Rückversicherer gehen größere Anlagerisiken ein

S & P-Bericht: Anteil an "BBB"-Anleihen hat sich deutlich erhöht - Gutes Rating nicht gefährdet

Rückversicherer gehen größere Anlagerisiken ein

tl Frankfurt – Rückversicherer dürften zukünftig vermehrt in Festverzinsliche investieren, die gerade noch ein Investment-Grade-Rating (also “BBB”) haben. Diese Meinung vertritt die Ratingagentur Standard & Poor’s in ihrer jüngst erschienenen Studie “Global Reinsurers Are Reluctant To Increase Asset Risks To Bolster Investment Returns”. Konservative AnlagepolitikEine konservative Kapitalanlagepolitik habe die Rückversicherer vor den Auswirkungen der globalen Finanzkrise von 2008 und der europäischen Staatsschuldenkrise geschützt, heißt es in dem Bericht von Marco Sindaco. Die geografische Diversifikation und die Ausrichtung auf hoch eingestufte Länder habe zu stabilen Ratings geführt. Einerseits sei das Risikoprofil zwar volatiler. Dies werde andererseits aber ausgeglichen durch eine vergleichsweise kurze Duration der Assets, die der Duration der Verpflichtungen entspreche. Als weitere Vorteile sieht S & P das geringe Marktrisiko, das Fehlen von Garantiezinsen (wie in der Lebensversicherung) und die hohe durchschnittliche Kreditqualität und Liquidität der Portfolien. Da höher verzinsliche Anlagen auslaufen und die Zinsen weltweit niedrig bleiben, müssten Rückversicherer danach streben, ihr Renditeniveau zu halten, ohne Abstriche von der bisherigen hohen Kreditqualität zu machen. Einer Veränderung des Kapitalanlagemix würden aber durch die Marktbedingungen und das strenge Asset Liability Management (ALM) Grenzen gesetzt, heißt es in dem Bericht. “Daher gehen wir davon aus, dass Rückversicherer ihren Anteil an ,BBB`-gerateten Anleihen erhöhen werden”, schreibt S & P-Autor Sindaco. Bei ihrer aktuellen Kapitalausstattung könne die Branche einen doppelt so hohen Anteil an “BBB”-Anleihen verkraften, bevor es zu signifikanten Änderungen der Ratings kommen würde. In dem Bericht stehen die Top 21 der globalen Rückversicherer für die gesamte Branche.Für diese Gruppe wird der Anteil riskanterer Assets – das sind Aktien, Immobilien und Non-Investment-Grade-Anleihen – für 2015 mit im Durchschnitt “konservativen” 35 % des risikoadjustierten Kapitals angegeben. Aktuell hätten fast drei Viertel der Anleiheportfolios ein Rating zwischen “A+” und “AA-“. Aufgrund ihres hohen Liquiditätsbedürfnisses halten Rückversicherer 10 % ihrer Kapitalanlagen in schnell liquidierbarer Form, wie Bankeinlagen. Dazu kämen Einlagen von Erstversicherern, die S & P auf 5 % der Kapitalanlagen schätzt. Die Aktienanlage habe zwar seit 2011 um 40 % zugenommen, machte aber Ende 2015 nur 6 % der Kapitalanlagen aus. Der Immobilienanteil schließlich sei vernachlässigbar, so S & P.Betrachtet man die Zusammensetzung der Festverzinslichen nach ihrer Kreditqualität, so fällt ein leichter Qualitätsverlust auf (s. Grafik). So hat sich der Anteil der “BBB”-Papiere seit 2011 auf 11,9 % fast verdoppelt. Am stärksten verloren haben in diesem Zeitraum die “AAA”-Papiere, deren Anteil um 10,5 Prozentpunkte auf 30,8 % zurückging. Zwei SzenarienS & P hat zwei Szenarien aufgesetzt, um veränderte Zusammensetzungen der Anleiheportfolien durchzuspielen. In einem ersten Szenario verdoppelt sich der Anteil von “BBB”-Anleihen auf 24 % und verringert sich der von “AAA”-Anleihen auf 19 %. Dann läge das durchschnittliche Rating des Anleiheportfolios bei “A”. Die sich daraus ergebenden steigenden Eigenkapitalanforderungen hätten einen “vernachlässigbaren” Effekt auf die durchschnittliche Kapitaladäquanz, sprich das Risiko, dass die Rückversicherer ihren Verbindlichkeiten nicht nachkommen können.Im (strengeren) zweiten Szenario verschlechtern sich alle “BBB” und besser gerateten Anleihen um eine Ratingklasse. Selbst dann läge die Kapitalausstattung über den Anforderungen für ein “AAA”-Rating. Allerdings könnte bei vier der von S & P betrachteten Rückversicherer das Rating in Gefahr kommen.—– Wertberichtigt Seite 6