Rom denkt über neue Großbank nach

Carige beantragt staatliche Garantien für Anleihen

Rom denkt über neue Großbank nach

bl Mailand – Italiens Regierung sucht nach Lösungen zur Beendigung der Bankenkrise im Land. Staatssekretär Stefano Buffagni hat nun die Bildung einer dritten großen Bankengruppe neben Unicredit und Intesa Sanpaolo ins Spiel gebracht. Dabei denkt er insbesondere an einen Zusammenschluss der angeschlagenen Monte dei Paschi di Siena (MPS) mit der Mailänder BPM oder der Bper sowie möglicher weiterer Akteure. Eine Fusion mit der gerade vom Staat geretteten Genueser Sparkasse schloss Buffagni aus. Dies wäre keine “dauerhafte Lösung”. Wirtschaftsminister Giovanni Tria versucht, die Problematik herunterzuspielen. Bei den Krisen handele es sich um isolierte Einzelfälle von Banken mit schlechten Geschäftsführungen und den Auswirkungen zweier Wirtschaftskrisen. Man werde sich an alle europäischen Regeln bei staatlichen Rettungsaktionen halten.Buffagni ist der Auffassung, dass sich “aus schwierigen Situationen auch Chancen ergeben”. Er denkt an die Bildung einer Bankengruppe, die auch im Ausland wachsen könne. Unterdessen scheint das Interesse weder bei BPM noch bei Bper sehr groß zu sein. Beide Institute sind nicht sonderlich kapitalstark und wollen sich wohl nicht unbedingt neue Lasten ans Bein binden. Bper (Banca Populare dell’Emilia-Romagna) integriert gerade die Banco di Sardegna. Das Institut, das auf eine Bilanzsumme von 71,2 Mrd. Euro kommt, die Nettoquote ausfallgefährdeter Kredite mit 8,34 % (30.9.2018) und die harte Kernkapitalquote mit 12 % angibt, verfügt mit der Versicherungsgruppe Unipol, die fast 20 % der Anteile hält, zumindest über eine stabile Eigentümerstruktur. Im Falle einer Angliederung der MPS an ein anderes Institut würde wohl der Großteil der faulen Kredite von 6,1 Mrd. Euro (brutto) der zu 68 % staatlichen Bank auf die staatliche Bad Bank SGA übertragen. Offen ist, wie diese Kredite dabei bewertet würden. Das ist ein Thema, das auch die EU-Kommission interessiert.Die Bankenkrise hat sich einerseits verschärft durch den Anstieg des Zinsaufschlags (Spread) für italienische Staatsanleihen gegenüber deutschen. Damit haben sich die Refinanzierungskosten für die italienischen Banken deutlich erhöht, was vor allem die MPS hart trifft.Gerade Krisenbanken wie Carige, MPS und die Volksbank von Bari können sich nicht mehr am Kapitalmarkt refinanzieren. Carige hat nun staatliche Garantien für neue Anleihen beantragt. Diese Anfrage sei auch der EU-Kommission zur Kenntnis gegeben worden, sagte Tria am Donnerstag während einer parlamentarischen Anhörung. EZB-Bankenaufsicht hatte das Geldhaus unter Zwangsverwaltung gestellt. Sie hat jetzt auch verlangt, dass MPS ihre Bestände an faulen Krediten bis 2026 abschreibt. Die HVB-Mutter Unicredit, die als stabil gelten darf, hat mitgeteilt, dass sie ihre faulen Kredite, die brutto bei 21,7 Mrd. Euro liegen, bis 2024 abbauen soll, dies aber nur sehr geringe Auswirkungen auf ihre Kapitalquote habe. Die Bank will sie im Kerngeschäft schon bis 2021 komplett abschreiben.