Lauren Lentz und Otto Birnbaum

Revent zielt auf Impact und Profit

Der Berliner Wagniskapitalfonds Revent hat den Europäischen Investitionsfonds (EIF) als Investor gewonnen. Insgesamt hat Revent mittlerweile 52 Mill. Euro eingesammelt. Der neue Venture-Fonds investiert in der Seed-Phase und will finanziellen Erfolg mit positiver Wirkung verbinden.

Revent zielt auf Impact und Profit

Von Stefan Paravicini, Berlin

„Impact Investing ist in Deutschland auf dem Weg in den Mainstream“, heißt es in einer Marktstudie der Bundesinitiative Impact Investing aus dem vergangenen Jahr. Das gilt bisher allerdings nicht für Investitionen von Wagniskapital in der Frühphase von jungen Unternehmen. Revent, ein neuer Wagniskapitalfonds aus Berlin mit Fokus auf wirkungsorientierte Investments in der Seed-Phase von Start-ups aus Europa, will in diese Lücke stoßen und hat dafür jetzt auch den Europäischen Investitionsfonds (EIF) als Investor gewonnen.

Benjamin Otto gibt Anstoß

„Für uns ist das ein starkes Zeichen der Anerkennung“, sagt Revent-Gründungspartner Otto Birnbaum zur Beteiligung der Tochter der Europäischen Investitionsbank (EIB) in Höhe von 20 Mill. Euro. „Der EIF ist einer der erfahrensten Investoren in Europa und der institutionelle Investor, der am meisten neue Fonds zu Gesicht bekommt“, betont Revent-Gründungspartnerin Lauren Lentz.

Insgesamt hat Revent mittlerweile 52 Mill. Euro eingesammelt. Die maximale Fondsgröße hat das Managementteam deshalb gerade von 50 Mill. auf 60 Mill. Euro angehoben. „Wir sind noch offen für neue Investoren“, sagt Birnbaum, der die Obergrenze aber nicht weiter verschieben will. Zu den Investoren zählen der Hamburger Unternehmer Benjamin Otto, der auch den Anstoß zur Gründung des Fonds gab, Mitglieder von Unternehmerfamilien wie Heraeus oder Hymer und Tech-Gründer wie Maximilian Tayenthal von der Berliner Neo-Bank N26.

Der Investment-Ansatz von Revent lässt sich mit Fondsmanagern wie Norrsken in Schweden, Mustard Seed Maze in Portugal oder Future Positive Capital in Frankreich vergleichen, die Impact und Profit miteinander verbinden wollen. „Wir freuen uns sehr, dass wir als First-Time-Fonds den EIF als Investor gewinnen konnten. Das zeigt, dass unser Investment-Ansatz ‚Impact & Profits‘ auch von institutionellen Investoren geteilt wird“, sagt Birnbaum.

Revent versteht sich als erster Venture-Capital-Investor mit diesem Investment-Ansatz in Deutschland. „Unsere Investment-These ist, dass sich Profit und positive Wirkung gegenseitig verstärken, statt sich Zugeständnisse abzufordern“, betont Lentz, die sich vor dem Start von Revent schon bei McKinsey, für die Vereinten Nationen und im Rahmen ihrer Doktorarbeit an der Universität Oxford mit dem Thema Impact-Messung beschäftigt hat.

Die Investoren sollen für mehr Impact keine Abstriche bei der finanziellen Performance machen. „Unser Ziel ist, das Top-Quintil von Venture-Capital-Fonds zu erreichen und eine Internal Rate of Return oberhalb von 20% zu erzielen“, sagt Birnbaum, der vor der Gründung von Revent für den französischen Risikokapitalgeber Partech den Bereich Frühphasen-Investments in Deutschland aufgebaut hat und zuvor bei Simon Kucher & Partners in New York Technologiefirmen bei ihrer Preis- & Marketingstrategie beraten hat.

„Für die Unternehmen in die wir investieren, ist Impact ein Asset“, sagt Birnbaum. Der Fokus liegt auf Technologie, die zu den Themen Klima, Gesundheit oder ökonomische Teilhabe einen positiven Beitrag leisten kann, und lukrative Chancen zur Skalierung bietet. Insgesamt will der Fonds in bis zu 25 Unternehmen investieren, wobei die Tickets zwischen 200000 Euro in einer kleinen Seed-Runde und 2 Mill. Euro als Teil einer Series A liegen können.

In sieben Unternehmen hat Revent bereits investiert, darunter Net Purpose aus London, die Assetmanagern Impact-Daten zu Unternehmen liefern will, Electricity Map aus Kopenhagen, die ihren Kunden Daten zur Berechnung eines CO2-Fußabdrucks auf Grundlage ihres Stromverbrauchs liefert, sowie Sylvera aus London, die Satellitenbilder für das Monitoring von Wiederaufforstungsprojekten zum Ausgleich von CO2-Emis­sionen analysiert.

Das erste Engagement in Deutschland ist die Hamburger Mobile Bank Tomorrow, die einen Teil ihrer Gebühren in Wiederaufforstungsprojekte steckt und sich ihren Kunden gerne als „Zebra“ präsentiert – den Gegenentwurf zum „Einhorn“ als profitorientiertes Start-up mit milliardenschwerer Bewertung. Lauren Lentz ist kein Fan dieser Kategorisierung: „Mir gefällt die Unterscheidung nicht besonders, denn es führt dazu, dass die Leute über diese Unternehmen als etwas Separates in gesonderten Kategorien nachdenken. Es verstärkt noch die Mentalität, dass man entweder ein wirtschaftlich erfolgreiches Einhorn baut oder eben etwas ganz anderes macht, ein Zebra, das einer anderen Kategorie angehört. Diese beiden müssen zusammenkommen, das ist genau die These unseres Fonds und das ist auch der Trend den wir sehen.“

Deutschland hat Aufholbedarf

Impact Investing in Deutschland ist auch für den EIF noch nicht Mainstream. Insgesamt hat der Fonds seit 2013 hierzulande in vier Impact Fonds investiert, die von Ananda Ventures und Bonventure gemanagt werden. Beide sitzen in München. In Großbritannien zählen die Experten des EIF aktuell 30 Impact-Fonds-Manager. In Frankreich sind es 20. Der EIF sei grundsätzlich bereit, sich an weiteren Impact-Fonds zu beteiligen, heißt es auf Anfrage.

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