ASSEKURANZ IM UMBRUCH

Rückversicherer haben Rückenwind

Makler: Trend zu Verbriefungen bedroht traditionelles Geschäftsmodell

Rückversicherer haben Rückenwind

Von Christiane Lang, FrankfurtVor allem das Ausbleiben von Großschäden hat den drei großen Rückversicherern Munich Re,Swiss Re und Hannover Rück im ersten Quartal 2013 den Rücken gestärkt. Bei Munich Re und besonders bei Swiss Re spiegeln sich die günstigen Bedingungen in Gewinnsteigerungen wider, während Hannover Rück dennoch einen Ergebnisrückgang verbuchte. Bei der Talanx-Tochter hatten positive Sondereffekte bei den unrealisierten Gewinnen das Ergebnis des Vergleichsquartals gepusht.Die Schaden-Kosten-Quote (Combined Ratio) in den Schadenrückversicherungssparten ist im ersten Quartal bei allen drei Branchenriesen gesunken, am kräftigsten bei Swiss Re, wo sie um über 15 Prozentpunkte auf ein äußerst niedriges Niveau von 69,7% rutschte. Bei Munich Re betrug der Rückgang immerhin noch 8,9 Prozentpunkte auf 85,7%, bei Hannover Rück waren es 2,8 Punkte auf 94,0%. Liegt die Combined Ratio unter 100%, schreiben die Versicherer versicherungstechnische Gewinne.Es ist reines Glück, wenn große Schäden wie Naturkatastrophen oder auch Man-made-Unglücke ausbleiben. Zuletzt litten die Rückversicherer 2011 unter einer sehr hohen Häufung von Katastrophenschäden, die die kombinierten Schaden-KostenQuoten über 100% trieb. Dass die Swiss Re 2011 anders als ihre Konkurrenten trotzdem einen Gewinnsprung hinlegte (siehe Grafik), lag daran, dass sie nach der Bereinigung von Altlasten aus den Krisenjahren 2008 und 2009 Rückstellungen auflösen und damit die Schadenbelastung auffangen konnte. Letztlich ist es also nur eine Frage der Zeit, bis sich der Wind wieder dreht.Nun ist Unsicherheit und das Auf und Ab der Schadenbelastungen von jeher das Geschäft der Rückversicherer. Allerdings haben sich die Bedingungen, unter denen die Branche aktiv ist, in den letzten Jahren deutlich verändert, und zwar sowohl bei den Schäden als auch im Wettbewerb und bei den Kapitalanlageergebnissen aufgrund des anhaltend historisch niedrigen Zinsniveaus. Mehr Angebot als NachfrageDer immer heftigeren und sich häufenden Naturkatastrophen versuchen die Rückversicherer durch entsprechende Preispolitik und selektives Underwriting Herr zu werden. Doch ist es nach Jahren mit guten Gewinnen wie 2012 nicht einfach, bei den Kunden Preiserhöhungen durchzusetzen. Dass die vergangene Vertragserneuerungsrunde Anfang April, die vor allem die asiatische Region betraf, für die Rückversicherer dennoch zum größten Teil zufriedenstellend ausfiel, führt der amerikanische Rückversicherungsbroker Willis Re besonders darauf zurück, dass die großen japanischen Versicherer sich der Unterstützung der Rückversicherer in den schwierigen Jahren 2011 und 2012, als diese mit den Folgen des Tsunami und Fukushima kämpften, bewusst gewesen seien. Der Broker rechnet aber damit, dass in den kommenden Erneuerungsrunden im Sommer die Preise doch noch unter Druck geraten werden.Zudem wird der Wettbewerb auch durch Überkapazitäten härter: Auf der einen Seite dämpfen die unsicheren Konjunkturaussichten das Geschäft der Erstversicherer und damit deren Nachfrage nach Rückversicherung. Bei ihnen registriert der US-Makler Aon Benfield steigende Selbstbehaltsquoten, also immer mehr Geschäft, das in den eigenen Büchern gehalten und nicht an Rückversicherer abgegeben wird. Dies, obwohl die Versicherer – angetrieben von den Ratingagenturen und dem künftigen neuen Eigenkapitalregime Solvency II – Risiken mit mehr Eigenkapital unterlegen müssen.Auf der anderen Seite haben sich die Rückversicherer wieder dicke Kapitalpolster zugelegt, wodurch sie mit deutlich höheren Kapazitäten aufwarten können. Laut Aon Benfield ist allein 2012 das Kapital der Rückversicherer um 11% auf 505 Mrd. Dollar geklettert. Volumina fehlenDie eigentliche Bedrohung für die traditionellen Rückversicherer sieht der Makler allerdings in der wachsenden alternativen Rückversicherung, bei der Rückversicherungsrisiken via Verbriefungen an den Kapitalmarkt transferiert werden. Den Insurance Linked Securities (ILS) und Collateralized Markets stehe immer mehr Liquidität zur Verfügung, schreibt Aon Benfield in einer Analyse. Das sind Volumina, die dem traditionellen Rückversicherungsgeschäft fehlen und nach Einschätzung von Willis Re auch nicht durch das Wachstum in den aufstrebenden Märkten ausgeglichen werden können.