf besonders interessant werden könnten. Im aktuellen Niedrigzinsumfeld spielt hierbei natürlich die erschwerte Suche nach Renditen eine wichtige Rolle. Aber auch die Partizipation an innovativen Technologien und Wirtschaftszweigen sowie an ausgewählten Schwellenländern prägt das Bild der Investmentthemen für 2016.Ein besonderer Fokus liegt in diesem Beitrag auf drei aktuellen Themen: attraktive Erträge durch Anlagen in Aktien mit stabilen Dividenden, die Reformpolitik in Japan sowie das Überleben in der “Uber-Wirtschaft”.Die Suche nach Rendite ist seit mehreren Jahren eine Herausforderung für defensive Anleger geworden. Die Renditen im Anleihebereich sind im Niedrigzinsumfeld stark zurückgegangen. Dadurch sind Aktien, die sicher Dividende auf einem stabilen oder steigenden Niveau ausschütten, weiterhin eine der besten Chancen zur Erzielung regelmäßiger Erträge. Im Vergleich sind die aktuellen Dividendenrenditen der S & P 500-Aktien höher als die Renditen zehnjähriger US-Staatsanleihen.Aus den Erfahrungen der Vergangenheit ist bekannt, dass aufgrund der hohen Anleihekurse auch die Aktienbewertungen zu ihren langfristigen Durchschnitten tendieren. Infolgedessen wird der Kapitalzuwachs in den nächsten Jahren an Bedeutung verlieren, und Dividenden werden immer stärker zum Gesamtertrag bei Aktieninvestitionen beitragen. Historisch betrachtet bilden Dividenden bereits seit Jahrzehnten eine entscheidende Ertragsquelle und machten zwischen 1926 bis 2014 bereits 40 % des Ertrags aus.Um regelmäßig steigende Dividenden auszuschütten, müssen Unternehmen ihre Gewinne und Cash-flows effizient erhöhen. Das unterstreicht die Wettbewerbsfähigkeit und schützt vor Kursverlusten. All diese positiven Aspekte sind Merkmale qualitativ hochwertiger Unternehmen, wodurch auch erklärt wird, warum sich Aktien mit stabiler Dividendenausschüttung langfristig überdurchschnittlich gut entwickeln. Angesichts der hohen Volatilität auf den Märkten bilden sich nun gute Kaufgelegenheiten für solide, zyklische Dividendenaktien. Diese bieten höhere Dividendenrenditen als ihre defensiven Pendants und können zudem von einer anziehenden Weltwirtschaft profitieren.In Anbetracht einer weiter wachsenden Weltwirtschaft beschäftigt sich das nächste Investmentthema von BNP Paribas Wealth Management mit einem der bedeutendsten prozyklischen Märkte aller Industrienationen, dem japanischen Aktienmarkt. Neben der Verbesserung der Fundamentaldaten durch die “Politik der drei Pfeile” von Ministerpräsident Abe gewinnt der japanische Aktienmarkt durch die aktuellen Corporate-Governance-Reformen weiter an Attraktivität.Die politische Ausrichtung von Ministerpräsident Abe und die erhöhte Nachfrage auf dem Aktienmarkt waren die zwei wichtigsten Motoren für den Anstieg des japanischen Leitindex Nikkei 225 um 65 % seit Ende 2012 (Stand Januar 2016). Im weiteren Verlauf müssen die Fundamentaldaten der Unternehmen nun bestätigen, dass der Wirtschaftsumschwung tatsächlich stattfindet. Dafür spricht, dass aktuell das höchste Investitionsniveau seit 2007 zu verzeichnen ist und die Nominallöhne ein beschleunigtes Wachstum aufzeigen. Dadurch sind die Investitionsausgaben und der Konsum, beides Stützen der Binnennachfrage, auf dem richtigen Kurs.Die Einführung eines Corporate-Governance-Kodex im vergangenen Jahr ist eine wichtige Entwicklung für Aktionäre in Japan. Dieser verlangt unter anderem, dass im Aufsichtsrat mindestens zwei unabhängige Direktoren vertreten sein müssen, die Beteiligungen zwischen Unternehmen reduziert werden und die Übernahme von Firmen vereinfacht wird. Das Hauptziel ist die Förderung der Eigenkapitalrendite, die dadurch einen neuen Höchststand erreichen dürfte. Dies würde wiederum die Lücke der japanischen Eigenkapitalrendite gegenüber dem globalen Durchschnitt langsam schließen. Für 2016 ist zudem eine Senkung des Steuersatzes für Unternehmen geplant, was die Eigenkapitalrendite ebenfalls unterstützen wird.Einer der größten Vorteile, der durch eine Investition in japanische Aktien entstehen dürfte, ist die Aussicht auf eine signifikante Reduzierung der japanischen Bargeldreserven, welche zu den höchsten Reserven unter den Industrieländern zählen. Ihr Abbau könnte in Form von Aktienrückkäufen, steigenden Ausschüttungsquoten sowie über eine Zunahme der Fusions- und Übernahmeaktivität stattfinden.Der Hauptgrund für die zunehmende Attraktivität japanischer Aktien ist bedingt durch den möglichen wirtschaftlichen Umschwung, welcher durch die politischen Maßnahmen eintreten sollte. Die stärkere Fokussierung auf den Shareholder Value schafft Potenzial für eine Aufwertung japanischer Unternehmen. Zudem sind japanische Aktien derzeit günstiger bewertet als Aktien anderer Industrieländer, wodurch Spielraum für Überrenditen entsteht.Das wichtigste Attribut japanischer Aktien ist ihre Prozyklizität. Die japanische Wirtschaft gehört zu den prozyklischsten unter den bedeutenden Aktienmärkten. Im derzeitigen Marktumfeld ist dies ein Vorteil, da wir mit einer allmählichen Belebung des globalen Wachstums in den kommenden Monaten rechnen. Die erwartete Yen-Abwertung (gegenüber dem US-Dollar), aufgrund der Geldpolitik der Fed, dürfte ebenfalls positiv zur Entwicklung beitragen.Die “Uber-Wirtschaft” ist ein weiteres Thema, welches BNP Paribas Wealth Management im Jahr 2016 beschäftigt. Seit den 1980er Jahren hat der Wettbewerb zwischen den Unternehmen im Zuge der weltweiten Globalisierung stetig zugenommen. Zahlreiche Unternehmen sind heute mit dem plötzlichen Markteintritt neuer digitaler Konkurrenten in teilweise wenig regulierte Marktumfelder konfrontiert. Ein Beispiel ist der Einstieg von Uber in die Taxibranche.Dadurch sind die Angebotspreise vieler Unternehmen unter Druck geraten. Trotzdem sind etablierte Unternehmen auf Grund ihrer Erfahrung, Marktmacht und Größe oft im Vorteil. Sie können diese Trends für sich nutzen oder sich ihnen erfolgreich widersetzen. Die Entwicklung neuer Technologien hat die Wettbewerbsstruktur in einigen Sektoren zuletzt aber auch völlig verändert. Dem Verbraucher wird durch die Entstehung sozialer Netzwerke und neuer digitaler Plattformen eine Fülle neuer Möglichkeiten angeboten. Diese ermöglichen es, Güter oder Dienstleistungen mit anderen Konsumenten gegen Entgelt zu teilen und somit effizienter zu nutzen.Der Markteintritt von Unternehmen wie Uber in der Taxibranche, Airbnb in der Hotelbranche oder Netflix im Mediensektor sorgt für einen enormen Wandel in diesen Branchen. Die neue Wettbewerbssituation führt zu einem Rückgang der Angebotspreise und zu einem Verlust von Marktanteilen der etablierten Anbieter. Dieses schwierige Konkurrenzumfeld belastet die Rentabilität der Unternehmen.Einige Unternehmen und Branchen sind diesen Spannungen jedoch aufgrund hoher Einstiegshürden weniger stark ausgesetzt und können dem Preisdruck standhalten. Sie zeichnen sich durch solide Wachstumsraten und eine hohe operative Marge aus. Teile der etablierten Unternehmen nutzen nun ihre Kapazitäten, um sich Trends anzupassen. Sie setzen auf eine breite Streuung, ihre ausgereiften Produkte oder optimieren ihren Markenwert, um ihre Markt- und Preismacht zu festigen.Da dieses Thema sektorunabhängig ist, können eine Reihe von Industrien als Anlageziel gewählt werden. Einige Branchen wie beispielsweise Technologie, Pharma, Luxusgüter oder Basiskonsumgüter bieten jedoch besonders attraktive Anlagechancen.Mehr denn je zeigt sich in 2016: Rendite lässt sich auch in einem schwierigen Marktumfeld erzielen. Allerdings lohnt es sich, mehr Zeit in die Anlagestrategie zu investieren, Märkte, Branchen und Sektoren genau unter die Lupe zu nehmen und das eigene Anlageverhalten zu hinterfragen.