Robuste Konjunktur macht niedrige Zinsen wett

Geringe Risikovorsorge lässt die Gewinne der deutschen Banken ansteigen - Kapitalzuführungen erhöhen Widerstandskraft

Robuste Konjunktur macht niedrige Zinsen wett

Die gute Konjunktur mildert durch eine historisch niedrige Risikovorsorge die Auswirkungen der niedrigen Zinsen auf die Banken. Das Fristentransformationsrisiko aber steigt, warnt die Bundesbank in ihrer alljährlichen Analyse der Ertragssituation.sto Frankfurt – Die deutschen Banken haben im vergangenen Jahr trotz des Niedrigzinsumfelds ihre Gewinne dank historisch niedrigen Risikovorsorgen um 1,5 Mrd. Euro auf 26,5 Mrd. Euro im Vergleich zum Vorjahr steigern können. Dies berichtet die Bundesbank in ihrem jährlichen Bericht zur Ertragslage der Banken. Einen großen Teil des Ergebnisses – 9,7 Mrd. Euro – verwendeten die Banken zur Binnenstärkung des Eigenkapitals. Dank der deutlich verbesserten bilanziellen Eigenkapitalausstattung sei die Widerstandsfähigkeit der deutschen Kreditinstitute gegenüber den Belastungen durch das Niedrigzinsumfeld hoch, urteilen die Bankenaufseher.Für die im Monatsbericht September erschienene Analyse wurden die Jahresabschlüsse der Banken gemäß den Vorgaben des Handelsgesetzbuches (HGB) untersucht. Angesichts von Fusionen reduzierte sich die Zahl der Banken auf 1 679 von 1 715. Folge von SonderpostenDie operativen Erträge verbesserten sich den Berechnungen der Bundesbank zufolge um 4 Mrd. Euro auf 127,9 Mrd. Euro. Dabei spielten allerdings Sondereffekte bei “einer Großbank”, wie es heißt, eine wesentliche Rolle. Und zwar waren bei der Deutschen Bank die Beteiligungserträge, Dividenden aus Aktien und Erträge durch Auflösung stiller Reserven um 2,9 Mrd. Euro gestiegen. Diese Sonderposten zeigen sich im Zinsüberschuss, haben aber mit dem klassischen Zinsgeschäft der Geldhäuser nichts zu tun.Insofern verbesserte sich über alle Banken betrachtet zwar der Zinsüberschuss um 2,5 Mrd. Euro auf 95,9 Mrd. Euro. Das waren 75 % der operativen Erträge, 1,7 Prozentpunkte mehr als im langfristigen Durchschnitt (siehe Grafik). Primär sei diese Entwicklung aber durch den Anstieg der laufenden Erträge aus Aktien, Beteiligungen und anderem um 3,7 Mrd. Euro auf 15 Mrd. Euro getrieben gewesen, hält die Bundesbank fest. Der Anteil dieser Sonderposten an den Zinserträgen lag mit 8,9 % über dem langjährigen Durchschnitt von 5,9 %. Der Nettoertrag aus dem klassischen Zinsgeschäft verschlechterte sich dagegen um 0,9 Mrd. Euro auf 78,1 Mrd. Euro. “Dies bestätigt der Tendenz nach die Erwartungshaltung schwindender Ertragsaussichten im anhaltenden Niedrigzinsumfeld, wenngleich kein Einbruch zu erkennen ist”, heißt es in der Analyse. Auf dem Zinsüberschuss lasteten auch “in begrenztem Maße” höhere Pensionsrückstellungen.Die Zinsspanne erhöhte sich nur marginal auf 1,11 %. Dieser Wert gibt insbesondere Auskunft über die Ertragskraft der Verbundinstitute, also der Genossenschaftsbanken und der Sparkassen. Die Zinsspanne bei den Volks- und Raiffeisenbanken ging um 0,07 Prozentpunkte auf 2,14 % zurück und bei den Sparkassen um 0,03 Prozentpunkte auf 2,06 %.Die Refinanzierungssituation bezeichnet die Bundesbank als günstig angesichts der niedrigen Sätze. Im Zuge der Liquiditätsversorgung durch die EZB vervierfachte sich die Überschussliquidität der Banken bei der Zentralbank auf fast 200 Mrd. Euro. Diese führte durch den negativen Zinssatz von 0,4 % zu Aufwendungen von 248 Mill. Euro.Die Bundesbank warnt, dass sich das bilanzielle Fristentransformationsrisiko erneut erhöht hat. Denn auf der Passivseite nimmt die Konzentration auf täglich fällige Einlagen zu, während die Kredite mit wesentlich längeren Zinsbindungsfristen auf der Aktivseite eine immer größere Rolle spielen. Besonders die Verbundinstitute sieht die Bundesbank als anfällig. Der Anteil der täglich fälligen Einlagen erhöhte sich bei den Kreditgenossen auf 43 % und bei den Sparkassen auf 41 %. Dies ist jeweils doppelt hoch wie vor Ausbruch der Finanzkrise. Der Anteil der langfristigen Kredite stieg auf 54 % beziehungsweise 56 %. ZahlungsverkehrsentgelteDer Provisionsüberschuss der untersuchten Geldhäuser verbesserte sich um 1,2 Mrd. Euro auf 30,5 Mrd. Euro. Mit einem Anteil von 23,8 % an den operativen Erträgen überstieg das Provisionsgeschäft den langfristigen Durchschnittswert um 1,5 Prozentpunkte. Angesichts der schwindenden Zinseinnahmen setzen die Banken vermehrt auf Entgelte aus dem Giro- und Zahlungsverkehr, dem Wertpapier- und Depotgeschäft sowie auf Vermittlungsgebühren für Finanzprodukte. Das Handelsergebnis zeigte sich nahezu unbewegt bei 3,7 Mrd. Euro.Höhere Personalkosten und steigende Ausgaben zur Erfüllung der regulatorischen Vorgaben sorgten dafür, dass sich die Aufwand-Ertrag-Relation um 1,2 Prozentpunkte auf 70,4 % verschlechterte. Die Verwaltungsaufwendungen kletterten um 5 % auf 90 Mrd. Euro und erreichten einen neuen historischen Höchststand. Gemessen an der Bilanzsumme bewegten sie sich aber auf dem Niveau des langfristigen Durchschnitts.