Wertpapierhandels-App

Robinhood vor Börsengang

Die populäre Wertpapierhandels-App Robinhood strebt in der kommenden Woche an die US-Technologiebörse Nasdaq. Die avisierte Bewertung des zuletzt in Kontroversen verwickelten Unternehmens liegt etwas unter den Erwartungen.

Robinhood vor Börsengang

nok New York

Robinhood Markets, der amerikanische Betreiber einer populären Wertpapierhandels-App, steht kurz vor dem an der Wall Street mit Spannung erwarteten Börsengang (IPO) an der US-Technologiebörse Nasdaq. Das Unternehmen will Aktien in einer Preisspanne von 38 Dollar bis 42 Dollar emittieren, wie aus einer Mitteilung an die Börsenaufsicht hervorgeht. Am oberen Ende der Spanne läge das Emissionsvolumen bei 2,3 Mrd. Dollar. Das Unternehmen käme damit auf eine Bewertung von insgesamt 35 Mrd. Dollar, was etwas unter dem zuletzt erwarteten Niveau von 40 Mrd. Dollar liegt.

Robinhood plant die Notierung unter dem Symbol „HOOD“. Goldman Sachs und J.P. Morgan sind die führenden Konsortialbanken bei dem IPO, das in der zweiten Hälfte der kommenden Woche stattfinden könnte.

Gegründet wurde Robinhood 2013 von zwei Studenten der kalifornischen Stanford University, Vlad Tenev und Baiju Bhatt. Die beiden werden nach der Emission die Mehrheit der Stimmrechte halten. Die Plattform des Unternehmens ermöglicht es den Nutzern, unbegrenzt provisionsfreie Geschäfte mit Aktien, börsengehandelten Fonds, Optionen und Kryptowährungen zu tätigen. Robinhood stand zuletzt aber im Zentrum der Turbulenzen um die Gamestop-Aktie und andere in Internetforen hochgejubelte Titel. Anfang des Jahres war Robinhood bei Kunden in die Kritik geraten, weil der Kauf von Aktien über die Plattform zeitweilig beschränkt wurde. Dazu hatte die amerikanische Finanzaufsicht Finra Robinhood zur Zahlung von rund 70 Mill. Dollar verurteilt, weil sie ihren Kunden „weit verbreiteten und erheblichen“ Schaden zugefügt hat. Das war die bis jetzt höchste von dem Regulierer angeordnete Geldbuße.

Die Finra bemängelte in der Begründung für die Strafe, dass weit verbreitete technische Probleme der Plattform in Zeiten hoher Kursschwankungen einige Händler Zehntausende von Dollar gekostet hätten. Robinhood habe außerdem Tausenden von Kunden erlaubt, riskante Optionen zu handeln, auch wenn es für sie „nicht angemessen“ war. Robinhood habe seit mehr als fünf Jahren versäumt, ein System für die Einhaltung der Wertpapiervorschriften „zu etablieren und zu pflegen“.

Das im kalifornischen Technologiezentrum Silicon Valley beheimatete Unternehmen wurde Ende des vergangenen Jahres auch von der Börsenaufsicht SEC mit einer Strafe von 65 Mill. Dollar belegt, weil es Kunden nicht über sein Geschäftsmodell aufgeklärt hatte. Robinhood leitet die für die Kunden kostenlosen Aufträge an andere Broker weiter und erhält dafür Provisionen.

Trotz der Kontroversen setzte sich das Wachstum des Unternehmens im zweiten Quartal fort, allerdings nicht im gleichen Tempo wie am Jahresanfang. Getrieben wurde das Wachstum von neuen Kontoeröffnungen und einem Anstieg des Handelsvolumens mit Optionen und Kryptowährungen. Das Unternehmen kalkuliert für das zweite Quartal mit Einnahmen zwischen 546 Mill. und 574 Mill. Dollar – mehr als doppelt so viel wie im Vorjahr. Die Zahl der an ein Bankkonto gekoppelten Robinhood-Konten stieg im zweiten Quartal gegenüber dem Startquartal um 4,5 Millionen auf insgesamt 22,5 Millionen.

Im Aktienhandel meldete Robinhood im zweiten Quartal aber einen Rückgang der Aktivität im Vergleich zum Vorjahr. Diese Verlangsamung wird sich nach eigener Einschätzung fortsetzen. Robinhood rechnet damit, dass die Gesamteinnahmen im dritten Quartal unter dem Niveau des zweiten Jahresviertels liegen werden. Robinhood will im Rahmen des Börsengangs auch zwischen 20% und 35% der Aktien an Nutzer der Plattform verkaufen. Zudem sei Salesforce daran interessiert, Robinhood-Aktien im Wert von bis zu 150 Mill. Dollar zum Ausgabepreis zu erwerben.

Wertberichtigt Seite 6