Risse im Bärenmarkt belasten Quants
Bloomberg New York – Die Kurserholung im Zuge der jüngst erfreulichen Inflationsdaten aus den USA hat an der Börse nicht nur Erleichterung bewirkt. Auf schnelle Trades spezialisierte Quant-Fonds mussten innerhalb von nur zwei Handelstagen Aktien und Anleihen im Wert von schätzungsweise 225 Mrd. Dollar kaufen, da eine der heißesten Handelsstrategien der Wall Street im großen Bärenmarkt von 2022 Risse zu zeigen schien. Die niedriger als erwartet ausgefallenen Verbraucherpreisdaten lösten eine Rally aus, so dass trendfolgende Händler gezwungen waren, Aktien-Leerverkäufe im Volumen von 150 Mrd. Dollar glattzustellen, wie JPMorgan schätzt. Im Anleihebereich dürften Short Positonen im Volumen von 75 Mrd. Dollar aufgelöst worden sein. Sollten sich systemorientierte Anlegergruppen wie Commodity Trading Advisors (CTAs) im Zuge der Erholung genötigt sehen, auf eine weitere Aufwärtsbewegung zu wetten, rechnen Wall-Street-Strategen angesichts der Finanzkraft des Segments mit starken Kursgewinnen.
Wenn die Börsenbarometer ihre Niveaus in etwa beibehalten, dürften CTAs laut Scott Rubner von Goldman Sachs diese Woche Aktien im Wert von 28 Mrd. Dollar kaufen. Stabile Anleihekurse könnten dazu führen, dass in diesem Bereich auf Wochensicht Kauforders von 40 Mrd. Dollar erteilt werden. Auf Monatssicht könnten es 100 Mrd. Dollar werden, so der Managing Director.
Die Prognosen deuten bei den regelbasierten Anlegern auf eine anhaltende Allokationsverschiebung hin. Anfang des Jahres hatten sie in großem Stil von Wetten auf die Inflation profitiert, indem sie auf Kursverluste bei Aktien und Staatsanleihen setzten und gleichzeitig auf eine Aufwertung des Dollars und Preisanstiege bei Rohstoffen. Laut Goldman dürften CTAs ihre Kauforders verstärkt haben, als der S&P die 3804er-Marke – die kurzfristig positive Signale lieferte – und die 3966er-Marke, die als Schwelle für mittelfristiges Momentum gilt, zurückeroberte.